Texas Instruments übernimmt Aktien der europäischen Holding

James Martin segelt in Europa demnächst unter der TI-Flagge

26.04.1991

FREISING/HAMBURG (qua) - Die europäischen Niederlassungen des Software und Beratungsunternehmens James Martin Associates (JMA) werden voraussichtlich zum Juni 1991 in die Texas Instruments Inc. CM, Dallas, eingegliedert. Der texanische Technologiekonzern erwirbt dadurch Kontrolle und Verantwortung beim Europa-Vertrieb seiner CASE-Umgebung Information Engineering Facility (IEF) zurück.

Seit 1988 besitzt James Martin Associates die europaweiten Vertriebsrechte für das TI-eigene Anwendungsentwicklungs-System, das auf der von James Martin entwickelten Information-Engineering-Methode basiert. Derzeit verdienen mehr als 300 JMA-Mitarbeiter in 14 europäischen Ländern ihren Lebensunterhalt mit IEF-Verkauf, -Support und -Beratung.

Wie Klaar de Graaf, Geschäftsführer der in Hamburg ansässigen JMA Deutschland GmbH, versichert, erwirtschaftete zumindest die mittlerweile 60 Mitarbeiter starke deutsche Niederlassung von Anfang an einen Gewinn. Allerdings sei es zunehmend schwieriger, das Dilemma zwischen Unternehmenswachstum und Gewinnoptimierung zu lösen. Mit dem weltweit 70 000 Beschäftigte zählenden Großunternehmen im Rücken ließen sich dem expedierenden CASE-Markt angepaßte Umsatzsteigerungen von bis zu 100 Prozent im Jahr leichter verkraften.

Darüber hinaus hatte das JMA-Management offenbar Ursache, daran zu zweifeln, daß die Vertriebspartnerschaft mit TI über das bis 1994 befristete Abkommen hinaus Bestand haben würde. Auch aus diesem Grund suchte und forderte James Martin Associates das Gespräch mit Texas Instruments. Erläutert de Graaf- "Wir wollten nicht 1993 in eine panische Situation geraten."

De facto wird die europäische TI-Zentrale voraussichtlich zum 31. Mai 1991 sämtliche Aktien der JMA-Holding übernehmen - gegen 30 Millionen Dollar sowie weitere "erfolgsabhängige" Zahlungen innerhalb der nächsten zwei Jahre. Laut de Graaf behalten die ehemaligen JMA Niederlassungen ihre Firmennamen, werden jedoch als Teil der Abteilung Advanced Information Management (AIM) in die Information Technology Group (ITG) von Texas Instruments eingliedert.

Die Texaner erklärten bereits ihre Absicht, alle 300 europäischen JMA-Mitarbeiter zu übernehmen. Es bestehe kein Anlaß zur Unzufriedenheit mit dem bisherigen Partner, so war aus der Texas Instruments GmbH in Freising zu erfahren. IEF läuft in Europa auf rund 100 mittleren bis großen Hardwareplattformen; die Anzahl der europäischen Installationen beträgt demnach etwa die Hälfte der weltweiten Basis.

Mit der JMA-Übernahme strebt Ti eigenen Aussagen zufolge in den USA und in Europa einheitliche Vertriebsmodalitäten an - nicht zuletzt deshalb, um "Perspektiven für Großaufträge von multinationalen Unternehmen" zu schaffen. Außerdem sollen den Kunden demnächst "Hard- und Softwarelösungen aus einer Hand" offeriert werden. IEF läuft unter dem IBM-Mainframe-System MVS, unter DEC/VMS, MS-DOS, OS/2 und Tandem Nonstop sowie unter den Unix-Derivaten von Fujitsu und TI.