Outsourcing kann sich rechnen

IT verbessert Kredit-Rating

17.03.2010 von Thomas Gebhardt
IT ist für die Bonitätseinstufung wichtiger, als viele Unternehmen glauben. Outsourcing und Auditing können Banken überzeugen.
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In der Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Management von Vertragsrisiken erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Banken sind dazu verpflichtet, neue Vorschriften wie die Eigenkapitalrichtlinien nach Basel II und Mindestanforderungen an das Risiko-Management anzuwenden. Das kann sich bis auf die Vergabe von IT-Outsourcing-Projekten auswirken. Geschäftsführer und IT-Manager sind sich dessen häufig noch nicht bewusst, Gleiches gilt für viele Banken: Für sie spielte die Leistungsfähigkeit und Effizienz einer IT-Abteilung bei der Kreditvergabe und Einstufung im Rating bislang kaum eine Rolle. Beide Seiten müssen jetzt dazulernen.

Rating der Banken hängt von Bonität ab

Banken achten heute bei der Kreditvergabe stark auf ihre Eigenkapitalunterlegung und ziehen als wichtigste Steuergröße die Bonität ihrer Kunden heran. Die Bonität bestimmt in hohem Maße, zu welchen Konditionen Unternehmen Kredite erhalten. Das Rating, also die Beurteilung der Bonität, ist Teil der Kreditentscheidung und Basis der Preisfindung. Hier fließen je etwa zur Hälfte Finanzkennzahlen und qualitative Aspekte ein. Zu den harten Faktoren zählen die Ertragslage, der Cashflow, die Eigenkapitalquote, die Liquidität, Vorräte sowie das Forderungs-Management. Für die qualitative Beurteilung werden unter anderem Produkt und Markt, Planung und Steuerung sowie Unternehmensführung und Informationspolitik bewertet.

Liquidität sichern
Für ein gutes Banken-Rating braucht Ihr Unternehmen gute Erträge und Cashflow sowie eine gute Eigenkapitalquote und ausreichend Liquidität. (Foto: R. Levin/Fotolia.com)
IT analysieren
Stellen Sie Ihre Unternehmens-IT regelmäßig auf den Prüfstand und dokumentieren Sie gegenüber Ihrer Bank alle Verbesserungen bei Geschäftsprozessen und in der IT. (Foto: Elgris/Fotolia.com)
Dialog suchen
Suchen Sie den offenen Dialog mit Ihrer Bank. Informieren Sie frühzeitig über geplante Maßnahmen und Investitionen in Ihrem Unternehmen.
Schwachstellen aufdecken
Spezialisierte Sourcing-Berater helfen, Schwachstellen aufzudecken und Unternehmensressourcen bestmöglich einzusetzen.
Know-how schützen
Bewerten Sie eine IT-Sourcing-Strategie nicht nur unter Kostengesichtspunkten. Achten Sie besonders darauf, dass kein elementares Firmenwissen nach außen wandert. (Foto: Fotolia.com/Horticulture)
Wettbewerb erzeugen
Würdigt Ihre Bank Verbesserungen in der IT nicht, holen Sie Alternativangebote ein. Wettbewerb belebt auch hier das Geschäft. (Foto: Pressmaster/Fotolia.com)

Günstigere Zinsen durch besseres Rating

Die Banken sind angehalten, ein Rating nicht nur bei der Neuvergabe von Krediten vorzunehmen, sondern regelmäßig. Verschlechtert sich die Einstufung während der Kreditlaufzeit, wird die Bank ihr gestiegenes Ausfallrisiko durch höhere Zinsen finanzieren. Umgekehrt geben Banken eine Verbesserung beim Rating in Form günstigerer Zinsen mehr oder weniger schnell an die Kreditnehmer weiter.

Bonitätsklassen spiegeln das Ausfallrisiko wider

Die verschiedenen Bankengruppen und Rating-Agenturen arbeiten mit zahlreichen Bonitätsklassen. Bei der Rating-Agentur S&P beispielsweise reichen diese von AAA bis D und bilden eine exponentiell zunehmende Ausfallwahrscheinlichkeit ab. Eine Rating-Verbesserung von B nach BB hat demnach eine stärkere Hebelwirkung als ein Anstieg von BBB nach BBB+.

IT als Parameter in der Kreditvergabe

Viele Unternehmen sind sich jedoch nicht darüber im Klaren, dass sie mit ihrer IT-Strategie unter Umständen auf das Kredit-Rating Einfluss nehmen können. Verbessert eine IT-Abteilung beispielsweise durch ein geschicktes Outsourcing das Kredit-Rating des Unternehmens, und ist der Darlehensbetrag groß genug, liegen die Einsparungen durch bessere Kreditzinsen unter Umständen höher als die direkt aus dem Outsourcing resultierende Kostenreduktion. Ein interessanter Ansatz, der bislang zu wenig oder gar keine Beachtung findet - und durchaus ein Grund mehr, bestehende oder potenzielle Outsourcing-Vorhaben genau unter die Lupe zu nehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Unternehmen mit den erzielten Verbesserungen von sich aus auf die Kreditinstitute zugehen.

Wie Outsourcing das Kredit-Rating beeinflusst

Beim klassischen Outsourcing übergibt ein Unternehmen Hardware und Software an einen externen Dienstleister. Das Anlagevermögen wird dadurch kleiner (oder nimmt bei Neubeschaffung nicht zu). Durch das geringere Anlagevermögen verkürzt sich die Bilanz, und die Eigenkapitalquote steigt. Dies wiederum zieht eine positive Bewertung nach sich. Wer außerdem Geräte zum üblicherweise über dem Buchwert liegenden Marktwert abgibt, nimmt darüber hinaus einen außerordentlichen Ertrag mit und verbessert so schlagartig die Liquidität. In Zeiten knapper Kassen kein schlechter Ansatz. Volle Auftragsbücher allein helfen nämlich wenig, wenn die erforderlichen Produktionsmittel aufgrund fehlenden Kapitals nicht zur Verfügung gestellt werden können.

Das raten CIOs beim Outsourcing
Reinhard Eschbach, Thomas Cook: Transparenz ist das A und O
„Jeder Dienstleister ist nur so gut, wie ihn der Auftraggeber steuert. Outsourcing darf keine Black Box sein: Ich will verstehen, was der Provider macht, und kontrollieren, ob dies in Einklang mit meinen Zielen steht. Die Transparenz der Kosten – sowohl meiner eigenen als auch derjenigen des Providers – halte ich für wichtig. Eine Open- Book-Policy schafft nicht nur Vertrauen, sie ist auch effizienter, weil beide Seiten wissen, welche Hebel sie ansetzen können.“
Ralf Stalinski, Cognis: Akzeptanz beim User schaffen
„Wer auslagert, sollte im Vorfeld eine Art Inventur machen, um einen Überblick darüber zu haben, welche Services in den einzelnen Ländern erbracht werden. Erschwert wird Outsourcing vor allem durch die Kluft zwischen der User-Akzeptanz und der Erwartung des Managements. Es ist ja kein Geheimnis, dass Endanwender eine Standardisierung zunächst als Einschränkung empfinden. Hier ist die interne Kommunikation gefordert, die Belegschaft muss die Vorteile der Maßnahmen nachvollziehen können. “
Walter Friedl, Vistec: Know-how auf Augenhöhe
„Meine goldene Regel lautet: Auf Kundenseite muss es eine Instanz mit mindestens gleichem Know-how geben wie auf der Provider-Seite. Ich habe dafür einen IT-Service-Delivery-Manager für alle Infrastrukturthemen und eine SAP-Managerin für die Applikationen abgestellt. Beide sind dafür zuständig, dass der eingekaufte Service bei unseren Anwendern verlässlich und in guter Qualität ankommt.“
Dirk Ostermann, RAG: Prozesse zerschlagen
„Ganz wichtig: Sie müssen Prozesse zerschlagen. Sowohl im Eigenbetrieb als auch bei einer internen Auslagerung in eine Tochtergesellschaft schwingen sich Abläufe und Kommunikationswege zwischen Nutzer und IT ein, die nicht immer effizient sind. Die Lethargie und die Das-habenwir- schon-immer-so-gemacht-Einstellung müssen Sie durchbrechen. In dieser Phase ist Führung durch Kommunikation gefragt, denn für alle Betroffenen ändert sich viel.“
Carsten Stockmann, Mayflower: Beziehung weiterentwickeln
„Outsourcing ist ein Prozess, den man permanent weiterentwickeln sollte. Das Mühsame und Qualvolle besteht dann darin, die Beziehung so zu gestalten, dass sie auch tatsächlich Vorteile bringt. Das heißt, es geht nicht mehr um die Technik – die hat man ja ausgelagert –, sondern darum, Verbesserungen auf der Geschäftsprozess-Ebene zu erreichen.“
Udo Haarhaus, Dynamit Nobel: Ziele müssen klar sein
„Man muss sich als Auftraggeber über seine Outsourcing-Ziele im Klaren sein. Der Anbieter will das Projekt natürlich unbedingt an Land ziehen. Der Anwender will in der Regel seine Kosten senken. Da herrscht auf beiden Seiten eine gewisse Gier. Aber wenn der Auftraggeber nicht exakt hinterfragt, wie und wo sein Provider die Einsparungen erzielen will, gehen die Partner leicht von unterschiedlichen Annahmen aus.“
Martin Limpert, Preh GmbH: Hoheit über Prozesswissen sichern
„Die wichtigste Motivation für unsere Outsourcing- Aktivitäten war die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen. Hohe Anforderungen etwa an die 7x24- Stunden-Verfügbarkeit der SAP-Systeme können wir intern nicht gewährleisten. Damit wir den reibungslosen IT-Betrieb für unsere Fachabteilungen sicherstellen können, haben wir die Hoheit über das Prozesswissen und das SAP-Wissen im Hause behalten.“

Geringere Betriebsausgaben als Plus verbuchen

Bei größeren Outsourcing-Projekten wechseln außer dem Anlagevermögen bisweilen auch Mitarbeiter ihre Betriebszugehörigkeit und bringen ihr Spezialwissen künftig direkt beim Dienstleistungspartner ein. Mit einem solchen Schritt sind natürlich ebenfalls sinkende Betriebsausgaben verbunden, die sich im Idealfall mit den neuen, durch das Outsourcing entstehenden Betriebsausgaben aufwiegen. So können die Einsparungen im Anlagevermögen ganz auf der Habenseite verbucht werden.

Kein Tafelsilber und Know-how verhökern

Doch Vorsicht: Jedes Outsourcing-Projekt hat auch eine Kehrseite: Wer hemmungslos sein Tafelsilber veräußert und die erzielten Einnahmen gleich wieder ausgibt, schmälert Substanz und Wert des Unternehmens. Das sehen Banken eher kritisch. Kontraproduktiv ist es auch, mit der Beauftragung eines externen Dienstleisters wichtiges Know-how des Unternehmens preiszugeben. Hier ist gesundes Augenmaß gefragt, will man nicht alles auf dem Altar der kurzfristigen Liquiditätsbeschaffung opfern. Ein einfaches Beispiel kann dies verdeutlichen: Wer das Application-Management auslagert, dann aber jede Auswertung erst kostenpflichtig programmieren lassen muss, verschwendet Zeit und Geld. In einem solchen Fall wäre es sinnvoller, die Anwendungsentwicklung im Unternehmen zu belassen.

Alte Hardware und Software muss auf den Prüfstand

Foto: Fotolia, Eisenhans

Hand aufs Herz: Wer kann beurteilen, ob bisher richtig und immer in ausreichendem Maße in die IT des Unternehmens investiert wurde? Sind weniger wichtige Bereiche vielleicht überfinanziert? Schlummert nicht irgendwo unbemerkt ein Risiko? Erfahrungsgemäß bleiben gerade gewachsene IT-Strukturen gerne unangetastet, selbst wenn die Verantwortlichen das unbestimmte Gefühl haben, sie nicht mehr zu brauchen. Man denke hier nur an veraltete Software und Hardware, die noch immer Wartungskosten verursachen.

Analyse und Dokumentation der IT lohnt sich

Wer seine IT dagegen immer wieder genau analysiert, erleichtert es der Geschäftsführung, Budgets für Verbesserungen freizugeben. Praktisch nebenbei hinterlässt eine professionelle und lückenlose Maßnahmendokumentation bei Banken und Versicherungen einen glaubwürdigen, soliden Geschäftseindruck. Eine nachvollziehbare und transparente visuelle Darstellung der IT-Landschaft macht oft das berühmte i-Tüpfelchen bei einem positiven Kredit-Rating aus.

Empfehlung: Right-Sourcing mit Augenmaß

Unternehmen sind gut beraten, Betrieb und Struktur ihrer IT-Landschaften regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und zu optimieren. Eine wichtige Stoßrichtung sind dabei niedrigere Kosten. Mehr Effizienz, nicht mehr benötigte und eventuell überfinanzierte Bereiche sowie versteckte Risiken sind ein zweiter Gesichtspunkt. Die dritte Dimension des Outsourcings aber ist ein transparenter und gut visualisierter Überblick, der allen Beteiligten eine objektive Bewertung der aktuellen Situation erleichtert, unternehmensintern wie extern.

Mehr Spielraum durch flexiblen Zinssatz und Outsourcing

Wenn die IT-Kosten eines Unternehmens beispielsweise bei fünf Prozent vom Umsatz liegen und durch intelligentes Outsourcing bei gleicher oder sogar gesteigerter Leistungsfähigkeit auf zwei bis drei Prozent abgesenkt werden können, stehen die eingesparten IT-Gelder zur freien Verfügung. Sie können genutzt werden, die Reaktions- und Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens zu erhöhen. Alles zusammen transparent und nachvollziehbar dargestellt, führt zu einer Rating-Verbesserung von ein bis zwei Stufen, in Ausnahmefällen sind vielleicht sogar drei Stufen möglich. Verbessert sich das Unternehmen im Rating so beispielsweise von B auf BB-, entspräche dies zurzeit einem um zwei oder drei Prozent günstigeren Zinssatz. Wohlgemerkt: für neue wie für bestehende Kredite, bei denen kein Festzinssatz vereinbart ist.

Sourcing-Audits decken Kostenfallen auf

Um alle unternehmerischen Vorsorgepflichten im Blick zu behalten, ist mittelständischen Firmen die Zusammenarbeit mit unabhängigen Sourcing-Spezialisten zu empfehlen. Sie sind in der Lage, Qualitätsmängel, versteckte Kostentreiber und Vertragsfallen schnell aufzudecken und so die Risiken eines IT-Outsourcings enorm zu reduzieren. Die Ergebnisse solcher Sourcing-Audits können Banken und Versicherungen jederzeit überprüfen und nachvollziehen. Das stärkt ihr Vertrauen in das Unternehmen - und hilft, Bonität und Kredit-Rating zu verbessern. Die Kreditlinie wird nicht herabgesetzt, und Finanzierungskonditionen lassen sich optimieren. Die Liquidität bleibt ebenso gesichert wie wichtiger unternehmerischer Handlungsspielraum - ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, auf den kein Unternehmen verzichten sollte. (pg)