Überflüssige Gadgets

IT-Produkte, die die Welt nicht braucht

22.07.2009
Die Informationstechnik hat vielen neuen Geräten den Weg geebnet. Nicht immer kamen sinnvolle Produkte dabei heraus.

Vor allem die Unterhaltungsindustrie hat sich stark an den technischen Neuerungen der IT gütlich getan und mit ihrer Hilfe neue Lösungen und Produkte entwickelt. Darunter waren naturgemäß einige bemerkenswerte Flops wie etwa ein Abspielgerät für Einweg-DVDs (DIVX). Aber auch die IT-Branche selbst hat schon oft vermeintlich innovative Geräte herausgebracht, die grandios scheiterten. Den Sprung in die Liste der zehn sinnlosesten Produkte der amerikanischen CW-Schwesterpublikation "PC World" haben unter anderem Microsofts Touchscreen "Mira" und Nokias erste hybride Handy-Spielekonsole "N-Gage" geschafft. (jha)

Die sinnlosesten Produkte
DigitalConvergence CueCat (2000)
Was ist das nutzloseste IT-Produkt, das jemals auf den Markt kam? Die Redakteure der <a href=" http://www.pcworld.com/article/165546/ " target="_blank"> US-amerikanischen PC-World</a> haben der CueCat von DigitalConvergence diesen Titel verliehen, eine Wahl die man durchaus nachvollziehen kann. Die Idee hinter der digitalen Katze aus dem Jahr 2000 war, dem Leser von Werbeanzeigen in Magazinen und Zeitungen den schnellen Weg zu den entsprechenden Web-Seiten des Anbieters zu weisen. Dazu barg die Katze in ihrem Inneren einen Barcode-Scanner, der den Strichcode der Anzeigen einlas. Den Schwanz der Katze musste der interessierte Print-Leser und unbedarfte Online-Nutzer in den PC stecken und flugs öffnete sich die Online-Site des werbetreibenden Anbieters. Falls es einen komplizierteren Weg ins Web gibt, wollen wir ihn gar nicht wissen. Die Katze wurde übrigens 2001 zu Grabe getragen.
Microsoft Mira (2002)
Auf der Consumer Electronics Show im Jahr 2002 kündigte Microsoft mit großem Brimborium den drahtlosen Touchscreen "Mira" an. Das Gerät war für Privathaushalte vorgesehen. An den Wänden angebracht sollte es den Nutzern jederzeit Zugriff auf den PC einräumen. "Mira befreit Monitore vom Kabel, genauso wie es die Mobilteile zuvor mit den Telefonen gemachten haben", pries Microsoft-CEO Steve Ballmer das Produkt an. Allerdings kostete Mira mit knapp 1000 Dollar etwa so viel, wie ein günstiger Laptop. Zudem lief Mira nur mit Microsofts Business-Version von Windows.
Buck, die singende Jagdtrophäe (2005)
Es ist nicht nachgewiesen, ob sich der US-Hersteller Gemmy Industries beim Design seines Partyartikels "Buck, the Animated Singing Trophy Deer" von der Jägermeister-Fernsehwerbung mit zwei sprechenden Hirschen inspirieren ließ. Auf jeden Fall war der Likör auch in den USA schon 2005 ein beliebtes Partygetränk. Der an die Wand genagelte Buck konnte Lieder wie "Sweet Home Alabama", "On the Road Again" und " Suspicious Minds" singen und dazu Kopf, Ohren und Maul bewegen. <br/><br/> Mitgeliefert wurde ein Mikrofon, mit dem Partygäste das erlegte Tier zum Singen bringen konnten. Außerdem ließ sich CD- oder MP3-Player anschließen. Buck gab es bei Walmart zu einem Preis von knapp 100 Dollar. Dort ist er allerdings ausverkauft <a href=" http://www.walmart.com/catalog/product.do?product_id=4016523" target="_blank"> Dort ist er allerdings ausverkauft </a>. Wer Interesse hat, sollte schnell bei Amazon.com ordern. <a href=" http://www.amazon.com/Gemmy-Industries-Inc-Buck%252c-Animated/dp/B0007YFNWY" target="_blank"> Der Online-Händler hat angeblich noch zwei Stück auf Lager. </a> Preis: 379 Dollar. Alternativ dazu gibt es im iPhone-Store den brabbelnden Barsch <a href="http://www.youtube.com/watch?v=awslZCkehto&eurl=http%3A%2F%2Fwww.gemmy.com%2Fhome.aspx&feature=player_embedded" target="_blank"> Billy Bass.</a>
Nintendo Virtual Boy (1995)
Diese "portable" 3D-Spielkonsole war das größte Desaster, das Japan seit Godzilla heimsuchte, finden die Autoren der PC World. Virtual-Boy-Spieler mussten ihr Gesicht in eine knapp 800 Gramm schwere Schutzbrille zwängen, um einen monochromen 3-D-Effekt zu erleben. Als problematisch erwies sich der Energieverbrauch. Der Virtual Boy fraß Batterien wie eine hungrige virtuelle Ziege. Um Augen- und Kopfschmerzen sowie Übelkeit vorzubeugen, empfahl Nintendo eine Spielpause nach 15 bis 30 Minuten. Nach einem Jahr verschwand Nintendos Virtual Boy.
Xybernaut Pomo (2002)
Im Jahr 2002 erschien der tragbare PC "Xybernaut Pomo" (hier getragen vom ehemaligen PC-World-Redakteur Sean Captain). Der Computer bestand aus einer gut 300 Gramm schweren CPU-Einheit am Gürtel, eine Minitastatur am Handgelenk sowie einem Display mit einer Auflösung von 800 mal 600 Pixel, das direkt vorm Auge angebracht wurde. In Industrie und beim Militär fand die Xybernaut-Ausstattung Interessenten. Privatkunden schreckte die Aufmachung ab.
USB Finger Dance Mat (2007)
Langweile im Büro? Das muss nicht sein, mit der USB Finger Dance Mat. Flugs die Kiste an den USB-Port angeschlossen, das Tanzpüppchen über die Finger gestülpt und immer den Lichtsignalen auf der Matte folgen - und schon steigt die Tanzparty.
Fast Finger Keyboard (2009)
Keyboard-Designer kümmern sich zu wenig um Anwender, die nicht tippen können. Das ist der stille Vorwurf, der hinter dem Entwurf des Fast Finger Keyboard steht. Daher haben die Entwickler die Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge angeordnet. Bei Bedarf lässt sich die Tastatur per Knopfdruck auf herkömmliches QWERTY-Layout umschalten. Zudem gibt es Tasten für in den USA gebräuchliche Abkürzungen in E-Mails und Instant-Messaging-Nachrichten, etwa ASAP ("as soon as possible"), BTW ("by the way") und BRB ("be right back").
DIVX-DVD-Player (1998)
Digital Video Express (DIVX) war bereits beim Start zum Scheitern verurteilt. Die Technik versuchte Einweg-DVDs am Markt zu etablieren, sie hat außer dem Namen nichts mit dem heute gebräuchlichen DivX-Video-Codec zu tun. Das Entleihexperiment startete im Jahr 1998 die Elektronikkette Circuit City und beendete es 2001 wieder. Die Kunden konnten DVDs zu einem günstigen Preis erwerben und sie für eine bestimmte Zeit beliebig oft abspielen. Dafür war ein hybrides DIVX-DVD-Gerät erforderlich sowie eine Online-Verbindung via Telefonnetz. Ein Player kostete etwa 100 bis 200 Dollar mehr als ein Standardgerät. Um nach Fristende den Film weiterhin sehen zu können, benötigten die Kunden ein Konto bei Circuit City. Zudem fiel eine Gebühr von einigen Dollar an.
Geräte mit Windows CE 1.0 (1996)
Mitte der 90iger Jahre startete Microsoft den Versuch, das Windows-Betriebssystem auch im Handheld-Markt zu etablieren. Neben dem oben dargestellten "NEC Mobile Pro 200" plagten sich etwa zwei Dutzend Geräte mit den Kundenkrankheiten, zu denen insbesondere die mangelnde Interoperabilität zählte. So unterstützten die Geräte beispielsweise nicht das neueste Outlook-Release, und sie konnten keine E-Mails mit mobilen Planern austauschen, die andere Betriebssysteme nutzten. Die Handhelds wurden schnell durch Geräte mit der Version 2.0 ausgetauscht.

COMPUTERWOCHE Online wirft jeden Mittwoch einen Blick in die IT-Geschichte. Wir zeigen Ihnen erfolgreiche Produkte und Techniken, die den Markt und unsere Arbeitsweise verändert haben, aber auch Flops und Enttäuschungen. Kommende Woche stellen wir wegweisende Technologien in der IT vor. Bereits erschienen sind:

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