Microsoft Business User Forum

IT-Leiter setzen auf Windows 7

27.04.2010 von Joachim Hackmann
Das neue Microsoft-Betriebssystem steht nach Meinung der Microsoft-Anwender vor dem breiten Einzug in die Unternehmens-IT.
Foto: MBUF

Das Interesse unter CIOs und IT-Leitern an Windows 7 ist groß. Die Migration auf das neue Betriebssystem war das beherrschende Thema auf dem Jahrestag des Microsoft Business User Forum (MBUF) in Stuttgart. Eine Umfrage unter den rund 150 Konferenz-Teilnehmern zeigte, dass nahezu jedes Unternehmen zumindest die Einführung von Windows 7 erwägt. Das ist nicht verwunderlich, denn zu einem Jahrestag der Microsoft-Anwender kommen in der Regel Nutzer mit besonderem Interesse an den Produkten des Softwareanbieters. Sie hörten in diversen Präsentationen von ersten Erfahrungen und Vorteilen der neuen Software, aber auch von Schwierigkeiten und Herausforderungen.

MBUF-Jahrestag 2010
Microsoft Business User Forum (MBUF)
Rund 150 Teilnnehmer trafen sich zum Jahrentag des Microsoft Business User Forum (MBUF) in Stuttgart.
Großes Interesse an Windows 7
Einer Umfrage unter den Teilnehmern zufolge erwägt das Gros der Microsoft-Anwender einen Umstieg auf Windows 7.
Thomas Hemmerling-Böhmer, Vorstandssprecher des MBUF:
Windows 7 ist die Plattform auf die wir gewartet haben, und Office 2010 ist die Grundlage für den Einstieg in die Cloud.
Arved Schierding, Projektleiter bei Karl Storz:
Trotz einiger Hindernisse, der Umstieg auf Windows 7 hat sich gelohnt. Alte Pentium-Rechner wurden aufgerüstet und sind nun schneller. Zudem ist das Betriebssystem sicher und stabil.
Arved Schierding, Projektleiter bei Karl Storz:
Als schwierig erwies sich, dass zum Zeitpunkt des Umstiegs im September 2009 viele Tools und Anwendungen noch nicht auf Windows 7 vorbereitet waren.

Eines der ersten Unternehmen, das die Windows-7-Migration wagte, war die Karl Storz GmbH &Co. KG im schwäbischen Tuttlingen, deren IT-Leiter, Thomas Hemmerling-Böhmer, zugleich Vorsitzender der Anwendervereinigung MBUF ist. Der Hersteller von Hochleistungs-Endoskopen ergriff die Gelegenheit, sich am Windows 7 Technology Adaption Programm (TAP) zu beteiligen. Dieses räumt interessierten Firmen sehr früh Zugriff auf die neuesten Microsoft-Entwicklungen ein. Bereits Ende September 2009 hatte Karl Storz rund 200 Windows-XP- und Windows-2000-basierende Rechner am Firmensitz auf Windows 7 migriert. Zur Erinnerung: Der offizielle Launch für Hardware-Partner war Anfang August 2009.

Investitionsschutz für alte PCs

Arved Schierding, Projektleiter bei Karl Storz: "Die Anwender arbeiten vor allem mit dem GUI der Applikationen und akzeptieren daher Standards im Betriebssystem."
Foto: MBUF

"Wir würden es wieder machen", lautet des Resümee vom Projektleiter Arved Schierding. Allerdings sei der Weg nicht ohne Hindernisse gewesen. Als schwierig erwies sich beispielsweise der Virenschutz: Die Anbieter hatten ihre Tools noch nicht auf das neue Betriebssystem ausgerichtet. Die erforderlichen Druckertreiber waren nicht alle verfügbar, so dass das IT-Team auf Standard-Treiber zurückgriff und Anwender dadurch auf gerätespezifische Funktionen verzichten mussten. Am schwersten wog jedoch die fehlende Unterstützung durch ein geeignetes Tool für Software-Verteilung. Das IT-Team hatte sich viele Lösungen angesehen, doch keine schien für die Windows-7-Migration geeignet. Als Notlösung entschied sich das Team, ein Windows-Vista-kompatibles Tool einzusetzen.

Auch der Betrieb hielt noch einige Überraschungen vor. Karl Storz betreibt eine Domäne auf Windows-2003-Basis. Sobald ein Administrator mit einem XP-basierenden Rechner auf für Windows 7 angelegten Gruppenrichtlinien zugriff, wurden diese zerstört. Zudem mussten die Anwender zum Start auf einige Werkzeuge verzichten, weil sie unter Windows 7 nicht verfügbar waren (etwa Viewer).

Doch was Schierding ein positives Fazit ziehen lässt, sind die vielen Vorteile, die sich durch die Migration eingestellt haben. So konnte das Unternehmen alte Rechner mit Pentium-CPU wieder auf einen aktuellen Betriebssystems-Stand hieven, nachdem sie alle mit mindestens 1 GB Arbeitsspeicher ausgestattet wurden. Damit sparte sich der Endoskopiehersteller den Kauf neuer Arbeitsplatzrechner, zumal die Rechner nach dem Update sogar schneller laufen.

Die Installation des Betriebssystems klappte erstaunlich schnell. Nach durchschnittlich 30 Minuten hatte die IT jeden PC mit Windows 7 bespielt; für XP-Rechner musste die IT teilweise mehr als drei Stunden Arbeitszeit kalkulieren. Hilfreich war sicher auch, dass sich die IT zum Start Arbeitsplatzrechner mit einfacher Applikationslandschaft vornahm. Zudem hat sie weitgehend den von Microsoft definierten Standard übernommen hat. "Die Anwender arbeiten vor allem mit dem GUI der Applikationen und akzeptieren daher Standards im Betriebssystem", schilderte Schierding. "Das ist von Vorteil denn Änderungen ziehen immer viel Aufwand nach sich, etwa wenn Updates und Patches anstehen." Die Anwender goutierten die Vorgaben. Das neue Betriebssystem ist bei ihnen gut angekommen. Weitere Anfragen aus den Fachbereichen stapeln sich, doch die müssen sich nicht allzu lange gedulden. Bis Ende dieses Jahres sollen weitere 1250 Rechner modernisiert werden.

Anwendungsmigration kann teuer werden

Viele der Probleme, die Schierding schilderte, haben sich bereits erübrigt oder werden sich lösen, je mehr Softwareanbieter Tools und Treiber für das neue Desktop-Betriebssystem bereit stellen. "Windows 7 ist stabil und sicher", warb auch Peer Baumann, Senior Sales Consultant bei T-Systems für die Software, obwohl auch er in Kundenprojekten einige Hindernisse beiseite räumen musste. Die viel gelobten neuen Windows-7-Funktionen DirectAccess und BrancheCache fielen bei ihm durch. Ersteres setzt den Einsatz von IP in der Version 6 (IPv6)voraus, was oft noch nicht installiert ist. "Und für Branche Cache, also der Zwischenspeicherung von Daten in den Niederlassungen für den schnelleren Zugriff, suchen wir immer noch nach einer sinnvollen Anwendung", sagte Baumann.

Zudem rät der T-Systems-Manager interessierten Anwendern, die Applikationen auf Kompatibilität zu testen. In der Regel müsse der Arbeitsplatz komplett neu entwickelt werden, so dass die Firmen mit Folgekosten kalkulieren sollten, warnt er. Zwar sichere Microsoft zu, dass unter Windows Vista laufende Applikationen unter Windows 7 betriebsbereit seien, doch "weit gefehlt", weiß Baumann: "Etwa 20 Prozent der von XP zu Windows 7 migrierten Applikationen laufen nicht. Beim Umstieg von Windows Vista ist die Ausfallrate immerhin deutlich geringer." Solche Schwierigkeiten halten die Unternehmen offenbar nicht vom Umstieg ab. Baumann zufolge planen 95 Prozent der T-Systems-Kunden mit Windows 7.

Thomas Hemmerling-Böhmer, Vorstandsvorsitzender des MBUF: "Windows 7 ist die Plattform auf die wir gewartet haben, und Office 2010 ist die Grundlage für den Einstieg in die Cloud."
Foto: MBUF

Auf der Anwenderkonferenz gab es weitere Erfahrungsberichte zu Betriebssystemen, ERP-Applikationen und Office-Paketen, etwa von der hhpberlin GmbH, einem Beratungshaus für den Brandschutz, sowie der TTS Tooltechnic Systems, Dachorganisation für Werkzeughersteller wie Festool und Protool. Die Windows-7-Migration ist vielen wichtig, weil sie mit XP ein sehr altes System in Betrieb haben. Für viele Rechner und Applikationen läuft der XP-Support aus. Für Unternehmen, die Compliance-Regeln unterliegen, ist es zudem riskant, Arbeitsplatzsysteme zu nutzen, die vom Hersteller nicht mehr unterstützt werden.

Viele Interessenten haben mit der Windows-7-Migration bereits den Blick auf die kommenden Office-Versionen von Microsoft gerichtet. Die Office-2010-Programme, die der Hersteller im Lauf dieses Jahres auf den Markt bringen will, werden den Nutzern den Einstieg in das Cloud-Computing erleichtern, denn sie sollen auch als Web-Ausführungen bereit stehen. "Windows 7 ist die Plattform auf die wir gewartet haben, und Office 2010 ist die Grundlage für den Einstieg in die Cloud", fasste MBUF-Vorsitzender Hemmerling-Böhmer zusammen.

Das Microsoft Business User Forum (MBUF)

Das Microsoft Business User Forum (MBUF) ist eine Interessensgemeinschaft für den strategischen Einsatz von Microsoft-Produkten. Mitglieder sind vor allem CIOs und IT-Leiter. Dazu gehören auch viele Anwender aus dem gehobenen Mittelstand, wenngleich sich das MBUF nicht als Mittelstandsvereinigung positioniert. Ziel des eingetragenen Vereins ist das Networking und der Erfahrungsaustausch sowie der konstruktive Dialog mit Microsoft. Gespräche mit der deutschen Geschäftsführung gibt es regelmäßig. Zu den den MBUF-Gästen der Vergangenheit zählten unter anderem Bill Gates und Kevin Turner (COO von Microsoft).

MBUF in Kürze:

  • Gegründet wurde der Verein im Sommer 2004.

  • Vorsitzender ist Thomas Hemmerling-Böhmer, hauptberuflich IT-Leiter bei der Karl Storz GmbH & Co KG. Ihm stehen vier weitere Vorstandsmitglieder zur Seite.

  • Zurzeit hat der Verein rund 300 Mitglieder aus etwa 80 unterschiedlichen Unternehmen. Sie repräsentieren etwa 1,3 Millionen Microsoft-Arbeitsplätze.

  • Das MBUF finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen.

  • Es gibt fünf Arbeitsgruppen zu den Themen ERP, Sicherheit, Workplace-, Data-Center- und Lizenz-Management.