Digitalisierung macht es möglich

IT-Freiberuflerhonorare steigen weiter

20.11.2019 von Hans Königes
Rezession hin, Krise her, die IT-Freiberufler – zumindest die meisten von ihnen – spüren noch nichts von einer wirtschaftlichen Talfahrt. Im Gegenteil, in einigen Branchen, wie dem Bildungssektor oder bei den Behörden, warten die Digitalprojekte, endlich angeschoben zu werden.

"Die Digitalisierung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen benötigt zum Teil spezifisches IT- Know-how sowie Verständnis im Umgang mit Daten", predigt Stefan Oberdörfer, seines Zeichens CSO beim Münchner Online-Portal freelance.de, das Freiberufler und Dienstleister zusammenbringt. Laut den Berechnungen seines Unternehmens fehlten 70.000 IT-Experten, und das "trotz eines leichten Konjunkturrückgangs".

Oberdörfer sieht zwei Ursachen für den weiterhin zunehmenden Bedarf an IT-Fachleuten: "Im Vergleich zur gesamten Volkswirtschaft wächst die ITK- Branche stärker". Gleichzeitig nehme aufgrund der branchenübergreifenden Digitalisierung der Anteil an ITlern zu. Diese treffe vor allem im Bildungssektor, in der Finanz-, Automotive- und Energie-Branche zu.

Stefan Oberdörfer, CSO bei freelance.de: "Trotz des leichten Konjunkturrückgangs fehlen 70.000 IT-Experten."
Foto: Oberdörfer - freelance.de

Besonders hoch sei aber der Bedarf im Behördenumfeld. Hier bestehe großer Umsetzungsdruck, unter anderem auch deshalb, weil das neue Online-Zugangsgesetz (OZG) klare inhaltliche und zeitliche Vorgaben macht. Deutschland werde, davon ist Oberdörfer überzeugt, in den nächsten Jahren im Bereich Digital Public Services im europäischen Vergleich viel Boden gutmachen und zu den fortgeschrittenen EU-Ländern aufschließen können. Aktuell belege Deutschland gerade mal Platz 21 im Digital-Economy-and-Society-Index der EU. "Unabhängig davon möchten sich aber auch die Menschen in Deutschland - laut Studien um die 70 Prozent - die klassischen Behördengänge sparen und Anträge online stellen", meint der Freelance-Manager.

IT-Freelancer sind zum einen im Behördenumfeld gefragt, zum anderen melden Groß- und Einzelhandel sowie die Logistikbranche hohen Bedarf. E-Commerce Betreiber erhoffen sich durch KI Kosteneinsparungen - hier fehlen jedoch auch die Fachkräfte.
Foto: baranq - shutterstock.com

Hohen Bedarf meldeten auch der Groß- und Einzelhandel sowie die Logistikbranche. Im E-Commerce seien laut Oberdörfer vor allem IT-Freelancer gefragt, die beim "Mega-Thema KI", wie er es formuliert, die Unternehmen weiterbringen sollen. Es gehe um fortgeschrittene Data-Mining Modelle und prädiktive Analytik-Funktionen. E-Commerce Betreiber möchten mittels predictive analytics bessere strategische und auch operative Entscheidungen treffen. Man erhofft sich davon zum einen Kosteneinsparungen (zum Beispiel weniger Retouren) und vor allem Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Bereich - etwa durch eine dynamische Preisgestaltung. So kann es nicht überraschen, dass Data Scientists und BI-Berater stark nachgefragt werden (siehe Kasten), aber auch der Requirements Engineer. Fakt sei, wenn er sich die Auswertungen aus seiner Datenbank anschaue, dass die Honorare weiter anstiegen - im dritten Quartal dieses Jahres fast zweistellig im Vergleich zum Vorjahr und dass die Schere der Topverdiener wie HANA-, Security-Experten oder Projekt-Manager zu den Admin überdurchschnittlich wuchs.

BI-Consulting

  • Trend: interaktive
    Visualisierungen von Daten

  • Durchschnittlich 100 Euro Stundensatz

Requirements Engineer

  • Trend: Künstliche Intelligenz

  • Stundensatz durchschnittlich 85 Euro

Data Scientist

  • Trend: Smart Data (Aufgrund
    der Produktion von
    gigantischen Datenmengen)

  • Durchschnittlich 80 Euro Stundensatz

So sieht das durchschnittliche Profil des idealen IT-Freelancers aus

  • Geschlecht: männlich

  • Alter: 38

  • 90 Euro durchschnittlicher Stundensatz

  • Bildung: Diplominformatiker, Englisch fließend

  • Erfahrung: Vier Projektreferenzen im Profil

Entwicklergehälter Update
Die Gehaltsauswertung
Für die COMPUTERWOCHE hat die Hamburger Vergütungsberatung COP Compensation Partner GmbH Gehaltsdaten von Softwareentwicklern ausgewertet. Dafür wurden insgesamt rund 6000 Daten herangezogen. 4275 davon befassten sich mit Backend- und 1682 mit Frontend-Entwicklern.
Das verdienen IT-Entwickler
Alle Gehälter haben stark angezogen, vor allem bei Berufseinsteigern In Deutschland verdienen Backend- durchschnittlich 61.200 € und Frontend-Entwickler um die 46.700 €.
Das verdienen Entwickler ohne Berufserfahrung
Ein Backend-Entwickler verdient ohne Berufserfahrung bereits rund 52.300 €. Als Frontend-Entwickler erreicht er ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 40.400 €.
Bis zu 80.000 € mit 20 Jahren Berufserfahrung
Nach 20 Jahren Berufserfahrung dürfte der Backend-Entwickler knapp 80.000 € und ein Frontend-ITler circa 59.300 € verdienen.
In kleinen Firmen bis zu 57.000 €
In einer Firma mit bis zu 50 Mitarbeitern verdienen Backend-Entwickler um die 57.000 und im Frontend-Bereich circa 42.000 Euro.
Das verdient ein Entwickler in einer Firma ab 1.000 Mitarbeitern
Übersteigt die Firma eine Mitarbeiterzahl von 1.000 so erhalten Entwickler im Backend-Bereich ein durchschnittliches Gehalt von 68.000 € - im Frontend-Bereich wiederum knapp 54.000 € im Jahr.
Mit kleiner Personalverantwortung ab 90.000 €
Hat ein Backend-Entwickler eine kleine Personalverantwortung von einem bis drei Mitarbeitern steigt sein Gehalt auf 105.000 und bei einem Frontend-Entwickler auf 94.000 Euro.
Mit bis zu 30 Mitarbeitern 100.000 € im Jahr
Für Backend-Entwickler mit einer Personalverantwortung von 16 bis 30 Mitarbeitern gibt es laut Studie um die 115.300 und für Frontend-Entwickler 102.300 Euro pro Jahr.
Im Maschinenbau 60.000 € im Jahr verdienen
Auch die Branche hat einen Einfluss auf das Gehalt. Ein Backend-Entwickler erreicht im Maschinenbau ein durchschnittliches Gehalt von 63.700 € im Jahr.
In der Chemie bis zu 49.000 €
Ein Frontend-Entwickler in der Chemie erhält ein durchschnittliches Gehalt von 49.000 €.
München ist Spitzenreiter
In München sind die Gehälter für Backend-Entwickler mit 74.000 € durchschnittlich um rund 10.000 € höher als in anderen bayerischen Regionen. Frontend-Entwickler erreichen hier ein Durchschnittsgehalt von 56.500 € – das sind immer noch 7.000 € mehr, als in Restbayern.
Mit Personalverantwortung in München bis zu 130.000 € verdienen
Mit Personalverantwortung kann das Gehalt für Backend-Entwickler in der bayerischen Landeshauptstadt auf bis zu 132.000 € steigen. Ein Frontend-Entwickler verdient hier um die 117.000 €.
In Berlin um die 58.000 €
In Berlin liegt das Durchschnittsgehalt für Backend-Entwickler bei circa 58.000 €. Für Frontend-Entwickler gibt es rund 44.000 € im Jahr.
65.200 € für Backend-Entwickler in Hamburg
Hamburg bietet ein durchschnittliches Gehalt von 65.2000 € für IT-Backend-Entwickler. Im Frontendbereich sind wesentlich weniger: 49.000 € im Jahr.
In Mecklenburg-Vorpommern um die 46.700 € verdienen
In Mecklenburg-Vorpommern verdient ein Backend-Entwickler um die 46.700 € – im Frontendbereich sind es wieder weniger: 35.400 € pro Jahr.