Business-Modelle mit künstlicher Intelligenz

Leitfaden zum KI-Einsatz in Unternehmen

08.11.2019
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Traditionelle produktorientierte Geschäftsmodelle haben im KI-Zeitalter kaum noch eine Chance. Doch wie sollen die neuen Business-Modelle aussehen? Wie kann KI genutzt werden? Auf diese und andere Fragen will der Leitfaden "Neue Geschäftsmodelle mit Künstlicher Intelligenz" Antworten geben.
KI verändert unser Business auf dem Weg zu datengetriebenen Prozessen so stark wie einst das Internet.
KI verändert unser Business auf dem Weg zu datengetriebenen Prozessen so stark wie einst das Internet.
Foto: Song_about_summer - shutterstock.com

Die Wirtschaft ist im Wandel: KI verändert unser Business auf dem Weg zu datengetriebenen Prozessen so stark wie einst das Internet. Um im globalen Wettbewerb Schritt zu halten, müssen die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle anpassen. In den Augen der Experten der Plattform Lernende Systeme (PLS) sind dazu unter anderem eine klare KI-Vision und branchenübergreifende Kooperationen nötig.

Die PLS wurde 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf Anregung des Fachforums Autonome Systeme des Hightech-Forums und acatech gegründet. die Arbeitsgruppen der Plattform entwickeln Handlungsoptionen und Empfehlungen für den verantwortlichen Einsatz von Lernenden Systemen.

Ein Standardschema gibt es nicht

Der Leitfaden "Neue Geschäftsmodelle mit Künstlicher Intelligenz" der PLS soll Unternehmen mit Fallbeispielen und anderen Ratschlägen bei der Entwicklung und Implementierung von KI-basierten Geschäftsmodellinnovationen unterstützen. Dabei zeigen die Autorinnen und Autoren auf, wie Unternehmen KI erfolgreich in ihr Geschäft integrieren und benennen Stolpersteine. "KI ist für viele Unternehmen leider immer noch ein Buch mit sieben Siegeln", erklärt Susanne Boll-Westermann, Professorin für Medieninformatik und Multimedia-Systeme an der Universität Oldenburg und Co-Leiterin der Arbeitsgruppe Geschäftsmodellinnovationen. "Für die Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells mit KI gibt es kein Schema X, denn jedes Unternehmen ist anders", sagt sie.

Dennoch gibt es dem Leitfaden zufolge einige Schritte, die bei der strategischen Konzeption und Umsetzung eines Geschäftsmodells hilfreich sind. Dasfängt etwa damit an, die Möglichkeiten und Technologien der KI zu verstehen und die Potenziale für das eigene Unternehmen zu identifizieren.

Mehrwert richtig einschätzen

Ein KI-Anwendungsfall sollte zu den Unternehmenszielen passen.
Ein KI-Anwendungsfall sollte zu den Unternehmenszielen passen.
Foto: negmardesign - shutterstock.com

Zudem sei es wichtig, dass Unternehmen den Mehrwert, den KI ihnen bringen kann, richtig einschätzen. Die Experten empfehlen deshalb, einen Anwendungsfall für KI zu wählen, der zu den Zielen des Unternehmens passt. "Wichtig ist, dass Unternehmen sich nicht auf die Verbesserung der internen Prozesse mit KI konzentrieren, sondern bei Geschäftsmodellinnovation den Kundenvorteil und neue Produkte in den Blick nehmen", rät Boll-Westermann.

Dass in Deutschland mit KI-Hilfe primär Produktionsprozesse optimiert werden (zu diesem Ergebnis kommt auch die Studie "Machine Learning /Deep Learning 2019" von IDG Research Services), sehen die Autoren einerseits als gewinnbringend. Andererseits warnen sie aber auch davor, dass möglicherweise vielversprechende neue Anwendungsfälle in den Kernbereichen der Unternehmens übersehen werden.

Allianzen schmieden

Zudem scheuten die Unternehmen häufig hohe Investitionen oder gingen davon aus, dass KI in ihrer Branche nicht anwendbar sei. Der Leitfaden will diese gängigen Vorstellungen entkräften. So sei KI nicht nur für große Unternehmen und mit hohen Investitionen umsetzbar. Schließlich brauche nicht jedes Unternehmen sein eigenes KI-Produkt. Auch das häufig in technologisch starken Unternehmen fehlende Wissen in den Bereichen digitaler Geschäftsmodelldefinition, Softwareentwicklung und vor allem in der Vermarktung sei kein Hindernis.

Hier rät der Leitfaden, dass die Unternehmen in ihrem digitalen Ökosystem passende Allianzen schmieden sollten, um so zum Beispiel die benötigten Kompetenzen zu erhalten, aber auch Daten und Infrastruktur zu teilen. Auch "AI as a Service"-Anbieter, die Dienstleistungen rund um KI verkaufen, könnten als Partner herangezogen werden.

KI muss gepflegt werden

Ein weiteres wichtiges Element für ein erfolgreiches KI-basiertes Geschäftsmodell sei seine kontinuierliche Pflege und Weiterentwicklung. Schließlich könne die Qualität von KI-Anwendungen mit der Zeit abnehmen, etwa weil sich das Kundenverhalten ändere. Hier fehlten den Unternehmen oft Wartungsstrategien für ihre KI-Lösungen.

Mitarbeiter auf der KI-Reise mitnehmen

In Zeiten des IT-Fachkräftemangels sind personelle Ressourcen natürlich auch ein Thema im Bereich der KI. Um KI-Geschäftsmodelle umsetzen zu können, müssten Fachkräfte eingestellt und bestehendes Personal weitergebildet werden. Der Leitfaden rät dabei, KI-Systeme abteilungsübergreifend zu entwickeln und zunächst für Assistenzfunktionen einzusetzen, sodass der Mensch weiterhin die finale Entscheidung trifft. Nur wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das neue System verstehen würden und ihm vertrauen, könne die Einführung von KI gelingen.

Interessierte Leser können den Bericht auf den Webseiten der Plattform Lernende Systeme herunterladen.