Software-as-a-Service

IT-Firmen rüsten sich für den europäischen SaaS-Markt

23.06.2008 von Frank Niemann
Experten des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Saugatuck Technology (Saugatech) zufolge bereiten sich zahlreiche IT-Unternehmen auf eine steigende Nachfrage nach Software-as-a-Service (SaaS) vor. Dazu zählen neben Spezialisten und Softwareherstellern unabhängige Softwarehäuser und Dienstleistungsunternehmen.

Experten des Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Saugatuck Technology zufolge bereiten sich zahlreiche IT-Unternehmen auf eine steigende Nachfrage nach Software-as-a-Service (SaaS) vor. Dazu zählen neben SaaS-Spezialisten und Softwareherstellern unabhängige Softwarehäuser und ITK-Dienstleistungsfirmen.

Europa holt auf

Hatte sich das Geschäft mit Software zur Miete bislang vor allem auf die USA konzentriert, regt sich nun verstärkt Interesse in den europäischen Märkten. Auf die Angebote anspringen würden nach Angaben der Marktforscher von Saugatuck vor allem Firmen in Großbritannien, den Beneluxländern und Skandinavien. Etwas langsamer reagieren den Analysten zufolge Unternehmen in den anderen Ländern Europas.

Laut Saugatuck stellen sich sowohl unabhängige Softwarehäuser als auch IT-Dienstleister auf das Geschäft mit Mietsoftware ein. Der Telekommunikationskonzern British Telecom richtet sich beispielsweise mit dem "BT Applications Marketplace" an unabhängige Softwarehäuser, die eigene Produkte über BT-Rechenzentren an Firmen vermieten können. Noch beschränkt der britische Telefonriese die Online-Plattform allerdings auf den Heimatmarkt.

SaaS-Angebote aus Deutschland

Auch deutsche Firmen wie etwa T-Systems und der zu Freenet gehörende Internet Service Provider Strato AG legten SaaS-Angebote auf. Strato hatte unlängst Mietangebote für Content-Management, Kundendatenbanken und ein Dokumenten-Management präsentiert. Speziell für mittelständische Kunden hat SAP eine neue Mietsoftware entwickelt. Deutschland haben die Walldorfer neben den USA als wichtigsten Markt für das neue SaaS-System "Business Bydesign" ausgemacht. Ob das Produkt, bei dem SAP sowohl in Sachen Technik als auch Vermarktung neue Wege geht, seine Zielgruppe findet, ist aber noch nicht ausgemacht. Sage Software, CAS Software AG und Oracle sind weitere Hersteller von Geschäftsapplikationen, die Mietprogramme offerieren.

Das Angebot an Mietsoftware ist vielfältig. Nach Angaben der Experton Group wird der Markt auch in Deutschland in den nächsten Jahren kräftig zulegen.
Foto: Experton Group

Neben den Anbietern von Applikationen investieren die Hersteller von Softwareinfrastruktur in Mietplattformen. Saugatuck sieht hier Microsoft als einen der Protagonisten. Microsoft-Partner und unabhängige Softwarehäuser (Independant Software Vendors, kurz ISVs) sollen Mietapplikationen auflegen, wobei der Softwarekonzern einerseits die entsprechende Software dazu liefern will, andererseits die Firmen aber auch mit Dienstleistungen unterstützt. Microsoft nehme das Thema SaaS mittlerweile sehr ernst und wolle ISVs helfen, ihr bisheriges Geschäft auf Mietlösungen umzustellen. Durch die Zunahme von Mietsoftware sieht Microsoft sein klassisches Softwaregeschäft bedroht, deshalb setzt der Konzern alles daran, um auch im aufstrebenden SaaS-Markt zu dominieren.

Schlacht um die SaaS-Partner

Initiativen wie die von Microsoft gehören laut Saugatuck zur "Schlacht um die Partnernetzwerke". Die meisten ISVs werden nur eine Softwareplattform für ihre SaaS-Aktivitäten auswählen, deshalb versuchen Firmen wie Microsoft, sich in diesem Umfeld auszubreiten. Von besonderem Interesse dürfte den Analysten zufolge sein, welche Rolle Open-Source-Technik im Vergleich zu proprietären Middleware- und Datenbankprodukten von Oracle, Microsoft und IBM spielen wird.

Datenschutz und Compliance

Was viele SaaS-Anbieter und solche, die es werden wollen umtreibt, sind länder- oder branchenspezifische Regeln in Bezug auf Datenschutz und Sicherheit. Beispielsweise gibt es in der EU und den USA unterschiedliche Vorgaben für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Wer über sein Rechenzentrum eine Geschäftssoftware betreibt, muss die gesetzlichen Auflagen der Mieter in den unterschiedlichen Ländern berücksichtigen.

Teilweise sind es auch Regularien wie die der Pharmaindustrie, die SaaS-Anbieter vor Herausforderungen stellen. Kundendaten müssen voneinander getrennt gehalten werden, um Richtlinien und Validierungsanforderungen zu genügen. Hier gilt es abzuwägen, wie sich solche Vorschriften mit dem Konzept einer gemeinsamen Infrastruktur für eine Vielzahl von Mietern in Einklang bringen lässt. Den Gesprächen mit verschiedenen SaaS-Anbietern entnahm Saugatuck, dass die Debatte um den Schutz personenbezogener Daten, gesetzliche Auflagen und Sicherheit meist eher emotional als auf Fakten begründet geführt wird.