Oracle ist es auf seiner zentralen Jahreskonferenz OpenWorld sowie der parallel abgehaltenen JavaOne nicht gelungen, die Bedenken der Community über die Zukunft der Java-Plattform zu zerstreuen. Der Softwarekonzern präsentierte zwar erste Details einer Java-Roadmap. Die anhängige Klage gegen Google sowie offengebliebene Fragen, was die Lizenzpolitik im Java-Umfeld betrifft, haben jedoch nicht dazu beigetragen, für mehr Ruhe zu sorgen.
Im Gegenteil: "Oracle hat auf der JavaOne lediglich offiziell bestätigt, was bereits im Vorfeld überall die Runde gemacht hat", kritisiert Fried Saacke, Vorstandsvorsitzender des Interessensverbunds der Java User Groups (iJUG) die Informationspolitik des Softwarekonzerns. Zwar stimme die Richtung, weil Oracle endlich eine Roadmap aufgezeigt habe. "Es besteht allerdings noch große Unsicherheit hinsichtlich der Frage, wie Oracle mit Java Geld verdienen will. Außerdem ist noch unklar, welche Rolle die Community zukünftig spielen wird." Das Vorgehen gegen Google lässt erahnen, aus welcher Richtung der Wind künftig wehen wird.
Die Klage
Am 12. August dieses Jahres hat Oracle gegen Google offiziell Anklage erhoben. Der Suchmaschinen-Primus habe mit seinem mobilen Betriebssystem Android wissentlich, aktiv und wiederholt geistiges Eigentum und Patentrechte Oracles an Java verletzt, hieß es in der elfseitigen Klageschrift, die der Datenbankspezialist vor einem Bezirksgericht in Kalifornien einreichte. Im Detail verstießen das Betriebssystem, die von Google entwickelte "Dalvik Java Virtual Machine" (JVM) sowie das Android Software Development Kit (SDK) gegen insgesamt sieben Oracle-Patente. Außerdem würden damit sämtliche mobilen Endgeräte, die unter Android liefen, Eigentumsrechte von Oracle verletzen.
In ihrer Klagebegründung bezeichneten die Oracle-Verantwortlichen die Java-Plattform als eine der wichtigsten Techniken, die der Konzern mit der Akquisition von Sun Microsystems übernommen habe. Java-Applikationen liefen unabhängig von Betriebssystem und Hardware auf einer Vielzahl unterschiedlicher Rechnerplattformen, vom Hochleistungs-Server bis hin zum Smartphone. Suns langjährige Entwicklungsbemühungen seien in zahlreichen Innovationen gemündet und hätten dem Hersteller damit eine beträchtliche Zahl an Patenten eingebracht. Java sei als mobiles Betriebssystem anzusehen, das in Konkurrenz zu Google Android stehe, argumentiert Oracle. Jedoch nutze Google Kerntechniken von Java, ohne dafür eine Lizenz zu besitzen.
Die Klage: Darum geht es
Der Streit dreht sich in erster Linie um die von Google entwickelte Java Virtual Machine (JVM) "Dalvik". Ein Teil von Dalvik ist das Programm "dx", das dafür sorgt, dass Java-Binärdateien (.class) in das Dalvik-Executable-Format ".dex" konvertiert werden. Dx fasst mehrere .class-Dateien in einer .dex-Datei zusammen und kümmert sich um die Optimierung des Speicherbedarfs. Letztendlich umgeht Google damit jedoch die kostenpflichtige Lizenzierung von J2ME, der mobilen Java-Variante. Oracle zufolge würden jedoch bei der Umwandlung des originären Java-Codes für die Google-eigene VM Java-Patente verletzt.
Aus Sicht des neuen Java-Eigentümers hätte Google die Rechtslage bezüglich der Java-Patente seit Langem bekannt sein müssen, zumal einige hochrangige Google-Manager in der Vergangenheit eng an der Java-Entwicklung beteiligt gewesen seien. Beispielsweise verantwortete der heutige Google-CEO Eric Schmidt bis zu seinem Wechsel zu Novell im Jahr 1997 die Java-Entwicklung bei Sun Microsystems. Auch der Schweizer Urs Hölzle, Senior Vice President of Operations bei Google, war als Mitbegründer von Animorphic Systems, das 1997 von Sun übernommen worden war, eng in die Entwicklung von Java involviert.
"Oracle geht es nur ums Geld"
Für so manchen Insider kam Oracles Vorstoß indes nicht überraschend. Schon bei den Übernahmeverhandlungen mit den Sun-Verantwortlichen hätte Oracle den Plan verfolgt, zu einem späteren Zeitpunkt gegen Google vorzugehen, berichtet Java-Erfinder James Gosling, der Oracle nach der Akquisition von Sun im Frühjahr 2010 den Rücken gekehrt hatte. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, schreibt Gosling in seinem Blog. Während der Gespräche habe man das Funkeln in den Augen der Oracle-Anwälte sehen können. "Bei Oracle geht es immer nur ums Geld. Das ist die einzige Metrik, die sie verstehen."
Auch die Google-Verantwortlichen scheinen bereits mit einer Klage gerechnet zu haben. In den jüngsten Quartalsberichten finden sich Hinweise auf mögliche rechtliche Verfahren und deren Folgen. "Wir sind und können auch in Zukunft Ziel von Patentrechtsklagen sein", heißt es dort. Diese abzuwehren sei teuer, könne signifikante finanzielle Schäden nach sich ziehen und die Möglichkeiten einschränken, künftig bestimmte Techniken einzusetzen.
Geschlagen geben will sich Google allerdings nicht. "Wir sind enttäuscht darüber, dass sich Oracle dafür entschieden hat, sowohl Google als auch die Open-Source-Community rund um Java mit dieser grundlosen Klage anzugreifen", lautet die Antwort des Android-Herstellers. Die Open-Source-Community um Java gehe weit über jedes einzelne Unternehmen hinaus und arbeite tagtäglich daran, das Web zu verbessern. "Wir werden die Open-Source-Standards verteidigen und fortfahren, zusammen mit der Branche die Android-Plattform weiterzuentwickeln."
Java-Vater geht auf die Barrikaden
Nachdem es im vergangenen halben Jahr ruhig um James Gosling geworden war, bezieht der Java-Erfinder seit der Klage gegen Google offen Stellung gegen Oracle. Gosling war nach Vollzug der Übernahme von Sun Microsystems im Januar dieses Jahres zunächst in Diensten Oracles geblieben, hatte dem Konzern dann aber Anfang April den Rücken gekehrt. Oracle habe versucht, ihn zu kontrollieren, moniert die Java-Ikone. Er hätte letztendlich nur noch als Maskottchen auf diversen Veranstaltungen auftreten dürfen. Hinter allen Entscheidungen, was Java betraf, habe man die Hand von Oracle-Chef Lawrence Ellison gespürt. "Er ist die Sorte Mensch, die mich zum Gruseln bringt", ließ Gosling in einem Interview mit der US-amerikanischen Magazin "eweek" durchblicken.
Parallel zu den Oracle-Veranstaltungen Open World und Java One startete Gosling eine Aktion für die Unabhängigkeit von Java. Er entwarf Motive für T-Shirts und forderte die Mitglieder der Java-Community auf, diese auf den Veranstaltungen zu tragen, um Oracle daran zu erinnern, seine Versprechen zu halten. Oracle selbst ignorierte die Initiative. Angesprochen auf die Aktion Goslings antwortete Thomas Kurian, Executive Vice President für die Produktentwicklung, lapidar: "Ich werde nicht darüber sprechen."
Unruhe in der Java-Community
Innerhalb der Community wächst der Ärger über die Art und Weise, wie Oracle das Regiment über Java führt - auch schon bevor die Klage gegen Google lanciert wurde. Die Informationspolitik Oracles nach der Sun-Übernahme sei unbefriedigend, hieß es von Seiten des Interessensverbunds der Java User Groups (iJUG). Auf Veranstaltungen sei zum Thema Java praktisch nichts mehr zu erfahren. Zudem enthielten auch viele bekannte Blogs und Twitter-Accounts kaum mehr verwertbare Infos. "Der Java-Community fehlt eine klare Roadmap für die kommenden Jahre mit konkreten Fakten", kritisierte iJUG-Chef Saacke.
Auch die Klage gegen Google sieht man innerhalb der Java-Gemeinde kritisch. Losgelöst von der rein rechtlichen Betrachtung werde dieses Vorgehen nicht ohne Konsequenzen bleiben. "Oracle läuft Gefahr, das erste Quäntchen an aufgebautem Vertrauen in seine Zukunftspläne für Java wieder zu verlieren", warnt der Dachverband der Java-User. Die Patentklage sei die erste belastbare Entscheidung bezüglich Java und den zu erwartenden Veränderungen seit der Übernahme von Sun. In der Community wachsen die Sorgen, ob Java (JDK und JRE) auch künftig ohne anfallende Lizenzkosten zu nutzen sein wird.
Die Wortführer des Java-Verbands verweisen auf eine starke Open-Source-Community. Diese bleibe nur intakt, wenn daraus auch kommerzielle Produkte entstehen könnten. Wenn diese Möglichkeit wegfalle, werde über kurz oder lang auch die personelle und finanzielle Unterstützung von Java durch die Firmen fehlen. Damit stünden viele und bedeutende Open-Source-Projekte vor dem Aus. Unternehmen müssten auch künftig Rechtssicherheit für weitere Investitionen haben, lautet eine zentrale Forderung der Java-Vertreter.
"Es geht uns um die Freiheit von Java und damit um die Zukunft dieser Technologie", sagt Oliver Szymanski, Vorstandsmitglied des iJUG und Leiter der Java User Group Erlangen/Nürnberg. Unternehmen würden ihre Strategie ändern und sich anderen Techniken zuwenden, wenn keine klaren Ziele seitens Oracle genannt und auch eingehalten würden. Stefan Kinnen, zuständig für die Strategie im Bereich "Development" in der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (Doag), ergänzt: "Wir erwarten, dass Oracle bei Java den Open-Source-Gedanken von Sun konsequent weiterführt und die Java-Rechte nicht als Lizenzprodukte ansieht."
Ob die Java-Community mit ihren Forderungen in der Vorstandsetage von Oracle Gehör findet, ist jedoch mehr als fraglich. Oracles Klage markiere einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie der Konzern künftig mit Java umgehen wird, ist sich IDC-Experte Rüdiger Spies sicher. Es sei davon auszugehen, dass Oracle sein "Kronjuwel" mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird. Der Konzern werde mit Argusaugen darüber wachen, dass seine Lizenzrechte an Java gewahrt bleiben. Sun habe in dieser Hinsicht entspannter agiert. Allerdings sei es dem Java-Vorbesitzer in der Vergangenheit auch nie wirklich gelungen, mit der Technik Geld zu verdienen.
Das soll sich bei Oracle ändern. "Der Konzern hat im Grunde kein Interesse daran, die Open-Source-Philosophie zu leben", sagt IDC-Analyst Spies. Den Verantwortlichen gehe es an allererster Stelle darum, Geld zu verdienen. "Die Community ist dabei nur Mittel zum Zweck." Oracle müsse jedoch aufpassen, warnt der Experte: Je schärfer der Konzern über Java wache, desto eher würden sich die Entwickler nach Alternativen umsehen. "Durch die Klage hat Oracles Glaubwürdigkeit in der Community gelitten."
Oracle will Java weiterentwickeln
Die Botschaft der Oracle-Verantwortlichen, die Java-Technik weiterentwickeln zu wollen, dürfte daran wenig ändern. Thomas Kurian, als Executive Vice President verantwortlich für die Produktentwicklung bei Oracle, präsentierte auf der Java-One-Konferenz, die parallel zur Open World stattfand, eine Roadmap für die weitere Java-Entwicklung. Demnach will der Konzern die Produktivität für die Entwickler verbessern, die Java Virtual Machine stärker modularisieren sowie die Sprachunterstützung ausbauen. Darüber hinaus soll die Integration von Javascript und HTML5 vorangetrieben werden.
Nachdem sich die kommenden Versionen des Java Developer Kits (JDK) unter anderem wegen der Übernahme von Sun Microsystems verzögert hatten, stellte Kurian nun einen neuen Zeitplan vor. Danach soll im kommenden Jahr Version 7 des JDK erscheinen. Allerdings könnten einige Funktionen nicht rechtzeitig fertiggestellt werden, schränkte der Oracle-Manager ein. Diese würden dann mit Release 8 im Jahr 2012 nachgereicht. Der Konzern versichert, am bestehenden Lizenzmodell nichts verändern zu wollen. JDK werde auch in Zukunft unter der GPL v2 erscheinen und kostenlos für die Entwicklergemeinde verfügbar sein.
Auch wenn Kurian damit einer der zentralen Forderungen der Community nach einer Roadmap nachkam, sind die Fronten weitgehend verhärtet. Beobachtern zufolge hat Oracle Java noch nicht in den Kreis der Konzernfamilie aufgenommen. Firmenchef Lawrence Ellison, der ursprünglich auch auf der Java One erwartet wurde, glänzte mit Abwesenheit, und die großzügig für die Oracle-Manager reservierten Plätze blieben während der Keynote Kurians weitgehend leer, berichtet iJUG-Pressesprecher Wolfgang Taschner. "Die Java-Community fühlte sich nicht richtig ernst genommen", ergänzt der iJUG-Vorstandsvorsitzende Saacke.
Vishal Sikka, Chief Technology Officer beim Oracle-Konkurrenten SAP, äußerte sich dagegen grundsätzlich zufrieden über die Ankündigung Kurians, Java mit neuen Techniken auszubauen. Speziell eine verbesserte Unterstützung von dynamischen Programmierumgebungen sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. "Wir begrüßen diese Investitionen in die Java-Plattform", schrieb der SAP-Manager in seinem Blog. Allerdings, so schränkte Sikka ein, gebe es auch eine Reihe von Entwicklungen, die als bedenklich einzustufen seien. So habe Kurian in seiner Keynote auf der Oracle-Konferenz abwertend über proprietäre Frameworks von Drittanbietern gesprochen. Der SAP-Manager warnte deshalb den Konkurrenten, weit verbreitete Frameworks wie "Spring" als irrelevant einzustufen. Darüber hinaus spreche Kurian im Rahmen der Entwicklung von JavaFX-Applikationen nur von dem Tool NetBeans, habe aber Eclipse mit keinem Wort erwähnt. "Wir hoffen, dass Oracle künftig die Eclipse-Entwickler in gleicher Weise unterstützt."
"Das Java-Ökosystem braucht offene Lösungen", fordert Sikka. Java müsse ein offener Standard werden. Um dies zu gewährleisten, sei es der beste Weg, den Java Community Process (JCP) zu einer offenen und unabhängigen Organisation zu machen. "Java ist größer als Sun und auch größer als Oracle", sagt der SAP-Manager. "Wir alle sind die Zukunft von Java."
Die Forderungen des SAP-Managers machen deutlich, dass die Plattform für viele Branchengrößen eine zentrale Rolle spielt. Im vergangenen Herbst bezeichnete Sikka den Schritt, Java in die Kernprodukte von SAP zu integrieren, als eine wichtige Entscheidung. Damit sei Java zu einem essenziellen Bestandteil der Netweaver-Plattform geworden. Auch für andere Hersteller wie Tibco, Red Hat, die Software AG und vor allem IBM bildet Java ein entscheidendes Element in der Produktentwicklung.
Aus Sicht des IDC-Experten Spies hat IBM derzeit die beste Position. Der Konzern verfüge über eine Zehn-Jahres-Lizenz für Java. Außerdem dürfe man davon ausgehen, dass sich der Patentexperte IBM seine Position im Java-Umfeld gesichert hat. "Wenn jemand weiß, wie man im IT-Markt mit Patenten hantieren muss, dann ist das IBM." Zu den aktuellen Entwicklungen sowie dem eigenen Java-Einsatz wollten die IBM-Verantwortlichen allerdings nicht Stellung beziehen. "Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Wettbewerbern", lässt der weltweit zweitgrößte IT-Konzern lapidar verlauten.
Verteilungskämpfe um Mobile
Der Streit zwischen Oracle und Google macht auch deutlich, mit welcher Vehemenz derzeit die Verteilungskämpfe um den Zukunftsmarkt der mobilen Systeme toben. Patentklagen scheinen dabei ein probates Mittel zu sein, sich ein möglichst großes Stück vom Kuchen zu sichern:
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Oracle wirft Google vor, mit dem Smartphone-Betriebssystem Android Java-Patente zu verletzen. Die Folgen des Streits sind derzeit noch nicht absehbar.
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Apple und Nokia liefern sich derzeit eine Schlacht um Smartphone-Patente und haben sich gegenseitig mit einer Reihe von Patentklagen überschüttet. Die Finnen werfen Apple vor, mit iPhone und iPad ihre Patentrechte zu verletzen. Steve Jobs konterte mit einer Gegenklage, wonach Nokia widerrechtlich mehr als zehn Apple-Patente nutze.
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Apple beschuldigt den Handy- und Smartphone-Hersteller HTC, Ideen geklaut zu haben. Angeblich verstoße HTC gegen 20 Patente, mit denen Bedienung, Konstruktion und Hardware des iPhone geschützt seien. HTC konterte mit einer Gegenklage und forderte ein Einfuhrverbot der in Fernost gefertigten Apple-Geräte in den USA.
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Research in Motion (RIM) zahlte über 600 Millionen Euro, um einen Streit mit der Patentrechte-Firma NTP rund um die in den Blackberry-Geräten verwendete E-Mail-Übermittlungstechnik aus der Welt zu schaffen.
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NTP klagt darüber hinaus auch gegen die Smartphone-Hersteller Apple, Google, Microsoft, HTC, LG und Motorola. Angeblich benutzen die Konzerne widerrechtlich eine Technik zur Weiterleitung von E-Mails.
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RIM einigte sich Mitte dieses Jahres mit Motorola auf eine nicht näher bezifferte Einmalzahlung sowie regelmäßig Lizenzgebühren, um Motorola-Patente nutzen zu dürfen.
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Die frühere Apple-Tochter Flashpoint Technology hat die wichtigsten Handy-Hersteller verklagt. Nokia, RIM, HTC und LG sollen mit ihren Geräten Patente verletzt haben.
Wie weiß ist Googles Weste?
Doch in den Chor derer, die Oracle als "Patent-Troll", "Achse des Bösen" und "Darth Vader der IT-Branche" diffamieren, mischen sich auch Stimmen, die die Rolle Googles kritisch hinterfragen. Demnach hat beispielsweise Josh Bloch, Chief Java Architect von Google, erst Mitte April 2010 auf einer Red-Hat-Konferenz im kalifornischen Santa Clara moniert, dass Java unter Sun Microsystems mehr oder weniger führerlos dahingeschlingert sei und er große Hoffnungen auf Oracle setze, die Plattform wieder auf Kurs zu bringen. Außerdem hat Google bereits mit Sun Microsystems über eine Lizenzierung von Java für Android verhandelt. Als diese Verhandlungen gescheitert waren, hat Google offenbar sein eigenes Java-Süppchen gekocht. Vertreter der Free Software Foundation weisen darauf hin, dass Google auf eine Java-Implementierung unter der Apache-2.0-Lizenz setzt, statt die offizielle GPL-Version zu nutzen. Es gehöre offenbar zur Strategie, alle GPL-Bestandteile in Android so weit wie möglich zu vermeiden, um die Entwicklung proprietärer Software für Android zu erleichtern, kritisieren die Open-Source-Protagonisten. Zudem hätten die Google-Verantwortlichen bis heute noch keine klare Position in Sachen Softwarepatente bezogen.
Derzeit ist nicht abzusehen, wie das Ringen zwischen Oracle und Google ausgeht. Es ist gut möglich, dass beide Parteien im Hintergrund bereits um eine Lösung im Lizenzstreit feilschen. Allerdings können sich Marktbeobachter auch vorstellen, dass Google das Verfahren als Präzendenzfall vor dem Kadi durchfechten möchte. Der Streit ist indes für beide Seiten riskant, warnt IDC-Analyst Spies. Google sollte sich keine Unruhe im derzeit explodierenden Android-Markt leisten.
Die Konkurrenten warten nur darauf, dass Google Schwierigkeiten bekommt, sagt Spies. Profitieren könnte in erster Linie Microsoft mit seinem mobilen Betriebssystem "Windows Phone 7". Tatsächlich konnte es sich der ranghohe Microsoft-Manager Tivanka Ellawala, Chief Financial Officer (CFO) für das Mobile Communications Business, nicht verkneifen, gegen die Konkurrenz zu keilen. Die Streitigkeiten rund um Android würden Probleme und Kosten verursachen. Steigende Lizenzgebühren würden zudem dafür sorgen, dass es mit der Kostenlos-Kultur rund um die konkurrierende mobile Plattform Android schnell vorbei sein werde.
Das könne nun aber nicht im Interesse Oracles sein, meint IDC-Experte Spies. Damit wäre auch die Position Javas als Plattform im lukrativen mobilen Geschäft gefährdet. Wenn Oracle die Android-Welle ersticke, schade sich der Konzern am Ende selbst. "Es ist eine Gratwanderung." Darüber hinaus müsse Oracle auch aufpassen, sich nicht selbst ein Bein zu stellen, wenn der Konzern allzu eifrig prozessiere. Alle Softwareprodukte außer der Datenbank hingen im Grunde mehr oder weniger stark an Java. "Wenn sich die Entwicklergemeinde von Java abwendet, dann hat Oracle ein massives Problem."
Erste Anzeichen dafür sind schon spürbar. Oracles neue Java-Politik hinterlasse im Markt bereits Spuren, verlautet aus den Reihen der Community. Java-Entwickler berichteten vermehrt über Projekte, in deren Rahmen der Einsatz von Java sinnvoll gewesen wäre, dieser aber aus verschiedenen Gründen gescheitert sei und sich die jeweils Verantwortlichen für andere Techniken entschieden hätten, heißt es beim Dachverband iJUG.
Stimmen zum Streit um Java
Vishal Sikka, Chief Technology Officer (CTO) bei SAP: "Java ist größer als Sun und auch größer als Oracle. Wir alle sind die Zukunft von Java. Das Java-Ökosystem braucht offene Lösungen."
IDC-Analyst Rüdiger Spies: "Alle Softwareprodukte Oracles außer der Datenbank hängen im Grunde mehr oder weniger stark an Java. Wenn sich die Entwicklergemeinde von Java abwendet, dann hat Oracle ein massives Problem."
Fried Saacke, Vorstandsvorsitzender des Interessensverbunds der Java User Groups (iJUG): "Es besteht große Unsicherheit hinsichtlich der Frage, wie Oracle mit Java Geld verdienen will. Außerdem ist noch unklar, welche Rolle die Community künftig spielen wird."
Thomas Kurian, Executive Vice President für die Produktentwicklung bei Oracle: "Man sollte nicht unsere Fähigkeiten unterschätzen, eine neue Java-Plattform auf die Beine zu stellen."
Java-Erfinder James Gosling: "Bei Oracle geht es immer nur ums Geld. Das ist die einzige Metrik, die sie verstehen."