iPhone: Mobilfunker zwischen Hoffen, Bangen und Lächeln

31.08.2007
René Obermann soll gelächelt haben, als er auf der IFA auf das Apple iPhone angesprochen wurde. Immerhin wird dem Kulthandy das Potenzial nachgesagt, überholte Strukturen der Mobilfunkbranche aufzubrechen.

Über das neue Apple-Handy iPhone will Telekom-Chef René Obermann gar nicht reden. Darf er auch nicht, denn Apple hat die Vertriebspartner - und dazu gehört die Telekom laut Konzernkreisen - zum Schweigen verpflichtet. In seiner Rede auf der Internationalen Funkausstellung IFA in Berlin erwähnte Obermann das neue Gerät mit keinem Wort. Erst auf Nachfrage sagte er knapp, dass das iPhone für mobile Datendienste wie Handy-TV "wegweisend" sein werde. Experten geben ihm da Recht.

Die Erwartung ist, dass das neue Gerät des angesagten US-Technikkonzerns die Branche mehr verändern wird als die meisten Mobiltelefone zuvor. Dabei kann das Apple-Handy kaum mit neuen Anwendungen aufwarten. "Das iPhone hat keine Anwendungen, die es nicht schon bei einem anderen Anbieter gibt", sagt Gregor Harter von der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Beim Kunden punkten kann das Apple-Handy mit Design und Benutzerfreundlichkeit, was schon den digitalen Musikspieler iPod zum Erfolg machte. Es gebe kaum eine Marke, die größere Begehrlichkeiten als Apple weckt, sagt ein Mobilfunk-Manager. Die komplette Branche sei daher an einer exklusiven Vermarktung interessiert gewesen, wie sie nun die Telekom in Deutschland erhalten habe.

Mit dem Zuschlag kann die Telekom aber nicht nur ihr Image aufpolieren, sondern auch auf höhere Datenumsätze hoffen. Der amerikanische Carrier AT&T, der als erster Telekomkonzern das iPhone vermarktet, verzeichnet bei den Nutzern des Apple-Handys deutlich höhere Datenumsätze. Davon profitiert auch Apple, da der Konzern rund zehn Prozent der Umsätze einstreicht - in diesem Umfang ein Novum. "Für die Branche wird das iPhone eine große Auswirkung haben, da die Umsatzbeteiligung einen Paradigmen-Wechsel mit sich bringt", sagt Harter.

Andere Gerätehersteller hoffen nun auch auf eine Umsatzbeteiligung. "Eine gute Position haben dabei Nokia und Sony Ericsson." Beide verfügten über eine starke Marke und attraktive Mobiltelefone. Seine Lücke bei Handys mit einem so genannten Touchscreen-Bildschirm - wie ihn das iPhone hat - will Nokia im vierten Quartal schließen. Dann soll auch die neue Musikplattform "Ovi" des weltgrößten Handy-Herstellers starten, mit der Nokia den Apple-Shop iTunes herausfordern will.

Für die Telekom-Führung könnte der Zuschlag auch aus anderer Sicht ein Segen sein. Denn das Apple-Handy kommt ohne Subventionen in die Regale. Derzeit werden selbst Qualitäts-Handys oft mit hohen Zuschüssen für einen Euro angeboten, was die Margen der Anbieter belastet. Obermann bemüht sich daher wie die Chefs von Vodafone, E-Plus und O2 immer wieder mal darum, die Rabattschlacht zu beenden. Bislang vergeblich, denn einer der Konzerne steckt immer im Zugzwang, seine Kundenzahl mit Subventionen zu steigern. Mit dem iPhone könnte aus Sicht des Marketing-Experten Harter ein Umdenken bei Unternehmen und Verbrauchern einsetzen.

Einige Experten warnen hingegen vor überhöhten Erwartungen. So blieb der Absatz bei AT&T in den ersten Tagen hinter den Analysten-Prognosen zurück, und das iPhone ist nicht frei von Kinderkrankheiten. Als Schwachpunkte gelten die Batterie sowie das Gewicht. In der zweiten oder dritten Generation sollten diese Mängel beseitigt sein, sagt Harter. Ein anderer Experte bemerkt zudem, dass mit dem iPhone nicht alle Probleme der Branche gelöst werden können. Ein einzelnes Mobiltelefon könne nicht der Heilsbringer sein, sagt er.

Telekom-Chef Obermann kann dennoch zufrieden sein, auch wenn er den Deal mit Apple nicht selbst verkünden darf. Diesen Auftritt wird Apple-Chef Steve Jobs sich nicht entgehen lassen, voraussichtlich schon in kürze, damit das iPhone im Weihnachtsgeschäft in den Länden ist, wie es im Umfeld der Unternehmen heißt. Obermann kann dann das tun, was er zuletzt tat, als er auf das iPhone angesprochen wurde: Lächeln. (dpa/ajf)