Schnäppchen oder nicht?

iPhone gebraucht kaufen - darauf müssen Sie achten

14.11.2019 von Stephan Wiesend
Auch ein gebrauchtes iPhone kann eine gute Wahl sein – wenn Sie vor dem Kauf auf bestimmte Dinge achten. Welche, lesen Sie hier.
Das iPhone X ist - zumindest als Neugerät - nahezu vollständig aus dem Handel verschwunden.
Foto: Travel man - shutterstock.com

Will man ein neues iPhone bei Apple kaufen, hat man seit Oktober nicht nur die Wahl zwischen iPhone 11 und iPhone 11 Pro: Apple produziert und verkauft auch noch Modelle der beiden Vorjahre, iPhone XR und iPhone 8. Die Modelle iPhone 7, XS und iPhone X verschwinden dagegen nur langsam aus dem Handel. Wie jedes Jahr kommen zusammen mit den neuen iPhones aber auch jede Menge Gebrauchtgeräte in den Umlauf, viele Käufer der neuen iPhones wollen schließlich die Anschaffung mit Verkauf des ein oder zwei Jahre alten Geräts zumindest in Teilen finanzieren – etwa mit dem alten iPhone 8 Plus oder iPhone 7.

Um Uralt-Geräte wie iPhone 4S bis iPhone 6 Plus sollte man lieber einen Bogen machen.
Foto: Apple

Vor allem die Geräte von vor zwei Jahren sind nach Auslauf der für sie abgeschlossenen Verträge häufig auf dem Gebrauchtmarkt zu finden, aber auch die jetzt gerade einmal ein Jahr alten Modelle iPhone XR und iPhone XS lassen sich zu günstigen Preisen auf den Gebrauchtmarkt kaufen. Viele iPhone-Nutzer besorgen sich noch immer jedes Jahr ein neues Gerät ohne Vertragsbindung.

Wir erklären im Folgenden, was Sie als Käufer zu beachten haben, um nicht vom Schnäppchen enttäuscht zu werden – und in welchen Fällen sich doch die Neuanschaffung lohnen könnte.

iPhones, die älter sind als das iPhone 7 sind – wie das SE und 6S – würden wir heute nur sehr eingeschränkt empfehlen. Diese Geräte können von genügsamen Menschen heute noch sinnvoll verwendet werden, wir würden sie heute aber auch als Schnäppchen nicht mehr kaufen. Voraussichtlich werden sie von Apple nicht mehr mehrere Jahre offiziell unterstützt und wichtige Sicherheitsupdates gibt es dann nicht mehr.

Neue alte iPhones bei Apple

Die Preise für die neuen Einstiegs-Modelle sind mit der Einführung des iPhone 11 überraschend gesunken – das ist auch gut für Gebrauchtkäufer, senkt dies doch die Preise für gebrauchte Vorjahresmodelle wie iPhone XR und iPhone 8.

So kostet das als das Einstiegsmodell positionierte iPhone 11 mit 64 GB, 128 GB und 256 GB nun 799, 849 bzw. 969 Euro (das XR erschien für 849, 909 bzw. 1019 Euro). Bei den teuren Modellen blieben die Preise dagegen gleich: Hier kostet das iPhone 11 Pro in den gleichen Kapazitäten weiterhin 1149, 1319 und 1549 Euro. Wie schon lange üblich bietet Apple aber zusätzlich einige „Vorjahresmodelle“ als günstige Alternativen an, diese Rolle erfüllen aktuell iPhone 8 und iPhone XR, das iPhone 8 sowohl in der Standard- als auch der Plus-Varianten. Diese Modelle sind günstiger geworden, wenngleich das iPhone 8 mit 529 Euro eigentlich noch immer kein echtes Schnäppchen ist, gab es doch das iPhone 7 im Handel schon öfter für weit unter 400 Euro. Deutlich moderner ist außerdem das iPhone XR, das Apple nun für 699 Euro verkauft.

Eine Besonderheit: iPhone 8 und iPhone 8 Plus gibt es bei Apple als Neugerät nur noch in den beiden Kapazitäten 64 GB und 128 GB. Das Modell mit 128 GB ist neu und eine besonders interessante Version: Bisher gab es das iPhone 8 noch nie mit 128 GB Speicherausstattung, nur als 64 und 256 GB-Version. Mit 64 GB Speicher kommt man aber heute nicht mehr weit und das Modelle mit den brauchbaren 128 GB Kapazität ist mit 579 nur unwesentlich teurer.

Als Gebrauchtgeräte sind wohl vor allem das iPhone 8 und iPhone 7 zu empfehlen: Das leichte und kompakte iPhone 7 ist schon seit 2016 auf dem Markt und nur noch im Fachhandel verfügbar. Es bietet immer noch eine akzeptable Leistung und eine brauchbare Kamera. Es war das erste gegen Feuchtigkeit geschützte iPhone, leider auch das erste Modell ohne Kopfhörereingang. Das Plus-Modell war außerdem das erste Modell mit zusätzlicher Telekamera. Wenig empfehlen würden wir allerdings das Modell Jet Black, dieses Modell ist notorisch empfindlich für Kratzer – und gebraucht kaum ohne solche zu haben. Das iPhone 8 ist teurer, bietet dafür aber eine noch bessere Kamera, drahtloses Aufladen und einen eleganten wenn auch bruchempfindlichen Glasrücken.

Eine Konkurrenz zum Gebrauchtkauf sind einige günstige Angebote. Im Fachhandel sind die beiden Modelle oft deutlich günstiger als im Apple Store zu haben, im Schnitt spart man dadurch etwa zehn bis 15 Prozent gegenüber dem Apple-Preis. Vor allem das iPhone 7 war in Sonderaktionen sogar für unter 400 Euro zu haben. Bei diesen Schnäppchen handelt es sich aber meist um die Basisversion, beim iPhone 7 mit 32 GB Speicher. Mit dann nur 32 GB Speicherkapazität muss man sich aber beim Speicherplatzverbrauch zurückhalten, was vor allem Einsteigern schwerfällt.

Der größte Vorteil eines Neukaufs: Es handelt sich um Neugeräte, was sich vor allem bei der Leistung des Akkus positiv auswirkt. Nach zwei Jahren mehr oder minder intensivem Gebrauch macht sich der Verschleiß schließlich meist doch deutlich bemerkbar. Gebrauchte haben aber auch ihre Vorteile, nicht nur beim Preis. So gilt neben Apples Ein-Jahres-Garantie eine Gewährleistungspflicht durch den Verkäufer – falls etwa plötzlich der Akku ausfällt.

Gebrauchte – Chance und Risiko

Gebrauchtgeräte haben aber mehrere Vorteile: Per Gebrauchtmarkt findet man noch günstigere Preise und – wenn eine große Kapazität wichtiger ist als viel Leistung – auch ältere Modelle mit den verschiedensten Farben und Speichervarianten wie 16 bis 256 GB Speicher. Dabei ist der Aufpreis für Speicher meist sehr moderat. iPhones haben zwar, verglichen mit anderen Smartphones, einen hohen Wiederverkaufswert, doch von den kräftigen Aufpreisen, die Apple für mehr Speicher verlangt, bleibt nicht viel übrig.

Wichtig ist vor allem die Unterstützung eines aktuellen Systems, dabei sollte man auch etwas in die Zukunft blicken: iOS 13 lässt sich ab dem iPhone 6S installieren, wir raten jedoch mindestens zu einem 7er-Modell. Es ist zwar gut möglich, dass das kommende iOS 14 vielleicht auch noch auf dem iPhone 6S und SE läuft. Letzteres hat ja zu Recht noch immer seine Fans und ist mit 16 GB schon für etwa 150 Euro zu haben.

Tipp: Oft sind die Versionen in den weniger beliebten Farben Gold und Rosé etwas günstiger. Ein Nachteil ist natürlich immer, dass man mit den Gebrauchsspuren des Vorbesitzers leben muss. Schwerwiegender als kosmetische Probleme sind jedoch altersbedingte Abnutzung und Defekte. Darunter fällt in erster Linie der Akku, der je nach Intensität der Nutzung nach etwa zwei bis drei Jahren anfängt, spürbar nachzulassen. Sie sollten daher nicht erwarten, dass die Nennwerte erreicht werden. Da etwa ein iPhone 7 maximal drei Jahre alt ist, sollte der Akku bei diesem Modell noch in einigermaßen brauchbarem Zustand sein. Tipp: Oft liefert die Speicherausstattung eine Hinweis auf das Modelljahr: Das iPhone 8 mit 128 GB Speicher wird etwa erst seit wenige Monaten angeboten, ein iPhone SE mit 16 GB wurde dagegen vielleicht schon vor vier Jahren hergestellt.

Was man auch wissen sollte: Der Akkutausch ist ab dem Modell 7 aufwendiger geworden und gute Akku-Sets kostet knapp 30 Euro. Der Ersatz sollte aus einer zuverlässigen Quelle stammen – auch Apple tauscht Akkus aus. Das kostet bis inklusive dem Modell 8 zwar 49 Euro, ist aber zuverlässiger und sicherer, als wenn man selbst Hand anlegt oder den Bastler aus der Nachbarschaft an das Telefon lässt. iPhone 8 und iPhone 7 sind nach dem eigenhändigen Akkutausch außerdem meist nicht mehr wasserdicht.

Käufe von Privat

Kauft man ein gebrauchtes Smartphone, bekommt man es von einem Privatverkäufer oft besonders günstig. Es besteht grundsätzlich aber immer das Risiko eines erst später bemerkten Defekts – wie eines defekten Kopfhörer-Eingangs.

Private Verkäufer schließen im Normalfall die Gewährleistung aus. Sie dürfen keine Fehler böswillig verschweigen, aber der Nachweis, dass diese bekannt waren, ist oft schwierig. Bei Privatverkäufen sollte man das iPhone deshalb unbedingt in Augenschein nehmen, Schalter und Anschlüsse testen, da man leicht auf vorhandenen Fehlern sitzen bleibt. Außerdem sollte das Gerät keinen SIM-Lock haben, und „Mein iPhone suchen“ muss ausgeschaltet sein, damit die Aktivierungssperre nicht aktiv ist. Über die Einstellung „Batterie“ erfahren Sie außerdem, ob die Batterie noch in Ordnung ist oder schon die CPU ausbremst.

Interessant sind Kleinanzeigen-Märkte aber vor allem für kleinere Anschaffungen: Etwas einen Lightning-Adapter oder ein günstiges iPhone SE für 70 Euro. Fast ein Monopol auf solche Angebote hat Ebay Kleinanzeigen. Hier sind noch inserierte Angebote aber oft bereits längst verkauft und man darf man sich nicht über Angebote wie ein „iPhone 5 SE“ wundern.

Schnäppchen bei Ebay

Eine gute Anlaufstelle auf der Suche nach gebrauchten iPhones ist die Website von Ebay. Man muss hier ja nicht gleich kaufen, aber es gibt eine große Auswahl an Geräten und wenn man sich abgelaufene Auktionen ansieht, bekommt man schnell ein Gefühl für übliche Gebrauchtpreise. Über die Anzeige-Option „Verkaufte Artikel“ kann man schnell den aktuell erwartbaren Ebay-Preis recherchieren. (Da sich dieser schnell ändert, haben wir auf eine eigene Übersicht an iPhone-Preisen verzichtet.)

Nicht nur zum Verkaufsstart der neuen iPhone-Generation ist mit einer Hausse zu rechnen, auch kurz nach Weihnachten werden viele alte Geräte angeboten, wobei der Kaufdruck der Mitbieter und damit die Preise etwas geringer ausfallen als vor dem Fest. Ob man Versteigerungen oder Portale für Kleinanzeigen vorzieht, ist Geschmackssache. Letztere bieten eher lokale Angebote, die man vorher ansehen kann. Hier bekommt man das gebrauchte iPhone 7 mit einem „zarten Kratzer“ und etwas Glück für knapp 200 Euro.

Profi-Gebrauchtverkäufer

Nicht jeder Privatverkäufer will sich aber die Mühe machen, Ebay-Angebote zu erstellen und sich mit oft dubiosen Interessenten herumzuärgern. Diese verkaufen ihr iPhone oft an professionelle Ebay-Händler wie Asgoodasnew, Wirkaufen, Rebuy oder Flip4New. Als Käufer erhält man etwas mehr Sicherheit beim Kauf, die Verkäufer dokumentieren den Zustand der Gerät oft sehr ausführlich und bieten ein Rückgaberecht. Dafür muss man aber oft erheblich höhere Preise zahlen. Ein iPhone 7 „wie neu“ gab es bei Redaktionsschluss für knapp 250 Euro, ein iPhone 8 für 470 Euro.

Es wird kompliziert: „Graumarkt“-iPhones

Es gibt aber noch eine ganze Reihe an Angeboten, bei denen das iPhone nicht ganz neu aber eigentlich auch nicht gebraucht ist:

Neugeräte vom Privatkäufer:

Anbieter wie Asgoodasnew kaufen von Privatpersonen ein noch originalverpacktes iPhone und verkaufen es mit Rabatt. Hier sind oft 20 Prozent Rabatt oder mehr möglich. Das Problem: Aus rechtlichen Gründen erhält man als Käufer eine Rechnung ohne Mehrwertsteuer. Das ist für Firmen und Selbständige ungünstig, das diese dann keine Mehrwertsteuer von der Steuer abziehen können. (Differenzbesteuerung nach § 25a UStG)

Außerdem kann es sich um ein Gerät aus dem Ausland handeln, etwa aus Italien oder England. Dann gilt zwar eine internationale Garantie von Apple, das Gerät kann aber von Austauschprogrammen ausgeschlossen werden – etwa von Apple Austauschprogramm für das iPhone-X-Display. Zumindest bieten viele Anbieter aber Gewährleistung (Hinweis: Das ist keine Garantie). Bei iPhones aus Japan gibt es außerdem eine lästige Besonderheit: Bei jeder Fotoaufnahme ist ein lauter Ton zu hören – was sich nicht abschalten lässt.Refurbished

Ein weites Feld sind außerdem sogenannte „Refurbished“-Geräte. Refurbished-Geräte haben unter Mac-Anwendern eigentlich einen guten Ruf, da über den Apple-Store angebotenen Macs und iPads meist in exzellentem Zustand sind. Das gilt aber nicht für alle Refurbished-Angebote im Web, macht doch auch Ebay einen feinen Unterschied zwischen „Vom Hersteller generalüberholt“ und „Vom Verkäufer generalüberholt“. Es gibt Händler, die sich bei Prüfung und Aufbereitung viel Mühe geben, diese bieten dann auch meist zwei Jahre Gewährleistung und unterscheiden zwischen zahlreichen Zustandsstufen. Für den Ebay-Nutzer lässt sich aber oft schwer abschätzen, ob ein Händler ein Gebrauchtgerät nun wirklich aufbereitet und geprüft hat. Ab iPhone 7 kann es dann außerdem die bereits erwähnten Probleme mit der Wasserdichtigkeit geben.

Eine Besonderheit versteckt sich hinter dem Kürzel CPO oder Certiefied Pre Owned durch Apple. Hier handelt es sich um vom Hersteller Apple selbst wiederaufbereitete Geräte. So erhält ein von Apple zertifiziertes iPhone ein neues Gehäuse, einen neuen Bildschirm und einen neuen Akku – außerdem wird es neu verpackt und man bekommt 12 Monate Apple-Garantie. Die von Apple bezogenen Geräte sind allerdings sehr teuer und leider nicht über den deutschen Apple Store zu beziehen. Zu haben sind diese Geräte etwa über Back Market oder Notebooksbilliger.

Vorführmodelle

Leider ist die Kategorie „Vorführmodell“ Vertrauenssache. Eigentlich sollte es sich um so gut wie neuwertige Produkte handeln, die vielleicht sogar nur kurz in einem Vodafone- oder O2-Shop auslagen. Ungewiss ist allerdings, wie lange es auslag und ob das Gerät schon bei Apple registriert wurde – was sofort die Dauer der Herstellergarantie reduziert. Auch die regionale Herkunft ist ungewiss, was Garantieleistungen wie oben beschrieben einschränkt. Bei diesen Modellen beschweren sich Kunden häufiger, dass das Gerät dann doch nicht mehr ganz so „neuwertig“ war.

Pech hat man außerdem, wenn man eine so genannte Display-Ware erhält, ein Demo-Gerät für den Einzelhandel. Diese Geräte sind eigentlich nicht für den Verkauf gedacht und fallen nicht unter die Apple-Garantie.

Kundenrückläufer

Nach unserer Meinung ebenfalls eine Kategorie für Risikofreunde. Hier handelt es sich um Geräte, die ein Kunde innerhalb der Umtauschfrist zurückgegeben hat. Wenn man Glück hat, hat er das Gerät nur kurz ausgepackt und es ist so gut wie neu. Wenn man Pech hat, war es damit im Strandurlaub und es hat unerkannte Schäden durch Salzwasser und Sandkörner. Oder der Kunde hat es zurückgegeben, weil es ein Montagsgerät mit Macken und ab Werk zerkratztem Display war. Sowohl die Kategorien "Vorführmodelle" als auch "Kundenrückläufer" würden wir eher meiden.

Fazit

Grundsätzlich sollte man sich aber nicht von unserer Schwarzmalerei einschüchtern lassen: Die meisten Anwender gehen sehr sorgfältig mit ihrem teuren iPhone um und fordern faire Preise. Und dank leistungsfähiger CPUs sind auch iPhone 7 und iPhone X aus zweiter Hand leistungsfähige und noch lange sinnvoll nutzbare Geräte. (Macwelt)