Intel Santa Rosa: Was leistet die neue Centrino-Plattform?

09.05.2007
Intel bringt die neue Centrino-Generation - Codename: Santa Rosa - auf den Markt. Ein Vorserientest zeigt, mit welchen Neuerungen Notebook-Nutzer künftig rechnen können.

In den vergangenen Jahren haben Notebooks ein beeindruckendes Wachstum gegenüber stationären PCs vorweisen können. Dies hat sicherlich auch an der Einführung von Intels Centrino-Technologie gelegen – der schlüssigen Kombination von CPU, Chipsatz und WLAN-Funkmodul. In dieser Woche stellt Intel seine nunmehr vierte Centrino-Generation vor, die unter dem Arbeitstitel "Santa Rosa" bekannt ist. Mit ihr will der Konzern den Druck auf den Rivalen AMD im Notebook-Segment stabil halten. Rund 230 mobile Rechner verschiedener Hersteller auf Basis von Santa Rosa sollen in den ersten Wochen nach dem Start auf den Markt kommen.

Unsere Kollegen der "PC Welt" haben einige Vorserienmodelle der Plattform unter die Lupe genommen, sie getestet und die wichtigsten Neuerungen analysiert. Wir haben den Text zusammengefasst, den vollständigen Artikel einschließlich der Performance-Tests finden Sie hier.

Die vierte Centrino-Generation umfasst wie ihre Vorgänger einen Mobilprozessor, einen Notebook-Chipsatz und ein WLAN-Modul. Wie bei jeder neuen Centrino-Reihe verbessert Intel auch bei Santa Rosa jede Komponente: Der neue Prozessor Core 2 Duo bekommt einen schnelleren Systemtakt, soll aber gleichzeitig stromsparender als die Vorgänger sein. Außerdem verspricht die neue Centrino-Generation faszinierende Technik wie dynamisches Übertakten (Dynamic Acceleration), einen neuen Stromsparmodus (Super Low Frequency Mode), leistungsfördernden und zugleich stromsparenden Flash-Speicher (Intel Turbo Memory, auch bekannt als Robson-Technik), eine verbesserte 3D-Grafik im Chipsatz (GMA X3100) sowie ein WLAN-Modul nach dem aktuellen Draft-11n-Standard.

Wir stellen die Technik, die hinter Centrino steckt, ausführlich vor. Außerdem untersuchen wir in umfangreichen Tests, ob Santa Rosa mit seinem neuen Prozessor, der Robson-Technik und dem aufgebohrten integrierten Grafikkern neue Maßstäbe bei Notebooks setzen kann. Dafür kamen drei Notebooks mit Santa Rosa auf den Prüfstand: Eines lieferte uns Intel selbst, ein Notebook stellte Asus und einen Mobilrechner schickte Samsung ins Testlabor. Nur ein einziges Gerät war übrigens mit Intel Turbo Memory ausgestattet. Für alle Testgeräte gilt: Sie stammen aus der Vorserie. Bei den Seriengeräten, die ab Mitte bis Ende Mai auf den Markt kommen sollen, können sich daher die Testergebnisse durchaus verbessern.

CPU – Core 2 Duo

Seit 2006 verbaut - ein Core 2 Duo Prozessor von Intel.
Foto: Intel

Den aktuellen Notebook-Prozessor hat Intel bereits Mitte 2006 vorgestellt: Der Core 2 Duo in 65-Nanometer-Architektur kommt auch bei Santa Rosa zum Einsatz. Er basiert weiterhin auf dem Merom-Kern. Doch Intel hat ihn für Santa Rosa weiterentwickelt und erwartet sich davon höheres Tempo und bessere Stromsparfähigkeiten. Zum Start von Santa Rosa bringt Intel sechs neue Modelle des Core 2 Duo - zwei davon sind Low-Voltage-Varianten, die sich vor allem für Sub-Notebooks eignen. Die neuen Prozessoren ordnen sich in das Modellsystem ein, das Intel mit dem Core 2 Duo einführte: Das neue Spitzenmodell ist jetzt der T7700 (2,40 GHz), der den Core 2 Duo T7600 (2,33 GHz) ablöst.

Allerdings machen die neuen Prozessoren Intels Nummernsystem noch unübersichtlicher: Bisher besaßen alle CPUs aus der T7000er-Serie 4 MB L2-Cache, die Modelle der T5000er-Serie mussten sich mit 2 MB L2-Cache begnügen. Nun hat Intel auch dem neuen T7100 nur 2 MB L2-Cache spendiert. Aufgrund von Intels Preispolitik wird man ihn und den T7300 wohl in den meisten neuen Santa-Rosa-Notebooks antreffen. Der Core 2 Duo arbeitet nun mit einem Systemtakt (Front Side Bus) von 800 MHz – der Vorgänger war noch mit 667 MHz mit den übrigen Systemkomponenten verbunden. Allein daraus dürfte dem neuen Core 2 Duo ein Tempozuwachs von rund zehn Prozent erwachsen. Als schnellsten Arbeitsspeicher unterstützt Santa Rosa allerdings nach wie vor nur DDR2-667.

Wie alle Doppelkern-CPUs bietet der Core 2 Duo eine besonders hohe Rechenleistung bei Software, die beide Kerne auslastet (Multi-Threading) oder bei parallel laufenden Anwendungen (Multi-Tasking). Bei Programmen, die nur einen Rechenkern benötigen (Single-Threaded), bringt eine Dual-Core-CPU keinen Vorteil gegenüber einem Einkern-Prozessor. Das will Intel mit der Dynamic Acceleration ändern: Wenn eine Single-Threaded-Applikation viel Rechenleistung verlangt, arbeitet der eine Kern des Core 2 Duo übertaktet, während der andere sich im stromsparenden C3-Modus befindet. Der Prozessor kann dabei maximal mit dem Takt des nächst höheren Modells laufen – ein Kern des T7300 (2,0 GHz) kann also bei Dynamic Acceleration mit maximal 2,2 GHz arbeiten – 200 MHz schneller als eigentlich vorgesehen. Allerdings darf der Prozessor auch im übertakteten Betrieb nicht seine vorgesehene TDP (Thermal Design Power) überschreiten: Die Kühllösung im Notebook muss also nicht speziell für Dynamic Acceleration angepasst werden.

Robson – Turbo Memory

Der Turbo Memory (Robson) - ein Flash-Speicher zur Beschleunigung des Datenzugriffs.
Foto: Intel

Den meisten Wirbel im Vorfeld von Santa Rosa erzeugte Intel mit der Robson-Technik. Sie heißt nun offiziell Intel Turbo Memory und soll das Notebook schneller sowie stromsparender machen. Turbo Memory unterstützt dafür die Techniken Readydrive und Readyboost von Windows Vista. Dazu setzt Intel ein Flash-Speicher-Modul ein, das als zusätzlicher Puffer dient. Flash-Speicher ist zum einen schneller als eine Festplatte: Daten, die im Robson-Modul statt auf der Festplatte liegen, gelangen also schneller zum RAM und zur CPU. Andererseits muss die Festplatte nicht anlaufen, wenn das Robson-Modul bereits die Datenanfragen bedienen kann – das Notebook verbraucht weniger Strom und hält länger im Akkubetrieb durch.

Das Robson-Modul bietet Intel mit 512 MB oder 1 GB Flash-Speicher an. Es sitzt in einen Mini-Card-Steckplatz oder lässt sich direkt auf der Hauptplatine integrieren. Allerdings wird es die Robson-Module nicht einzeln geben: Ein Santa-Rosa-Notebook ohne Robson lässt sich also nicht nachträglich vom Anwender mit Turbo Memory aufrüsten. Erst kürzlich hatten Analysten berichtet, dass sie trotz der höheren Kosten einen Durchmarsch der Flash-Speicher im Notebook-Segment erwarten.

Grafik und Video

Die neue Grafikfunktion nennt Intel Graphics Media Accelerator (GMA) X3100. Die Hardware unterstützt bereits Direct-X-10, mit passenden Treibern lässt sich Intel aber noch Zeit, da DX10 für Notebooks mit integrierter Grafik in diesem Jahr noch kein Thema ist. Wie der Vorgänger ist auch der GMA X3100 kompatibel mit Vista Aero. Zwar hat Intel den Takt der Grafikfunktion von 250 MHz auf 500 MHz verdoppelt, und sie unterstützt jetzt das Shader Model 3.0. Doch nach wie vor ist ein Chipsatz mit integrierter Grafik eher zum Stromsparen denn zum 3D-Spielen gedacht – da macht der X3100 keine Ausnahme.

Seine Hauptaufgabe wird daher das Wiedergeben von Videos sein. Und hier will Intel mit dem X3100 einen großen Schritt nach vorne getan haben: Die Technik Intel Clear Video soll eine deutlich bessere Bildqualität bei der Videowiedergabe bieten. Beispielsweise verringert adaptives De-Interlacing auf Pixel-Basis ausfransende Ränder und Artefakte bei bewegten Bildern. Außerdem lassen sich Helligkeit, Farbsättigung und Kontrast beim Abspielen von Videos jetzt direkt im Grafik-Treiber verändern. Der Grafikchip entlastet außerdem den Prozessor beim Decodieren von MPEG-2- und WMV9-Videos, aber nicht bei HD-Material, das mit MPEG-4 komprimiert ist.

Außerdem hat Intel beim GMA X3100 die Speicherzuteilung DVMT (Dynamic Video Memory Technology) weiter verbessert: Die integrierte Grafikfunktion kann sich nun maximal 384 MB vom Systemspeicher abzwacken (Vorgänger: maximal 224 MB). Schließlich unterstützt der X3100 Stromsparfunktionen wie D2PO (Dynamic Display Power Optimization: Display kann zwischen progressiver und interlaced Darstellung wechseln, um Strom zu sparen), DPST (Display Power Saving: an Bildinhalt angepasste Helligkeit) sowie DDRS (Dynamic Refresh Rate Switching: verringerte Bildwiederholrate bei statischen Bildern). Im Treiber des GMA X3100 hat Intel einen TV-Konfigurations-Wizard integriert: Er soll eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Bildausgabe auf einem ans Notebook angeschlossenen Fernseher bieten.

WLAN-Funkmodul

Das WLAN-Funkmodul von Santa Rosa.
Foto: Intel

Das WLAN-Modul von Santa Rosa 4965AGN (Codename: Kedron) unterstützt Draft-11n, also den Entwurf zum kommenden WLAN-Standard 802.11n. Der endgültige Standard soll Ende 2008 verabschiedet werden – laut Intel soll ein Firmware-Upgrade ausreichen, um das Modul vollständig 11n-kompatibel zu machen. Bereits Draft-11n bietet höhere Transferraten und eine größere Reichweite als der derzeit verbreitete 11g-Standard – Intel spricht von fünffachem Tempo und verdoppelter Reichweite.

Dazu unterstützt das WLAN-Modul 4965AGN Techniken wie Mimo, Channel Bonding und Packet Aggregation. Bei Mimo überträgt die WLAN-Komponente die Daten gleichzeitig über mehrere Antennen, um die Signalqualität zu erhöhen. Kedron nutzt in der Standardkonfiguration drei Antennen zum Senden und zwei zum Empfang (3x2). Bei Packet Aggregation werden mehrere Datenpakete zusammengefasst: Damit sinkt der Verwaltungsaufwand pro Datenpaket und es lassen sich mehr Nutzdaten übertragen.

Das Kedron-Modul nutzt den Mini-Card-Formfaktor und ist per PCI-Express ins System eingebunden. Es unterstützt die Funkfrequenzen 2,4 GHz (11b, 11g) und 5 GHz (11a). Da es von der Wi-Fi-Alliance noch kein offizielles Logo für kompatible Draft-11n-Geräte gibt, hat Intel "Connect with Centrino" ins Leben gerufen. Dabei testet Intel, mit welchen anderen Draft-11n-Komponenten das Kedron-Modul zusammenspielt – die Kedron-kompatiblen Geräte erhalten das Logo "Connect with Centrino". Der UMTS-Datenturbo HSDPA ist entgegen früheren Planungen nicht an Bord.

Centrino Pro – Centrino Duo

Bei Santa Rosa führt Intel das neue Logo "Centrino Pro" ein. Notebooks mit Centrino Pro unterscheiden sich in der Hardware kaum von anderen Santa-Rosa-Notebooks. Das Logo kennzeichnet ähnlich wie vPro für PCs mobile Rechner, die über spezielle Fernwartungs- und Verwaltungsfunktionen verfügen. Ein Notebook mit Centrino Pro besitzt neben den üblichen Santa-Rosa-Komponenten eine Firmware und ein Bios, die Intels Active Management Technology in der Version 2.5 unterstützen. Ein Administrator kann ein Notebook mit Centrino Pro per Kabel-Netzwerk oder WLAN-Verbindung katalogisieren, warten oder schützen. Damit lassen sich Support-Kosten und Ausfallzeiten senken. Das macht Centrino Pro vor allem für Firmen interessant – entsprechend wird man nur Business-Notebooks mit diesem Logo finden. Die Rechner für Privatkunden laufen unter dem Namen "Centrino Duo".

Fazit

Die neue Centrino-Generation bringt keinen großen Techniksprung, wie es zum Beispiel noch beim Wechsel von Einzel- auf Doppelkernprozessoren der Fall war. Die verbesserte Variante des Core 2 Duo ist bei gleicher Taktrate kaum schneller als sein Vorgänger, scheint sich aber immerhin ein wenig sparsamer zu verhalten. Die integrierte Grafik hat Intel zwar deutlich verbessert – die 3D-Leistung gehört aber weiterhin nicht zu ihren Stärken. Bei der Integration eines neuen WLAN-Standards in Centrino hat Intel mit Santa Rosa das Tempo ein wenig angezogen: Das WLAN-Modul nach dem Draft-11n-Standard ist nun deutlich früher im Notebook verfügbar als es noch bei seinen Vorgängern der Fall war, die erst in Centrino integriert wurden, als der 11b- beziehungsweise 11g-Standard schon weitgehend etabliert waren.

Die neue Marke Centrino Pro bringt vor allem Vorteile für Unternehmen und deren IT-Abteilungen. Ein für Intel sicherlich attraktiver Markt – für die meisten Notebook-Nutzer dürfte Centrino Pro allerdings kein entscheidender Kaufgrund sein. Hinter den interessantesten Techniken von Santa Rosa stehen noch Fragezeichen: Weder Dynamic Acceleration noch Turbo Memory waren in den Testgeräten aus der Vorserie ordentlich implementiert – welchen Leistungs- oder Spareffekt sie tatsächlich bieten, können erst Seriengeräte unter Beweis stellen. Während Dynamic Acceleration immerhin schon nachweisbar arbeitet – auch wenn es bei unseren Testgeräten nur im Akkubetrieb funktionierte - muss bei Turbo Memory wohl noch am Treiber nachgebessert werden. Auch das Fehlen der sehr interessanten Funktion Rapid Recovery bei unseren Testgeräten weist darauf hin, dass der Startschuss für Santa Rosa wohl etwas zu früh gefallen ist. (ajf)