Dicker Quartalsgewinn

Intel knüpft nahtlos an Boomzeiten an

15.01.2010
Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat dank gestiegener Computerverkäufe die Wirtschaftskrise hinter sich gelassen.
Intel-Chef Paul Otellini
Foto: Intel

Im vierten Quartal verdiente Intel unter dem Strich mit knapp 2,3 Milliarden Dollar wieder so viel wie zu seinen Glanzzeiten. "Mikroprozessoren sind in unserer modernen Welt unersetzlich", begründete Konzernchef Paul Otellini am Donnerstag am Firmensitz im kalifornischen Santa Clara den steilen Wiederaufstieg. "Wir kommen aus einer der tiefsten Rezessionen der Geschichte."

Vor allem die gestiegenen IT-Investitionen der Unternehmen in neue Hardware machten sich bemerkbar. Vor einem Jahr hatte die Flaute den Gewinn noch auf 234 Millionen Dollar schrumpfen lassen. Der Umsatz verbesserte sich um 28 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar. Im laufenden Jahr wird die gute Entwicklung nach Otellinis Einschätzung anhalten. "Wir sind zufrieden mit dem Erreichten und rechnen mit einem spannenden 2010."

Aktie nachbörslich im Plus

Die bereits hochgesteckten Erwartungen der Experten übertraf Intel mit seiner Bilanz bei weitem. Nachbörslich stieg der Kurs um gut zwei Prozent. Das kann Signalwirkung haben: Der Branchenprimus gilt wegen seiner Größe als wichtiger Gradmesser für den gesamten Halbleiter-Markt. Und weil Chips mittlerweile in immer mehr Geräten des täglichen Lebens eingebaut werden, auch für die Wirtschaft generell.

Nicht einmal eine teure Einigung mit dem Rivalen Advanced Micro Devices (AMD) konnte Intels Bilanz letztlich trüben. Die beiden Konzerne hatten sich unfairen Wettbewerb und Patentklau vorgeworfen. Intel geriet während des jahrelangen Streits immer mehr in die Defensive und musste dem viel kleineren Konkurrenten am Ende 1,25 Milliarden Dollar zahlen. Einsparungen dämpften aber den Effekt auf Intels Gewinn ab.

Firmenkundengeschäft wieder angesprungen

Die Rechenkerne seiner neuen Core-Prozessoren fertigt Intel bereits in einem 32-Nanometer-Prozess.
Foto: Intel

Die Erholung des Geschäfts hatte sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet: Die Autoindustrie als wichtiger Abnehmer von Halbleitern berappelte sich, der tiefe Fall des Maschinenbaus fand ein Ende und die Verkäufe von Computern sprangen an. Nur Stunden vor der Bilanzvorlage von Intel vermeldete das Marktforschungsunternehmen Gartner den stärksten Stückzahlen-Zuwachs im PC-Markt seit sieben Jahren (allerdings auch nur dank des Vergleichs mit einem überaus desolaten Vorjahreszeitraum).

Den Umsatz im laufenden ersten Quartal sieht Otellini mit 9,3 bis 10,1 Milliarden Dollar deutlich über dem des Vorjahreszeitraums. An das Schlussquartal mit seinem starken Weihnachtsgeschäft können die Zahlen aber traditionell nicht anknüpfen.

Zuletzt sprangen bei Intel vor allem die Verkäufe von Chips für große Firmenrechner an, sogenannte Server. Diese werden unter anderem für den Internet-Datenverkehr verwendet. In der Sparte legte der Umsatz um 21 Prozent zu. Aber auch Prozessoren für Laptops und Arbeitsplatz-Computer - Intels größtes Standbein - verkauften sich zehn Prozent besser. Mit den "Atom"-Chips für die beliebten Mini-Notebooks ("Netbooks") erlöste Intel 6 Prozent mehr; hier konnte Intel nach Otellinis Worten viele neue Kunden gewinnen. Insgesamt profitierte der Konzern von einer Erholung der in der Krise gefallenen Chippreise.

Vorstoß in neue Märkte

Über alle Geräteklassen hinweg kommen vier von fünf Prozessoren aus den Werken von Intel. Deshalb gerät das Unternehmen immer wieder mit den Kartellbehörden aneinander. Nachdem Intel bereits eine milliardenschwere Strafe in Europa zahlen musste, ermittelt aktuell die US-Wettbewerbsbehörde FTC. Der Vorwurf lautet, Intel soll seine marktbeherrschende Stellung missbraucht haben, um die Konkurrenz klein zu halten.

Davon unbeirrt will Intel mit dem Vorstoß in neue Märkte weiter wachsen. Seit Monaten drängt es den Konzern (wieder) in Richtung Smartphones. Die multifunktionalen Handys brauchen schnelle Prozessoren, um etwa Videos abspielen zu können. Erst vor wenigen Tagen hatten Intel und der südkoreanische Elektronikkonzern LG ein erstes Smartphone mit einem Prozessor aus Santa Clara vorgestellt. Bei Mobiltelefonen hatte Intel bislang nicht Fuß fassen können, weil seine Chips zu stromhungrig waren.

AMD könnte durch die neuen Produkte vollends den Anschluss verlieren. Der Konkurrent schreibt seit Jahren immer wieder tiefrote Zahlen. Seinen Bericht legt er am 21. Januar vor. In den kommenden zwei Wochen folgen dann weitere Technologie-Schwergewichte wie IBM, Google , Microsoft oder Texas Instruments. Der größte deutsche Halbleiter-Konzern Infineon präsentiert seine Zahlen am 29. Januar. (dpa/tc)