Mehr Manager gestehen

Insideraffäre erreicht 3Com und Avaya

06.11.2009
Die Insideraffäre an der Wall Street nimmt immer größere Dimensionen an: Inzwischen sind 20 Beschuldigte in den spektakulärsten Skandal der Hedgefonds-Branche verwickelt.

Nach einer Serie neuer Festnahmen gibt es jetzt erste Geständnisse. "Wir sind noch nicht fertig, die Untersuchungen laufen weiter", kündigte der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara am Donnerstag an. Fünf Beschuldigte hätten die Vergehen inzwischen zugegeben. Sie wollen dem Staatsanwalt zufolge mit den Ermittlern kooperieren. Alle Verdächtigen sollen an illegalen Aktiengeschäften beteiligt gewesen sein. Die Summe unerlaubter Gewinne beziffern die Fahnder nun auf mindestens 40 Millionen Dollar (27 Millionen Euro).

"Die Alarmglocken schrillen immer lauter", warnte Bharara die Branche. Er forderte weitere mögliche Komplizen der Insider-Netzwerke auf, sich freiwillig zu melden: "Ich ermahne Sie dringend, bei uns anzuklopfen, ehe wir an Ihrer Tür anklopfen." Die Hedgefonds-Branche ist bisher kaum kontrolliert. Die Ermittlungen gingen inzwischen aber auch darüber hinaus, sagte Bharara. Unter den Beschuldigten seien neben Finanzprofis der Wall Street auch Anwälte.

Die neuen Fälle betreffen unerlaubte Börsendeals bei großen Firmenübernahmen vergangener Jahre, darunter die Hilton-Hotelkette sowie die IT-Konzerne 3Com und Avaya. Neben Staatsanwalt und FBI ist an den Ermittlungen die US-Börsenaufsicht SEC beteiligt. Sie spricht sogar von illegalen Gewinnen von 53 Millionen Dollar.

Die Bombe platze erstmals vor rund drei Wochen mit der Festnahme von sechs Beschuldigten. Im Zentrum steht der aus Sri Lanka stammende Finanzmanager Raj Rajaratnam mit dem von ihm gegründeten Galleon Fonds. Der 52-Jährige bestreitet bisher alle Vorwürfe und ist gegen eine millionenschwere Kaution auf freiem Fuß.

Die Behörden hatten bereits angekündigt, dass weitere Festnahmen folgen könnten. Ihre Ermittlungen erstrecken sich nicht nur auf das Netzwerk um den Galleon-Fonds. Durch die Untersuchungen kamen sie weiteren mutmaßlichen Insider-Fällen auf die Spur. Das Handeln mit Aktien aufgrund geheimer Vorab-Informationen (Insiderwissen) ist verboten, weil es andere Anleger benachteiligt. Mit dem Wissensvorsprung lässt sich abschätzen, wie sich Kurse entwickeln. Auf diesem Weg läßt sich auf Kosten anderer Aktionäre viel Geld verdienen.

In den Skandal verwickelt sind auch US-Topkonzerne wie der IT-Gigant IBM sowie Berichten zufolge die weltweit führenden Chiphersteller Intel und AMD. Auch Aktien des Internet-Riesen Google sollen illegal gehandelt worden sein. Erste hochrangige Mitarbeiter einiger der Unternehmen mussten bereits gehen. (dpa/ajf)