Information Builders betritt die SOA-Bühne

21.02.2006 von Sascha Alexander
Der Hersteller liefert eine umfassende Integrationsplattform zur Verwaltung Service-orientierter Architketuren und führt seine Analyse- und Berichtswerkzeuge für Business Intelligence in neue Einsatzgebiete.

Information Builders will mehr Gewinn aus seinem Integrationswissen schlagen. Das Unternehmen aus New York ist mit Software für Reporting und Analyse groß geworden, entwickelt und vertreibt daneben aber auch Adaptertechnik über seine Tochtergesellschaft iWay Software. Fast 300 Adapter sind so entstanden. Sie kommen heute in vielen Softwareprodukten zum Einsatz, verhelfen aber auch der eigenen Plattform für Business Intelligence (BI) "Webfocus" zu umfassender Integrationstechnik für den nativen Zugriff auf Datenquellen. Auf einer Kundenveranstaltung in London kündigte iWay-President John Senor nun eine neue Epoche an: Mit der "iWay SOA Middleware" will man künftig auch auf dem noch jungen Markt für Infrastrukturlösungen zur Steuerung Service-orientierter Architekturen (SOAs) mitmischen. Aus einem Techniklieferanten wird so ein neuer Konkurrent.

Beliebige Transformationen

Die SOA-Middleware von iWay Software soll nicht nur Prozesse implementieren und steuern helfen, sondern auch Sicherheitsrichtlinien und Service-Levels einrichten lassen.

iWay hat nach eigenen Worten eine modulare Integrations- und Management-Plattform für Softwareservices geschaffen (siehe Kasten "Bausteine der SOA-Middleware"). Herzstück ist der "iWay Service Manager", der dem neuen Middleware-Konzept eines Enterprise Service Bus (ESB) folgt. Er bietet unter anderen eine Entwicklungsumgebung für Service, eine Umgebung für die Orchestrierung von Services zu Prozessen mit Hilfe der Business Process Execution Language (BPEL) sowie einen Server für die B-to-B-Integration (siehe auch "Mit BPEL in eine neue Entwicklungs-Ära"). Als Besonderheit im Markt lassen sich zudem Transformationsregeln zwischen Nachrichtenformaten grafisch definieren, die nicht XML verwenden. Herkömmliche ESBs unterstützen hingegen nur XSLT, erklärte Senor im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Im Kern des ESB finden sich eine Transformations-Engine und die zur "Universal Adapter Suite" gebündelte Adaptertechnik. Als Laufzeitumgebung dienen die Open-Source-Server "Tomcat" und "Jetty", es können aber laut Hersteller auch andere Applikations-Server genutzt werden. Gegenüber SOA-Produkten von Herstellern wie IBM zeichne sich die eigene Software durch einen geringeren Speicherbedarf sowie ein performanteres Umsetzen beliebiger Nachrichtenformate aus, warb Senor.

Services sind selbst zu schreiben

Außerdem bietet die iWay-Plattform Funktionen für ein Monitoring der Prozesse, zur Einrichtung von Sicherheits- und Benutzerrichtlinien, zur Verwaltung von Partnerabkommen sowie auf "Google Search" basierende Suchfunktionen für die Erfassung und Aufbereitung von Prozessdaten. SOA-Middleware helfe laut Hersteller, die Kosten der Softwarewartung massiv zu senken, da sich Services wiederverwenden ließen. Kämen bei Systemen für Enterprise Application Integration (EAI) noch auf jeden Dollar Lizenzkosten fünf bis sieben Dollar an Servicekosten, seien es beim SOA-Produkt nur noch zwei bis drei Dollar. Senor wies aber darauf hin, dass kein ESB Anwendern die Entwicklung von Services abnehmen kann. So könne iWay nur die Infrastruktur samt integriertem Services-Repository liefern und Kunden produktbegleitend beraten. Die Implementierung einer SOA überlasse man aber Partnern wie Bearingpoint.

Senor sieht durch die SOA-Middleware zudem Vorteile auf Webfocus-Kunden zukommen. So lassen sich BI-Anwendungen schon seit längerem als Web-Services implementieren und könnten nun über eine SOA in Prozesse eingefügt werden. Andererseits erleichtere die Middleware den Datenzugriff für Webfocus-Lösungen. So müsse heute für jede BI-Anwendung eigens Datenzugriffslogik mit Hilfe der herstellereigenen Sprache "Focus" geschrieben werden, die dann nur von dieser Anwendung genutzt werden kann. Lassen sich hingegen diverse Datenquellen über den ESB erreichen, reduziere sich der Aufwand auf wenige Zeilen.

Bausteine der SOA-Middleware

  • iWay Service Manager - Ein Enterprise Service Bus mit Design-Time-Workbench und Möglichkeiten zum Erstellen von Web-Services;

  • iWay Service Monitor - Monitoringfunktionen zum Überwachen von Services;

  • iWay Service Policy Manager - Implementiert und überwacht Nutzungs- und Sicherheitsregeln;

  • iWay Process Manager - BPEL-basierendes Business-Process-Management-Tool für

  • den Aufbau von Workflows, die mit Iway Services erstellt werden;

  • iWay Trading Manager - leichtgewichtige Software für das Verwalten von

  • Partner- Agreements zu den Services, die in den Iway Service Manager integriert ist;

  • iWay Enterprise Index - Erweitert die mit Google Search gebotenen Suchfunktionen nach Schlagworten für ERP-Systeme, Datenbanken, Nachrichten, Geschäftsprozesse, Middleware und B-to-B-Interaktionen.

Reporting in neuen Szenarien

Parallel zur Middleware-Ankündigung erläuterte der Hersteller seine Pläne mit der BI-Software "Webfocus 7". Diese bleibe laut Gründer und President Gerald Cohen als eine Entwicklungs- und Datenintegrationsplattform für BI-Anwendungen in operativen Prozessen positioniert (operational Business Intelligence). Eine Ausrichtung der Produktstrategie in Richtung eines Corporate-Performance-Management (CPM), wie dies Wettbewerber tun, sei nicht geplant. "CPM ist Planung, Budgetierung und Konsolidierung und nicht unser Geschäft." Vielmehr setze man auf innovative Technik für Webfocus. Ein Beispiel hierfür sind "Active Reports", die Ende 2005 vorgestellt wurden. Die Technik ermöglicht es, statische Berichte zusammen mit eingebetteten Analysefunktionen an einen Web-Client (Browser) zu verschicken. Der Endanwender kann dadurch lokal mit Filtern, Kalkulationen arbeiten oder etwa Grafiken und Zeitreihen erstellen, ohne stets über das Unternehmensnetz auf den BI-Server zugreifen zu müssen.

Ein anderes Einsatzgebiet ist die Nutzung von Suchtechnik in Webfocus, das der Hersteller als "Discovery Reporting" bezeichnet. Die BI-Software nutzt hierzu das mit Google-Technik entwickelte Modul "Iway Enterprise Index" von Iway Software. Mit ihr lassen sich Nachrichten, die in eine Datenbank überführt wurden, umwandeln, indexieren und aktuelle Datenbankinformationen in Form eines Webfocus-Berichts in HTML ausgeben. "Anwender brauchen kein Data Warehouse oder Portal hierfür", sagte Cohen.

Als Trend sieht der Manager auch die zunehmende Nutzung von Geo-Informationen in BI-Produkten. Ziel sei es, diese mit Geschäftsinformationen zu kombinieren und so Landkarten oder Aufnahmen mit lokalisierten Detailinformationen zu hinterlegen. Webfocus bietet entsprechende Software als Teil des "Developer Studios". Die benötigte Mapping-Technik, zum Abbilden der Geschäftsinformation mit geografischen Bezug steuert der Partner ESRI mit dem Produkt "Arcims" bei. Ein weiteres interessantes Einsatzgebiet sieht Cohen für Webfocus im elektronischen Publizieren von BI-Informationen. So ist es ein altes Problem, dass Anwender Präsentationen oder Spreadsheets stets auf den neuesten Stand halten müssen. Hierfür bietet der Hersteller nun die Möglichkeit, vorhandene Powerpoint-Slides, Spreadsheets oder PDF-Dokumente über Webfocus automatisch zu aktualisieren. Neue Grafiken, Berichte oder Spreadsheets können dann vom Benutzer ohne Nachbearbeitung in die Dokumente eingefügt werden. (as)

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