Absolventenreport

Informatiker, jung, schlau, eloquent gesucht

29.03.2012 von Ingrid  Weidner
Mit guten Noten, kurzen Studienzeiten, praktischen Erfahrungen und Datenbankkenntnissen können Informatikabsolventen bei den Arbeitgebern punkten. Das ergab eine aktuelle Studie.

Gut qualifizierte Informatik-Absolventen konnten sich schon in den vergangenen Jahren ihre Arbeitgeber aussuchen. Daran wird sich für viele in den kommenden Jahren nichts ändern, wie die Studie "Jobtrends Deutschland 2012" vom Staufenbiel Institut in Köln aufzeigt. Nach Studienrichtungen und Branchen aufgeschlüsselt, liefert die Befragung detaillierte Einblicke in das Personal-Management von 255 Firmen, die sich den Fragen des Berliner Trendence Institut für Personal-Marketing stellten. In einer Online-Befragung gaben die Firmen Auskunft darüber, wie groß ihr Bedarf an Absolventen ist, welche Qualifikationen diese mitbringen müssen und mit wie viel Geld die Berufseinsteiger rechnen können.

Offene Stellen: Bedarf an Informatikern steigt

Rosige Aussichten: Der Bedarf an Informatikabsolventen bleibt hoch.
Foto: Rido/Fotolia.de

Von den Befragten gaben 45 Prozent an, dass sie mehr Informatiker suchen als im Vorjahr, 46 Prozent rechnen mit einem gleich hohen Bedarf an IT-Fachkräften. Allerdings geht mehr als jede zweite Firma davon aus, dass sie in den kommenden fünf Jahren mehr IT-Absolventen suchen werden. Wirtschaftswissenschaftler gelten laut Studie als die begehrtesten Absolventen, gefolgt von Ingenieuren und Informatikern. Allerdings summiert die Studie unter dem Sammelbegriff "freie Stellen" auch Positionen für Praktikanten, was das Bild etwas verzerrt. Besonders deutlich wird das bei den begehrten Wirtschaftswissenschaftlern, denn 43 Prozent der Jobangebote sind für Praktikanten ausgeschrieben. Dagegen finden sich unter den Vakanzen für Informatiker deutlich weniger Studentenjobs auf Zeit, nämlich nur 19 Prozent, während 38 Prozent der offenen Positionen im Sektor IT für Hochschulabsolventen ausgeschrieben sind und 32 Prozent für Young Professionals mit Berufserfahrung.

Lieber Direkteinstieg als Traineeprogramm

Der beliebteste Weg in den Beruf von Informatikern ist der direkte. 91 Prozent der Firmen bieten Informatikern einen Direkteinstieg an, nur 36 Prozent offerieren Trainee-Programme. Bescheidene 21 Prozent der Firmen nannten kurze Einführungsprogramme als systematische Vorbereitung auf den Arbeitsalltag.

toparbeitgeber
Wer sind die beliebtesten 30 IT-Arbeitgeber 2011?
Fast 7000 Informatikstudenten haben im "Trendence Graduate Barometer German IT " ihre Stimme abgegeben. Auf Platz 30 ist Accenture gelandet und damit die am besten platzierte IT-Beratung in dem Ranking, das insgesamt über 100 Plätze umfasst. Sehen Sie nun die Top 30 der IT-Arbeitgeber!
Auf Platz 29 folgt das ....
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz DLR.
Den Reiz der Forschung....
übt auch das deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz auf Nachwuchsinformatiker auf. In diesem Jahr schaffte es die renommierte Einrichtung mit mehreren Standorten in Deutschland auf Platz 28.
Nvidia, mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara,...
.. ist einer der größten Entwickler von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Computer und Spielkonsolen. Auf Platz 27 der beliebtesten Arbeitgeber.
Jeder schaut Fernsehen...
...warum sollte dann ein Fernsehsender wie ProSiebenSat1 nicht ein attraktiver Arbeitgeber sein. Die private Sendergruppe hat es auf Rang 26 geschafft.
Oracle.....
...ist einer von vielen amerikanischen IT-herstellern, die beim deutschen Informatiknachwuchs hoch im Kurs stehen. Platz 24.
Abenteuer Forschung...
Auch die Max-Planck-Gesellschaft ist für den IT-nachwuchs eine wichtige Adresse, wenn es um den Berufsstart geht. Platz 24.
Die Lufthansa Systems...
hat im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze verloren und findet sich nunmehr auf Rang 23 des Trendence-Rankings wieder.
EADS auf Platz 22...
...gehört auch für Informatiker schon seit Jahren zu den 30 beliebtesten Arbeitgebern.
Bosch ist....
...nicht nur für Ingenieure ein attraktiver Arbeitgeber, sondern auch für informatiker. Platz 20.
Harald Esch, Deutschland-Chef von Adobe,....
...kann sich nicht so recht freuen. Sein Unternehmen fiel in der Gunst der deutschen informatikstudenten: Von Platz 14 auf Platz 20.
Volkswagen....
...ist Deutschlands größter Automobilhersteller und landet beim IT-Nachwuchs auf Platz 18. Sieben Plätze besser als noch 2010.
Intel....
...ist weltweit der größte Prozessorhersteller. In diesem Jahr auf Platz 18.
Die Deutsche Telekom....
...sponsort nicht nur den FC Bayern, sondern investiert auch viel in das Recruiting. Das wird vom IT-Nachwuchs honoriert. Ein steiler Aufstieg von Platz 29 im Vorjahr auf Platz 17 in 2011.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik....
...kurz BSI ist für Informatikstudenten eine feste Größe, seit Jahren unter den Top 20, in diesem Jahr auf Platz 16.
Die Welt der Computerspiele.....
scheint den Nachwuchs magisch anzuziehen. Elektronic Arts (Platz 15) ist einer von drei Spieleherstellern unter den Top 30.
Gutes Produkt = guter Arbeitgeber
Diese Rechnung geht auch für Daimler auf. Die Informatikabsolventen wählten den schwäbischen Autokonzern auf Platz 14.
Amazon...
..ist das größtes Online-Kaufhaus und stieg in diesem Jahr neu auf Platz 13 ein.
Spielehersteller Crytek...
...ist in diesem Jahr der steilste Aufsteiger: von Platz 24 auf 11. Personalfrau Andrea Hartenfellner macht dafür die Veröffentlichung des Titels "Crysis 2" und das spannende, international geprägte Arbeitsumfeld verantwortlich.
Der Reiz des Geheimen....
zieht Informatiker zum BND. Der Bundesnachrichtendienst ist die Behörde, die mit Abstand am besten im Ranking platziert ist. Der BND ist auch auf diversen Recruitingveranstaltungen präsent.
Schnelle Autos....
machen nicht nur Männer sexy, sondern auch Arbeitgeber. Porsche schaffte in diesem Jahr den Sprung unter die Top Ten.
Auf Platz 9 folgt mit BMW...
ein weiterer Automobilkonzern, der auch 2010 schon unter den Top Ten war.
Audi....
...ist für Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure der Traumarbeitgeber, aber auch bei Informatikern können die Ingolstädter punkten. Platz acht und in diesem Jahr erstmals einen Platz vor BMW.
Siemens-Chef Peter Löscher....
...kann mit dem siebten Platz seines Konzerns eigentlich nicht zufrieden sein. Noch vor zehn Jahren führte Siemens das Ranking an. Für Informatiker ergeben sich hier aber auch deutlich weniger Chancen, nachdem die TK- und IT-Sparten ausgelagert beziehungsweise geschlossen werden.
Die Fraunhofer Gesellschaft....
mit ihren vielen Forschungseinrichtungen war für Informatikstudenten schon immer ein attraktiver Arbeitgeber, in diesem Jahr auf Platz 6 des Trendence-Rankings.
Microsoft...
..auf Platz vier in diesem Jahr wurde schon mehrfach als guter Arbeitgeber ausgezeichnet. Für junge Leute hat der Softwarehersteller auch ein gut dotiertes Traineeprogramm im Angebot.
SAP ist immer noch....
der größte deutsche Softwarehersteller. Für den IT-Nachwuchs war er früher der Traumarbeitgeber, mittlerweile ist er auf dem dritten Platz gelandet.
IBM...
hat nicht nur den Supperrechner Watson entwickelt, sondern ist auch für Informatiker eine feste Größe und behauptet sich seit Jahren auf Platz 2.
And the winner is...
im vierten Jahr in Folge Google. Für fast jeden vierten Informatikstudenten ist der Internet-Konzern der Traumarbeitgeber.

Gefragte Qualifikationen

Besonders gute Chancen haben Absolventen, wenn sie mit ihrer Fächerkombination die Wünsche ihrer potenziellen Arbeitgeber treffen, ihr Studium in einem überschaubaren Zeitraum abgeschlossen haben und eine vorzeigbare Examensnote mitbringen. Von Informatikern erwarten 86 Prozent der Personaler Datenbankkenntnisse. Ebenso gefragt ist fundiertes Wissen über Windows-Betriebssysteme (85 Prozent) und Windows-Server (63 Prozent). Immerhin 53 Prozent der Unternehmen gaben an, dass Informatiker auch die Betriebssysteme aus der Linux- und Unix-Familie kennen sollten und 35 Prozent erwarten, dass Absolventen mit der Großrechnerwelt vertraut sind. Die gefragtesten Programmiersprachen sind C/C++/C# und Java. Auch Netzwerktechniken rangieren ganz oben auf der Wunschliste.

Doch neben fundiertem Faktenwissen und gute Noten achten die Firmen noch auf weitere Qualifikationen. Fast alle wünschen sich von Informatikern Praktikumserfahrungen, 86 Prozent verlangen solide Englischkenntnisse und Berufserfahrung zählt für 64 Prozent als essenziell. Die gefragtesten Soft Skills sind Team- und Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative, analytische und konzeptionelle Fähigkeiten sowie Belastbarkeit. Hier unterscheiden die Studienautoren nicht zwischen den verschiedenen Studienfächern.

Abschlüsse: Master-Absolventen bevorzugt

Langsam, aber sicher erobern sich die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master einen festen Platz. Zwar nimmt das Universitätsdiplom unter den Personalverantwortlichen nach wie vor den Spitzenplatz ein, doch mit der Bologna-Reform verschwindet dieser Abschluss bald ganz aus der universitären Welt. Schließlich bleibt den Unternehmen nichts anderes übrig, als sich an die neuen Studienordnungen und Titel zu gewöhnen, denn immer weniger Absolventen verlassen die Universitäten und Fachhochschulen mit einem Diplom. Der Master in Informatik liegt zumindest in der Gunst der befragten Firmen schon heute knapp vor dem Diplom. Allerdings bleibt dem Bachelor noch Luft nach oben. Seine Beliebtheit fällt über alle Studienfächer hinweg um durchschnittlich zehn Prozentpunkte hinter dem des Masters zurück.

Einstiegsgehälter

Viele Absolventen werfen vor der Bewerbungsphase einen Blick in das Zahlwerk der Jobtrends, um eine Antwort auf die schwierige Frage nach den Einstiegsgehältern zu finden. Zwischen 38.000 und 47.000 Euro Jahresgehalt zahlen die befragten Firmen den Wirtschafts-, Ingenieur- und Informatikabsolventen. Aufgeschlüsselt nach Studienfächern variieren die Daten. Immerhin elf Prozent der befragten Firmen gaben an, dass sie Informatikern zwischen 32.000 und 34.999 Euro zahlen. Nur zwei Prozent der Unternehmen entlohnen Berufsanfänger mit mehr als 50.000 Euro im Jahr.

gehälter einstieg
Was IT-Absolventen verdienen
Informatiker gehören zu den Hochschulabsolventen, die ein überdurchschnittliches Gehalt erwarten können. Die Gehaltsstudie von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt von 2011 zeigt, wo Einsteiger und Young Professionals am besten und wo sie schlechter verdienen.
Softwareentwickler
verdienen beim Berufseinstieg mit 40.800 Euro im Jahr rechnen, mit zwei bis fünf Jahren Berufserfahrung können sie mit knapp 46.000 Euro rechnen.
IT-Berater
gehören von Anfang an zu denjenigen, die am besten verdienen. Als Berufseinsteiger knapp 44.000 Euro im Jahr, als Young Professional 53.000 Euro.
Netzwerkadministratoren
erhalten beim Einstieg 39.600 Euro und als Young Professional gut 2000 Euro mehr.
IT-Sicherheits-Experten
erhalten beim Einstieg 40.600 Euro und mit bis zu fünf Jahren Berufserfahrung fast 9000 Euro mehr.
Jobs im Anwender-Support
sind traditionell schlechter bezahlt als in Entwicklung und Beratung. Hier bekommt der Einsteiger 35.500 Euro und fünf Jahr später gut 41.000 Euro.
SAP-Berater
sind die Spitzenverdiener: 45.000 Euro Jahresgehalt beim Einstieg und 56.500 Euro nach zwei bis fünf Jahren im Job. Auch SAP-Entwickler werden mit 42.000 betziehungsweise knapp 54.000 Euro gut entlohnt.
Banken
gehören zu den Branchen, die Junginformatiker am besten zahlen: Hier beträgt das Jahresgehalt 46.500 Euro.
Medien und Werbeagenturen
zahlen vergleichsweise schlecht: Junginformatiker kommen in der Werbung nur auf gut 35.000 Euro und in Medienhäusern auf 37.700 Euro.
In der Energiebranche
können Informatiker mit 46.500 Euro im Jahr mit die höchsten Einstiegsgehälter erwarten.

Bewerbung: Online und Social Media

Ein Großteil des Bewerbungsprozesses spielt sich mittlerweile digital ab. Über ein direktes Online-Bewerbungsformular kontaktieren 54 Prozent der Interessenten ihren Wunscharbeitgeber, 74 Prozent der Firmen erhalten Anschreiben und Lebenslauf via E-Mail. Auch die klassische Papierform existiert noch. Da Mehrfachnennungen möglich waren, räumte etwas mehr als die Hälfte der Befragten ein, dass sie weiter Bewerbungsschreiben per Post erhalten.

Der im vergangenen Jahr noch propagierte Trend hin zu Social-Media-Aktivitäten scheint 2012 fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen zu sein. Aus Imagegründen und um offene Stellen anzuzeigen, nutzen zwei Drittel der befragten Firmen Soziale Netzwerke. Am beliebtesten ist Xing, gefolgt von Facebook und LinkedIn. Allerdings gab ein weiteres Drittel an, dass sie sich nicht in sozialen Netzwerken engagieren.