Berufseinsteiger

In vier Schritten zum Wunschgehalt

31.03.2015 von Karen Funk
Die Gehaltsfrage macht viele Bewerber nervös. Sie wollen weder zu viel verlangen und eine Absage riskieren, noch zu wenig und unter Wert bezahlt werden. Doch niemand kommt daran vorbei, sein Wunschgehalt im Vorstellungsgespräch zu nennen.
  • Berufseinsteiger sollten sich im Vorfeld über Gehälter informieren.
  • Vier Tipps für die Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch.

"Welches Gehalt haben Sie sich denn vorgestellt?" - diese Frage bereitet vielen Berufsanfängern Bauchschmerzen. Beim Einstiegsgehalt gibt es schließlich viele Faktoren zu beachten: Der eigene Abschluss, die Branche, die Region und die Größe des Unternehmens beeinflussen die Höhe.

Wie Sie das richtige Gehalt verhandeln...
Foto: apops - Fotolia.com

Mit einer guten Vorbereitung können Sie diese Aufgabe meistern und Sie hinterlassen einen guten Eindruck. Denn mit einem realistischen Gehaltswunsch zeigen Sie dem Unternehmen, dass Sie die Branche und Ihren eigenen Marktwert kennen - und erhöhen Ihre Chancen auf den Job. Wie eine gute Vorbereitung aussieht, erklärt Christina Holl vom Personalberatungsunternehmen Robert Half:

1. Schritt: Finden Sie den Rahmen für Ihr Einstiegsgehalt

Wichtig vorab: Die eine, richtige Summe gibt es nicht. Stattdessen sollten Sie die branchenübliche Vergütungsstruktur kennen. Dazu benötigen Sie Informationen über Angestellte in ähnlichen Positionen.

Bekannte und Studienkollegen zu befragen, mag der erste Impuls sein, hilfreich ist das nicht immer. Denn einzelne Gehälter sagen wenig über den Markt aus. Vielmehr sind es die eigenen Kompetenzen und Erfahrungen sowie Faktoren wie Unternehmensgröße, Standort und die Nachfragesituation am Markt, die Sie für Ihren Gehaltsvergleich heranziehen sollten.

Personalmarkt-Gehaltsstudie 2014: Nach Berufen und Branchen -
IT-Gehälter 2014
Insgesamt sind 16.547 Datensätze in die Personalmarkt-Gehaltsstudie eingeflossen. Die Daten wurden zwischen Mai und August 2014 erhoben.
... verdient ...
... ein Gesamt-IT-Projektleiter.
Damit sind die IT-Projektleiter die am besten bezahlten Fachkräfte ohne Personalverantwortung.
... bekommt ...
... ein SAP-Berater.
Damit gehören auch sie zu den Spitzenverdienern unter den IT-Fachkräften.
... erhält ...
... ein IT-Berater.
Damit gehören sie zu den Top-3-Verdienern unter den IT-Fachkräften.
... verdient ...
... ein IT-Sicherheitsexperte.
Ihre Gehälter haben sich stark unterdurchschnittlich entwickelt, so Personalmarkt-Geschäftsführer Tim Böger.
... bekommt ...
ein Mobile-Entwickler.
damit bekommen sie 8000 Euro weniger als SAP-Entwickler.
... erhält ...
... ein Datenbank-Administrator.
Damit liegen sie gleichauf mit den Backend-Entwicklern.
... verdient ...
... ein Softwareentwickler Backend.
Sie bekommen 10.000 Euro mehr als Webentwickler.
... bekommt ...
... ein IT-Trainer.
Arbeiten sie in kleineren Unternehmen, haben sich ihre Gehälter negativ entwickelt.
... erhält ...
... ein System- und Netzadministrator.
In Konzernen legten ihre Gehälter sogar um acht Prozent zu.
... verdient ...
... ein Softwareentwickler Frontend.
... bekommt ...
... ein Mitarbeiter im Anwender Support.
... erhält ...
... ein Webdesigner und Webprogrammierer.
In der Beratungsbranche verdient ein IT-Projektleiter mit ...
... im Jahr am besten.
Damit erhält er knapp 30.000 Euro mehr als ein IT-Projektleiter in der Werbe- und PR-Branche.
In der Bankenbranche ...
...bekommt ein IT-Projektleiter...

Auch andere IT-Berufe vergüten die Banken überdurchschnittlich.
erhält ein Softwareentwickler ...
in der Bankenbranche und damit knapp 20.000 Euro mehr als sein Kollege aus der Lebensmittelbranche.
... verdient ein Systemadministrator ...
...in der Bankenbranche und damit 16.000 Euro mehr als sein Kollege im Einzelhandel.
In der Autoindustrie ...
... bekommt ein IT-Projektleiter ...
In der Chemie- und Verfahrenstechnikbranche ...
...erhält ein IT-Berater...

Damit verdient er 30.000 mehr als ein IT-Berater in Bildungsinstitutionen.
... bekommt ein Softwareentwickler ...
....in der Chemiebranche. Das sind 20.000 Euro mehr als ein Entwickler in der Lebensmittelbranche.
... verdient ein Systemadministrator ...
....in der Chemiebranche. Das sind 17.000 Euro mehr als ein Administrator im Einzelhandel.
Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2014/2015 ...
...kann im CW-Aboshop bestellt werden.

2. Schritt: Legen Sie Ihre persönliche Preisspanne fest

Innerhalb des marktüblichen Rahmens sollten Sie für sich einen Bereich festlegen, der als Startgehalt in Frage kommt. Selbstverständlich spielen dabei auch Ihre persönlichen Bedürfnisse eine Rolle: Machen Sie eine Aufstellung Ihrer laufenden Kosten und berücksichtigen Sie auch, wie Sie in ein paar Jahren leben möchten. Denn Ihr Einstiegsgehalt ist die Grundlage für die weitere Gehaltsentwicklung.

Beachten Sie auch, dass das Unternehmen in vielen Fällen Ihre Gehaltsvorstellung nochmal verhandeln wird. Überlegen Sie deshalb, wie weit Sie von Ihrer Ausgangsforderung abweichen können.

Dabei lohnt es sich, immer im Hinterkopf zu behalten, dass es neben dem Gehalt noch weitere Vergütungsmöglichkeiten gibt. Wenn Sie beim Gehalt Abstriche machen, kann Ihnen das Unternehmen im Gegenzug mehr Urlaubstage anbieten, Zuschüsse zu den Fahrtkosten oder einen Firmenwagen.

Alternativen zur Gehaltserhöhung -
Alternativen zur Gehaltserhöhung
Sicher, über Gehaltserhöhungen freut sich jeder. Aber nicht immer ist eine Gehaltserhöhung sinnvoll:
Kalte Progression
Etwa, wenn die kalte Progression zuschlägt und der Arbeitnehmer wegen der erhöhten Abgabenlast nichts mehr vom Zuschlag hat. Doch es gibt jede Menge Möglichkeiten, dem Mitarbeiter Gutes zu tun.
Einmal volltanken
Lange waren Tankgutscheine in Mode - doch die Handhabung erwies sich als zu kompliziert. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Inzwischen darf der Arbeitgeber seinem Angestellten Sachzuwendungen in Höhe von 50 Euro zukommen lassen - jeden Monat.
Bloß nicht auszahlen!
Auszahlen darf das Unternehmen die 50 Euro nicht - sonst wären Steuern fällig.
Selbst kochen statt Essen gehen
Besonders praktisch: Essenschecks können auch im Supermarkt eingelöst werden.
Dienstwagen
Nach wie vor heißgeliebt: der Dienstwagen. Doch nicht jeder Mitarbeiter ist schon auf einer Gehaltsstufe, die einen Dienstwagen erlaubt - und nicht jeder will einen. Zudem müssen Unternehmen oft mit ihren Mitarbeitern komplizierte Verträge schließen. Wie wäre es stattdessen ...
Dienstrad
... mit einem Dienstrad? Gerade in großen Städten ist das Rad eine umweltfreundliche und schnelle Möglichkeit, zur Arbeit und zurück zu kommen. Vorteil: Die Nutzung des Dienstrads ist privat uneingeschränkt möglich, ohne dass komplizierte Verträge geschlossen werden müssen.
Kleine Geschenke
Ein Unternehmen kann über "anlassbezogene Zuwendungen" dem Mitarbeiter etwas schenken.
Leasingverträge für Smartphones
Wenn der Arbeitgeber keine Diensthandys zur Verfügung stellt, gibt es zudem die Möglichkeit, dass der Mitarbeiter über das Unternehmen ein Smartphone least. Das gilt natürlich für allerlei Elektrogeräte, etwa ...
Tablets
... iPads und andere Tablet-Computer. Für Wartung und Reparatur ist aber der Mitarbeiter selbst zuständig - und schenken darf die Firma dem Angestellten nach Ablauf des Leasingsvertrags das Gerät auch nicht.
Die Rechnung, bitte!
Alternativ kann der Arbeitgeber sich auch an der Telefonrechnung des Mitarbeiters beteiligen.
Prepaid-Kreditkarten
Einfach mit 50 Euro jeden Monat aufladen - und der Mitarbeiter kann sie ausgeben, wofür er möchte.
Karte für den ÖPNV
Vorsicht: Zahlt der Arbeitgeber einen Zuschuss zur Monatskarte für den ÖPNV, kann er seinem Mitarbeiter die 50 Euro nicht mehr auf die Prepaid-Kreditkarte laden. Doch auch da gibt es Alternativen.
Geburtstags- oder Jubiläumsgeschenke
Drei Mal im Jahr kann das Unternehmen so im Wert von 60 Euro ein Geschenk machen.
Fast wie Bargeld
Rabatte auf die eigenen Produkte für Mitarbeiter sind bis zu 1.080 Euro im Jahr steuerfrei.
Kantinenessen
Gern genommen sind auch Zuschüsse zum Essen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten.
Schlauer als vorher
Ein Arbeitnehmer kann auch in Weiterbildungen für seine Mitarbeiter investieren und für sie keine Steuern oder Abgaben zahlen, solange klar ist, dass die Weiterbildung direkt für den Job anwendbar ist.
Leere Kita
Ein Unternehmen kann außerdem anbieten, dem Mitarbeiter einen Zuschuss zu den Betreuungskosten für die Kinder zu leisten. Er ist ebenfalls steuer- und sozialabgabenfrei und kann das Budget einer Familie entlasten.
Gesundheit!
Auch für die Gesundheit des Mitarbeiters kann ein Unternehmen für 600 Euro im Jahr Ausgaben tätigen.
Und was ist im Alter?
Alle On-top-Leistungen werden nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Experten gehen nicht davon aus, dass der Rentenanspruch dadurch stark beeinflusst wird. Aber eine Rechnung aufstellen, schadet auf keinen Fall.

3. Schritt: Persönliche Gehaltsargumente

Sie wissen jetzt, wie viel Gehalt Sie fordern werden und auf welche Kompromisse Sie sich einlassen können. Doch das allein reicht noch nicht. Sie müssen Ihre Forderungen auch schlüssig darlegen. Das einzige Argument, das in diesem Fall für den (zukünftigen) Arbeitgeber zählt, ist Ihr Wert für die Firma.

Versuchen Sie nicht, mit hohen Lebenshaltungskosten zu argumentieren. Stattdessen sollten Sie sich darauf konzentrieren, was Sie von anderen Bewerbern abhebt: Haben Sie wertvolle Zusatzqualifikationen? Sind Sie besonders flexibel? Am leichtesten wird es Ihnen fallen, wenn Sie die Argumentation vorab schon einmal mit einem Freund üben.

4. Schritt: Die Verhandlung um das Einstiegsgehalt

Wenn Sie die ersten drei Schritte befolgt haben, können Sie entspannt ins Vorstellungsgespräch gehen. Sie kennen die üblichen Gehälter, haben eigene Anforderungen definiert und auch einen Plan B in der Tasche.

Tipps für die Gehaltsverhandlung -
Reizthema Gehaltsverhandlung
Vielen Bewerbern und Angestellten graut es vor der Verhandlung ums Gehalt. Vier Personalexperten geben Empfehlungen für eine erfolgreiche Argumentation bei der Gehaltsverhandlung.
Jörg Bolender, Director Recruiting bei Atos Deutschland ...
... hat zum Thema Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps:
Der Auftritt
Bolender rät zu einem selbstbewussten, aber nicht überheblichen Auftreten.
Vorzüge präsentieren
"Zeigen Sie Ihre Vorzüge (fachliches Know-how, besondere Leistungen, etc.) auf und signalisieren Sie Bereitschaft, auch künftig außerordentliches Engagement zu zeigen und Sonderthemen zu übernehmen und sich im Unternehmen weiterentwickeln zu wollen", empfiehlt Bolender.
Dienstwagen geschickt ansprechen
Bolenders Tipp, um Themen wie Boni und Dienstwagen anzusprechen: In das Thema elegant mit der Frage nach den Sozialleistungen, die das Unternehmen bietet, einsteigen.
Nicole Mamier, Personalleiterin bei Realtech ...
... gibt folgende Tipps für die Gehaltsverhandlung:
Die richtigen Argumente
Im laufenden Angestelltenverhältnis sollte man in der Gehaltsverhandlung seine persönlichen Leistungen und Potenziale aufzeigen. Keine gute Idee ist es, mit einem Angebot der Konkurrenz zu versuchen, das Einkommen hochzutreiben, rät Mamier.
Gehaltswunsch benennen
Wenn im Gespräch nach dem Wunschgehalt gefragt wird, sollte man nicht drum herum reden, sondern offen und selbstbewusst den Gehaltswunsch benennen, so Mamier.
Spanne angeben
Mamier empfiehlt, auf die Frage nach dem Wunschverdienst eine Gehaltsspanne anzugeben. In unteren Einkommensklassen sind Spannen von 5000 bis 10.000 Euro angemessen, in höheren Einkommensklassen können das auch mal bis zu 20.000 Euro sein.
Dieter Schoon, Head of Global Human Resources bei der itelligence AG ...
... hat für die Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps:
Wunschverdienst richtig benennen
Im ersten Schritt reicht ein ungefähres Jahresgehalt. Bei der Itelligence AG wird zum Beispiel erst im zweiten Schritt über den konkreten Leistungsumfang gesprochen.
Gute Vorbereitung
Wichtig sei eine gute Vorbereitung. Um den heißen Brei zu reden oder gar nicht zu antworten, wirke erst mal unvorbereitet. Falls man aber doch eine Spanne angeben möchte, sollte sich diese nicht mehr als 2000 Euro im Jahresgehalt unterscheiden (etwa zwischen 50.000 und 52.000 Euro), rät Schoon.
Nicht mit Kollegengehalt argumentieren
Wovon Schoon abrät: Argumentationen wie, der Kollege x verdient jetzt doch auch mehr oder privat fallen so viele Kosten an, sind bei einer Gehaltsverhandlung zum Scheitern verurteilt.
Bärbel Schäfer, Vice President HR bei der Software AG ...
... gibt die folgenden Tipps für die Gehaltsverhandlung:
Initiative ergreifen
Schäfers persönlicher Tipp für eine Gehaltserhöhung: Eine direkte Ansprache des Vorgesetzten mit Schilderung der Erfolge und Performance in der letzten Periode.
Gehalt vorschlagen
Schäfer findet einen direkten Gehaltsvorschlag in diesem Gespräch sinnvoll. Durchaus mit Spielraum, falls der Vorgesetzte verhandeln will.
Wann man Benefits anspricht
Themen wie Boni oder den Dienstwagen sollte der Bewerber ansprechen, wenn diese Benefits für ihn wichtig sind, rät Schäfer.

Wichtig ist jetzt, dass Sie den Gedanken ans Einstiegsgehalt zur Seite schieben und sich auf das Gespräch konzentrieren. Schließlich gibt es wichtigere Faktoren dafür, ob Job und Unternehmen die Richtigen für Sie sind.

Verläuft das Gespräch gut, sollten Sie das Thema Einstiegsgehalt trotzdem zurückstellen, bis man Sie darauf anspricht. Manchmal passiert das erst bei einem zweiten Treffen. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen, wenn man Sie nicht sofort nach Ihren Gehaltswünschen fragt. Das heißt nicht, dass Sie den Job nicht bekommen werden.