IDC: IT-Hersteller hoffen auf die Handelsbranche

28.07.2006
Je stärker sich IT-Anbieter auf den Handel und den Großhandel konzentrieren, desto erfolgreicher sind sie in der Branche, hat das Marktforschungsunternehmen IDC festgestellt. IBM ist der größte Player, doch andere Firmen verstärken ihr Engagement. Vor allem die Nachfrage nach Software wächst.

Die zu IDC gehörende Firma Manufacturing Insights hat ermittelt, dass auf die zwölf größten IT-Anbieter im westeuropäischen Markt für den Handel und den Großhandel rund 30 Prozent der DV-Investitionen entfallen.

An erster Stelle steht IBM mit einem Umsatz von 2,9 Milliarden Dollar im Jahr 2005. Größter Softwareanbieter in diesem Segment ist SAP und Accenture der umsatzstärkste Dienstleister.

Für den Handel sagt IDC ein durchschnittliches jährliches IT-Wachstum von insgesamt 4,8 Prozent von 2006 bis 2010 voraus. Dabei wächst der Softwaremarkt mit 7 Prozent am stärksten; um 5,2 Prozent sollen Dienstleistungen zulegen.

Von diesem Wachstum wollen sowohl die globalen IT-Anbieter als auch die Branchenspezialisten profitieren. Sie werden deshalb ihre Vertriebs- und Marketing-Aktivitäten verfeinern sowie Partnerschaften suchen, prognostizieren die Marktforscher. Vor allem solche Firmen, die sich konsequent auf diese Branche fokussieren, haben Erfolg.

Zu den Herstellern mit signifikantem Umsatzanteil im Handel zählen Accenture, Cisco, Dell, EDS, Fujitsu-Siemens, Hewlett-Packard, Microsoft, IBM, NCR, T-Systems und Wincor Nixdorf. Letztere ist der Anbieter, der von allen genannten den größten Teil seines Geschäfts in dieser Branche erzielt. Die Aktiengesellschaft hatte am gestrigen Donnerstag die Geschäftszahlen für das dritte Fiskalquartal veröffentlicht, wonach der Umsatz um 16 Prozent auf 492 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 19 Prozent auf 43 Millionen Euro gestiegen sind.

Die IDC-Tochter Manufacturing Insights wertet neben den Umsatzzahlen und Marktanteilen aus, wie stark sich die jeweiligen Anbieter auf den Handel und den Großhandel ausrichten. Dazu zählen die Marktstrategie, das Angebot an vertikalen Lösungen, die Marketing-Botschaft, Partnerschaften und die Vertriebsorganisation.

Die Wachstumsperspektiven für spezialisierte Hard- und Software- sowie Dienstleistungsangebote machen den Handel/Großhandel zu einem der interessantesten Branchen für IT-Hersteller, meinen die Analysten. Zwar steche IBM in diesem Wirtschaftszweig hervor, doch IDC erwartet mit Spannung, wie und ob die Geschäftsstrategien anderer Unternehmen in diesem Jahr aufgehen, die sich offenbar viel vorgenommen haben.

Insbesondere der Markt für Softwarelösungen für den Handel ist interessant, da hier Standardsoftware noch nicht so verbreitet ist wie in anderen Industriezweigen: Anwender nutzen oft spezialisierte Produkte oder Eigenentwicklungen. Wie anderswo auch wollen Firmen ihre IT-Umgebungen modernisieren und Prozesse effizienter gestalten. Generalisten im Markt für Business-Software wie SAP und Oracle haben den Handel daher zu einem ihrer Wachstumsfelder auserkoren. Beide Konzerne hatten in der Vergangenheit andere Spezialanbieter übernommen (siehe auch SAP übernimmt US-Retail-Spezialisten Khimetrics und Oracle gewinnt Bieterkampf um Retek).

Neben den Handelskonzernen wollen die Softwareanbieter kleinere und mittelständische Unternehmen als Kunden gewinnen. Auf Handelshäuser, die ihre Softwareprodukte modernisieren oder austauschen wollen, haben es auch deutsche Anbieter wie etwa SoftM abgesehen. Mit "Greenax" stellten die Münchner in diesem Jahr ein Java-basierendes ERP-Produkt vor, das Funktionen für diese Branche beinhaltet (siehe auch SoftM baut mit Bison neues ERP-Produkt). Auch der Softwarespezialist Nissen & Felten hatte mit "Nvinity" eine Handelssoftware vorgestellt, die auf Microsofts .NET-Technik aufsetzt.

Gute Wachstumsperspektiven im Markt für Software für den Handel bestätigt auch das Marktforschungsunternehmen AMR Research. Dort geht man von einem jährlichen Zuwachs von fünf Prozent bis 2009 aus. Ende 2005 umfasste dieses Segment 6,6 Milliarden Dollar, davon entfielen 2,2 Milliarden Dollar auf Softwarelizenzen. (fn)