Mainframes fit für den E-Commerce

IBMs neues OS/390-Release steht im Zeichen der Sicherheit

10.09.1999
MÜNCHEN (CW) - IBM hat das Release 8 der Version 2 des Mainframe-Betriebssystems OS/390 vorgestellt. Zu den neuen Funktionen zählen diverse Sicherheits-Features, eine verbesserte Systemverwaltung sowie die Unterstützung von LDAP-Verzeichnissen (LDAP = Lightweight Directory Access Protocol) der Version 3.

Geht es nach Big Blue, gibt es kaum eine bessere Plattform für Web-Applikationen als den Mainframe. Gerade die wachsende Verbindung von Lieferanten und Kunden über das Internet steigere das Transaktionsvolumen signifikant, so IBMs OS/390-Software-Chef Doug Baylog. Kernanforderungen sind seiner Meinung nach Sicherheit und Skalierbarkeit. Hierauf, so Baylog, sei das jetzt vorgestellte Release 8 vorbereitet.

Automatische Schlüssel in virtuellen privaten Netzen

In der Tat drehen sich viele der neuen Features um Sicherheitsbelange im Unternehmen. So hat IBM das OS/390 für virtuelle private Netze (VPNs) verbessert. Zwar gibt es die VPN-Unterstützung im Betriebssystem schon länger, jedoch ließen sich Server am anderen Ende der Transaktionskette nicht automatisch beim Einsatz neuer Schlüssel synchronisieren. Dies ist jetzt unter Verwendung des Ipsec-Protokolls Internet Key Exchange (IKE) möglich, was sich beispielsweise für die Datenkommunikation von verschiedenen Unternehmen in einer Lieferkette anbietet. Darüber hinaus hat IBM die Verwaltung digitaler Zertifikate von Server-Applikationen und Clients an einer zentralen Stelle im System zusammengeführt.

Ebenfalls im Release 8 findet sich eine neue Version des "Secureway"-Communication-Servers, der nun den Einsatz virtueller IP-Adressen (Vipa) unterstützt. Dabei kann der Administrator unterschiedlichen Anwendungen im Parallel-Sysplex-Verbund aus zwei oder mehreren Mainframes eigene Pseudo-Adressen zuordnen. Sollte eine Applikation ausfallen, routet das System die User automatisch an einen neuen Prozessor weiter und verringert so die Stillstandszeiten.

Der Secureway-Server ist außerdem in der Lage, die Service-Level-Agreements (SLAs) zu überwachen. Wenn eine Anwendung nicht mehr mit der für sie reservierten Kapazität versorgt wird, sendet das System eine Meldung an das Rechenzentrum. Zwar muß die Bandbreitenzuweisung immer noch manuell ausgeführt werden, künftig soll es jedoch eine Automatikfunktion geben.

Ferner hat IBM dem Betriebssystem eine Unterstützung der Version 3 des Verzeichnisdienstes LDAP spendiert. Abgerundet wird das Release 8 durch die Fähigkeit, aus betriebswirtschaftlichen Standardanwendungen heraus Internet-basiert über einen S/390-Mainframe zu drucken. Wo früher verschiedene Print-Server nötig waren, lassen sich laut IBM nun die Druckaufträge diverser Client-Plattformen unter OS/390 konsolidieren. Die technologische Basis hierbei bildet das Internet Printing Protocol (IPP).

Die neuen Features gäben Bestandskunden von IBM immerhin die Möglichkeit, in heutigen Zeiten ihren großen Computern die Stange zu halten, meint der amerikanische Analyst Cal Braunstein von der Robert Frances Group: "Der Mainframe hat sich schließlich als verläßliche Maschine für kritische Enterprise-Applikationen erwiesen." Allerdings sei es nicht wahrscheinlich, daß sich viele Anwender nur wegen der Release-8-Features für den Neukauf eines Großrechners von Big Blue entscheiden würden.