Starkes Softwaregeschäft

IBM startet mit Gewinnsprung ins Jahr

18.04.2012 von Joachim Hackmann
Dank guter Service- und Softwareverkäufe startet IBM mit einem ordentlichen Gewinnplus ins neue Geschäftsjahr. Der Hardwareverkauf schwächelt.

Einen Auftakt nach Maß feierte die seit Januar 2012 amtierende, neue IBM-Chefin Ginni Rometti bei der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen. Zwar verharrten die Einnahmen nahezu unverändert (plus 0,3 Prozent) bei 24,67 Milliarden Dollar, doch der Gewinn legte ordentlich zu. Im ersten Quartal 2012 blieb dem Konzern unterm Strich ein Plus von knapp 3,07 Milliarden Dollar, das sind verglichen mit dem ersten Quartal 2011 gut sieben Prozent mehr, als sich der Gewinn auf rund 2,9 Milliarden belief.

"Im ersten Quartal haben wir ein starkes Wachstum beim Profit und Gewinn pro Aktien hingelegt. Wir konnten erneut eine exzellente Leistung im Softwaresegment vorweisen und haben die Marge im Servicegeschäft erhöht", freute sich Rometty. "Unsere Investitionen in die Wachstumsmärkte liefern weiterhin starkes Wachstum im Bereich Software, Hardware und Services und verbessern die Gewinnspanne des Unternehmens." Der Schwung des ersten Quartals veranlasste die IBM-Chefin bereits dazu, die Jahresprognose für den Betriebsgewinn je Aktie von 14,85 Dollar auf 15 Dollar zu erhöhen.

Die guten Aussichten wurden insbesondere vom Softwaregeschäft getragen. Die Einnahmen verbesserten sich um fünf Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. Mit einem Umsatz von 3,5 Milliarden Dollar steuerten die Middleware-Produkte (WebSphere, Information Management, Tivoli, Lotus und Rational) den Löwenanteil bei, sie legten auch überdurchschnittlich um sieben Prozent zu. Um beeindruckende zwölf Prozent erhöhte sich zudem der Vorsteuergewinn, IBM kann in diesem Segment auf eine Marge von 30,2 Prozent vor Steuern verweisen.

Einigermaßen zufriedene Gesichter gab es auch im Servicebereich. Die Einnahmen mit Betriebsdienstleistungen von Global Technology Services (GTS) legten um zwei Prozent auf zehn Milliarden Dollar zu, das Beratungsgeschäft von Global Business Services schrumpfte dagegen um zwei Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Im letzteren Segment sackte die Betriebsmarge um sechs Punkte auf 12,5 Prozent ab.

Mainframe-Absatz bricht ein

Das Hardware-Geschäft beschert der IBM hingegen Sorgen und roten Zahlen, es rutschte mit 105 Millionen Dollar ins Minus. Der Absatz ging um sieben Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar zurück. Der Verkauf der Mainframes (Systems Z) brach um 25 Prozent ein, während die Einnahmen der Power-Systems- und System-X-Einheiten zumindest das Niveau vom Vorjahr halten konnten. Die Schwierigkeiten im Hardware-Segment haben IBM nicht überrascht, sagte IBMs Finanzchef Mark Loughridge. Die Hoffnungen ruhen nun auf eine kürzlich vorgestellte neue Modellreihe namens "PureSystems", sie soll den Verkauf im zweiten Quartal 2012 ankurbeln (siehe IBM-Server mit eingebauter Expertise).

"Die Hardwarezahlen sind alles in allem enttäuschend, speziell die stagnierenden Verkäufe in den Systems-x- und Power-Systems-Geschäftseinheiten", monierte Charles King, Principal Analyst bei Pund-IT. "Wie auch immer, die guten Ergebnisse der Softwaregruppe haben die schlechten Nachrichten einigermaßen ausgeglichen und unterstreichen einmal mehr die enorme Bedeutung von IBMs Software-Investitionen der vergangenen fünf Jahre." Andere Analysten halten sich mit Kritik am schwachen Hardwaregeschäft zurück, denn die Probleme ziehen sich derzeit durch die gesamte Branche. Gartner-Analyst Chris Ambrose sieht mehr Handlungsbedarf im wichtigen Servicemarkt. Hier stehe IBMs Antwort auf die weltweite Konjunkturschwäche noch aus.

Dass IBM weiter daran arbeitet, das Softwaregeschäft auszubauen und das Hardwareportfolio zu bereinigen, belegen diverse Transaktionen der vergangenen Wochen. Vor wenigen Tagen kündigte IBM an, Varicent zu übernehmen. Das Unternehmen stellt Analyse-Tools für Verkaufsorganisationen her. Zuvor hatte Big Blue bereits die Softwareanbieter Emptoris und Green Hat geschluckt. Ersteres Unternehmen liefert Tools zur Analyse von Lieferketten, letzteres verstärkt das Angebot von Lösungen für das Software-Testing. Dagegen veräußerte IBM das Geschäft mit POS-Einheiten (Point-of-Sale) für 850 Millionen Dollar an Toshiba. IBM wird sich bei der Ausstattung von Kassensystemen künftig auf die Entwicklung von Software konzentrieren. (jha)