Linux im Mittelstand

IBM macht sich weiterhin für Open-Source stark

12.08.2008 von Diego Wyllie
IBM will mit neuen Produkten, Services und Initiativen den Einsatz von Linux und Open-Source-Software im Mittelstand voranbringen.

IBM unterstützt Linux seit nun zehn Jahren und hat laut eigenem Bekunden aus diesem Anlass eine Reihe an bereichsübergreifenden Initiativen vorgestellt, um die nächste Generation von Linux voranzubringen. Nach Angaben des IT-Riesen wird das quelloffene Betriebssystem voraussichtlich eine zentrale Rolle im Bereich Green-IT spielen. Weitere wichtige Aspekte dabei werden der Einsatz von Linux für geschäftskritische Workloads, bei kleinen und mittelständischen Kunden, sowie als Desktop-Client der Zukunft.

Die IBM-Ankündigung umfasst die erste Open-Source-Software von IBM für Linux-basierende Supercomputer, ein neues ISV-Software-Appliance-Toolkit (Independent-Software-Vendor), das Linux auch für den Mittelstand attraktiv machen soll, das Pre-Loading des Novell Suse Linux Enterprise Server 10 in Lotus Foundations, der Collaboration-Lösung für den Mittelstand, sowie ein Hardware- und Software-Paket, das sich an Unternehmen ab fünf Mitarbeitern richtet. Zudem hat der Hersteller eine Erweiterung der Echtzeit-Linux-Initiative angekündigt, die Einführung einer neuen Version des z / VM Hypervisor, sowie eine geplante Initiative mit Canonical / Ubuntu, Novell und Red Hat im Bereich Lotus Notes und Lotus Symphony.

Linux auf dem Vormarsch

"Linux ist ganz klar zu einer Mainstream-Thematik geworden. Das quelloffene Betriebssystem wird durch Virtualisierung, Echtzeit-Linux und Cloud-Computing ein wichtiger Baustein für das neue Rechenzentrum der Zukunft werden" gibt sich Inna Kuznetsova, Linux-Director bei IBM, überzeugt. IBM investiert laut eigenem Bekunden konsequent und strategisch in Innovationen rund um das Thema Linux, Open-Source und offene Standards. Nach Einschätzung des Unternehmens haben diese Technologien in den letzten Jahren die IT entscheidend verändert; vom Rechenzentrum bis zum Desktop, vom Supercomputer bis zum mobilen Endgerät.

In Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden rund um den Globus finden sich heute an den Schaltstellen der IT offene Technologien. Allein bei IBM arbeiten derzeit in den weltweiten Linux-Technology-Centers Hunderte von Experten an Lösungen und Integrationen rund um das offene Betriebssystem. So ist beispielsweise das deutsche IBM-Forschungs- und Entwicklungszentrum eines der weltweit größten Linux-Center der IBM und für Linux-Systems-Management auf allen IBM-Plattformen sowie für die Anpassung des Linux-Betriebssystems auf die IBM-Großrechner und die Cell / B.E. Architektur (Cell Broadband Engine) verantwortlich. Gleichzeitig befindet sich in Böblingen eines der sechs Linux-Integration-Center der IBM, die technische Unterstützung für Kunden und Geschäftspartner anbieten.

Neue Linux-basierende Software-Lösungen

IBM hat sein erstes zertifiziertes Paket mit Open-Source-Software für Linux-basierende Supercomputer vorgestellt. Der "IBM HPC-Open-Software-Stack" wurde nach Herstellerangaben entwickelt, um Cluster zu bilden und leichter zu verwalten, also Server, die zusammen ein einziges, besonders schnelles System ergeben. Wie der Hersteller mitteilt, können ab sofort ISVs auch Linux-basierende Software-Appliances an kleine und mittelständische Kunden über ein ISV-Software-Appliance-Toolkit ausliefern.

Ferner hat IBM eine neue Version der Virtualisierungslösung z/VM mit einer dynamischeren und robusteren Virtualisierungsfähigkeit und einer verbesserten Konnektivität vorgestellt, um schnelles Geschäftswachstum ohne zusätzlichen Overhead zu unterstützen. Kunden sollen dabei von einem neuen dynamischen Memory-Upgrade-Feature profitieren, das es erlaubt, Extra-Speicher für das Sharing zwischen jedem virtuellen Server hinzuzufügen, ohne Systemunterbrechung. Durch z/VM Version 5.4 können Kunden ihre virtuelle Server-Umgebung um neue Hardware-Assets wie CPU und Speicher erweitern. Dies unterstützt die IBM Big Green Linux-Initiative.

Linux fördert die Verbreitung von Servern im Mittelstand

IBM konnte laut eigenem Bekunden den Einsatz von Virtualisierung auf der vereinheitlichten Power-Systems-Produktlinie durch Kunden, die zusätzliche Linux-Partitionen auf bereits existierende Server konsolidieren, in seinem Wachstum verdreifachen. Dieser Sprung in der Akzeptanz der Virtualisierungstechnologie gehe weit über den Wert herkömmlicher x86-Systeme hinaus.

Wie Big Blue meldet, zeigt eine Analyse von Konfigurationsdaten ausgelieferter Systeme, dass die neuen Power6-basierenden Server für kleine und mittelständische Unternehmen eine 64-prozentige PowerVM-Virtualisierungseinsatzrate im zweiten Quartal erzielt haben, verglichen mit lediglich 21 Prozent im selben Quartal des Vorjahres. Unter dem Einsatz von Gartner-Shipment-Datenschützungen hat IBM errechnet, dass nur 1,7 Prozent aller neuen gelieferten x86-Server im Jahr 2007 für den Virtualisierungseinsatz konfiguriert wurden.

IBM hat nach eigenen Angaben erkannt, dass viele Kunden Linux auf Power-Systems migrieren, um ihre IT-Umgebungen zu vereinfachen, indem sie die Web- oder Anwendungsebene mit der Datenbankebene vereinen. Unix-, Linux- und System-i-Kunden würden sich zunehmend für ein gemeinsames Infrastruktur-Rechenmodell entscheiden, um ihre Asset-Auslastung zu erhöhen und die Gesamtbetriebskosten zu senken. Dieser Ansatz finde Akzeptanz im Markt, da viele Unternehmen ihre Linux-Rechnerstruktur, die meist ursprünglich auf x86-Systemen aufgebaut wurde, auf Power-Systems-Shared-Infrastrukturmodelle migrieren.

Unterstützung für Echtzeit-Linux

Des Weiteren erweitert IBM seine Unterstützung für Real-Time-Linux mit zusätzlichem Support für Novells "Suse Linux Enterprise Real Time Linux" bei ausgewählten BladeCenter-Servern und mit "WebSphere Real Time", das die ökonomischen Vorteile von Java auf zeitkritische Anwendungen überträgt. Echtzeit ist ein Ansatz, der ursprünglich für vorhersagbare, zeitkritische Funktionen wie Finanztransaktionen oder die Flugüberwachung genutzt wurde. Die vorhersehbare Leistung von Real-Time-Software werde aber nun zunehmend für zeitkritische Systeme in jeder Branche wichtig.