i2 will Lieferketten transparent machen

23.11.2006
Der Spezialist für Supply-Chain-Management-Lösungen (SCM) sieht sich nach längerer Durststrecke wieder auf dem Weg nach oben. Zudem hofft die Firma, mit Patentklagen dem Konkurrenten SAP zu schaden.

In den 90ern zählte i2 zu den dominierenden Anbietern im Markt für Supply-Chain-Management. Zwischen 2001 und 2003 durchlebte das Unternehmen eine Reihe von drastischen Veränderungen, um Kosten zu sparen. Während andere Marktteilnehmer wie etwa Manugistics von anderen Softwarehäusern geschluckt wurden, konnte i2 unabhängig bleiben (siehe JDA Software will Manugistics für 211 Millionen Dollar kaufen. und i2 buhlt um Manugistics-Kunden).

Inzwischen laufen die Geschäfte von i2 wieder besser, auch wenn das letzte Quartal weniger Gewinn brachte als erwartet (siehe i2 beklagt Gewinneinbruch ). Seit März 2005 ist Michael McGrath CEO des in Dallas beheimateten Unternehmens. Er erläuterte im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE, warum i2 künftig wieder mehr Bedeutung im SCM-Umfeld einnehmen wird.

McGrath zufolge haben sich die Anforderungen an SCM-Lösungen für große Unternehmen gewandelt. Viele Firmen verfügten bereits über eine Reihe Funktionen, um Bedarfe zu planen und ihre Zulieferkette zu steuern. Zu den in den Unternehmen etablierten Lösungen zählten zum Beispiel Programme zur Bedarfsplanung im eigenen Haus sowie solche der Kunden und Lieferanten. "Einige unserer Kunden betreiben hunderte Applikationen weltweit", so McGrath. "Verbindungen zwischen Systemen zu schaffen hat für Unternehmen mittlerweile einen höheren Stellenwert als eine Fülle an detaillierten SCM-Funktionen."

Was Firmen fehle, seien Methoden, um ihre Supply-Chain transparent zu machen. Hier komme i2s Softwareumgebung "i2 Agile Business Process Platform" ins Spiel. Sie verfüge über Tools zum Integrieren und Konsolidieren von Stammdaten aus ganz unterschiedlichen Systemen, die zur Steuerung von Lieferketten relevant sind.

Im Gegensatz zu älteren Softwareprodukten wird neue Applikationslogik bei i2 nicht mehr klassisch programmiert, sondern über Workflows abgebildet, erläutert der Firmenchef. Eine SCM-Lösung bestehe heute aus einer Sammlung von Workflows, die sich an die Anforderungen des jeweiligen Anwenders anpassen lassen.

Eine Branche, die laut McGrath zunehmenden Bedarf an SCM-Lösungen hat, ist der Handel. Das ist für i2 Neuland, den viele i2-Kunden kommen aus der Industrie und Hightech. Dies gilt ebenfalls für den europäischen Markt. Offenbar verspürt der Anbieter auch in Deutschland wieder mehr Nachfrage. Derzeit sucht das Unternehmen mit deutschem Sitz in München Mitarbeiter für die Service-Sparte, nachdem in den Jahren zuvor die Niederlassung personell stark beschnitten wurde.

Zu den Wettbewerbern zählt McGrath vor allem Oracle und SAP. Beide Unternehmen statten große Firmen mit ERP-Lösungen aus und bieten in Ergänzung dazu SCM-Funktionen an.

Gegen SAP zieht i2 auch juristisch zu Felde: Im September reichte der Softwareanbieter eine Patentklage gegen die Walldorfer ein (siehe i2 verklagt SAP wegen Patentverletzungen ). Der Vorwurf: SAP soll sieben Patente verletzt haben, die i2 zwischen 1998 und 2006 zuerkannt wurden. McGrath will so erreichen, dass dem Konkurrenten verboten wird, weiter SCM-Lösungen anzubieten, die diese Patente verletzen und die betreffenden Applikationen auszubauen. Ferner soll der Softwarekonzern zu Schadensersatzzahlungen für entgangene Softwareumsätze gezwungen werden. SAP wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Ob neben SAP auch noch andere SCM-Anbieter verklagt werden, will McGrath nicht ausschließen. (fn)