First Look - der Turbo für Notebooks

Hybrid-Festplatte Seagate Momentus XT mit SSD

01.06.2010 von Ariane Rüdiger
Der langwierige Startvorgang ist für viele Notebook-Nutzer ein Ärgernis. Die neue Hybrid-Festplatte "Momentus XT" von Seagate verspricht mit integrierten SSD-Komponenten erheblich mehr Geschwindigkeit.

Sich drehende Festplatten als Datenträger in Notebooks bekommen langsam aber sicher Konkurrenz durch SSD-Systeme (Solid State Disk). Diese verbrauchen weniger Strom und der gefürchtete Festplattencrash, bei dem das Leseelement unsanft auf den Datenträger stürzt und ihn zerstört, ist ausgeschlossen. Dafür ist das Ganze heute immer noch zu teuer: Einige Hundert Euro muss man schon auf den Tisch legen, um hier zum Zug zu kommen. Nun verspricht die neue Hybrid-Festplatte von Seagate, Momentum XT, Abhilfe.

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Die Seagate-Harddisk kombiniert einen 4 GB großen SSD-Cache mit der wahlweise 250, 320 oder 500 GB fassenden Festplatte. Dazu kommen bis zu 32 GB Cache (Grundausstattung: 16 MB) in normalen Speicherbausteinen. Die Festplatte dreht sich mit 7200 rpm. Der Hersteller übernimmt für das Gerät fünf Jahre Garantie. Das ist insofern auch für den SSD-Anteil ungefährlich, da dieser aus nur einmal belegten Speicherzellen, sogenannten Single-Level-Cells, besteht. Das verringert die Anfälligkeit, verlängert so die Lebensdauer und sorgt für superschnelle Zugriffszeiten. Der Zugriff auf die Platte erfolgt über 3 GB SATA (Serial ATA). Das Gerät ist unabhängig von Betriebssystem und CPU-Technologie, es eignet sich also für alle Rechnertypen, zum Beispiel auch für den Mac von Apple.

Zugriffsoptimierung über Software

Der eigentliche Clou der Platte ist allerdings nicht unbedingt das SSD-Modul, sondern die Implementierung der AMT (Adaptive Memory Technology)-Technik. Dieser lernende Algorithmus stellt fest, welche Datenblöcke jeder Anwender beim Systemstart und darüber hinaus immer wieder benötigt und lagert sie in den 4-GB-SSD-Cache. Dort verbleiben sie, bis der immer weiter fortgeführte Lernprozess etwas anderes nahe legt. Von File-Systemen ist diese Lösung komplett unabhängig, weshalb der Optimierungsmechanismus zum Beispiel auch auf einem Mac funktioniert. Das bedeutet aber: Wegen des Lernprogramms erreicht ein System seine volle Leistung erst nach mindestens drei Bootvorgängen - so lange dauert es eben, bis die richtigen Daten im Cache gelandet sind.

Die Momentus XT von Seagate kommt mit einem 4 GB großen SSD-Cache und dem lernfähigen AMT (Adaptive Memory Technology)-Algorithmus (Bild: Seagate)
Foto: Seagate

Die Arbeitsdaten und überhaupt alle häufig geänderten Bestandteile des Codes, dazu gehört zum Beispiel auch die täglich aktualisierte Signatur-Datenbank von Virenscannern, dürfte dagegen meist auf der Festplatte verbleiben, da sonst immer wieder neue Lernvorgänge mit größeren Umstrukturierungen im Cache angestoßen werden. Der Mechanismus basiert auf Untersuchungen Seagates, das vor allem Massen kleiner Files, die immer wieder geladen werden, die Leistung beeinträchtigen. Im Endeffekt verkürzen sich Boot- und Zugriffszeiten nach Angaben von Seagate durch die Kombination von Cache und AMT günstigstenfalls auf ein Drittel.

Geschwindigkeit mit SSD im Mittelpunkt

Während bei vielen SSD- und Hybrid-Implementierungen auch mit Stromersparnis argumentiert wird, stellt Seagate die Geschwindigkeit in diesem Fall eindeutig in den Mittelpunkt. Der Stromverbrauch liegt bei 1,5 Watt bei Suchvorgängen und bei 0,8 Watt im Leerlauf. Das Gerät übersteht Schocks mit 350 G über 2 ms in eingeschaltetem und 1000 G über eine Millisekunde in ausgeschaltetem Zustand. Die Lautstärke liegt bei 2,3 Bel, einer Einheit für die Schallentwicklung im Leerlauf und bei 2,5 Beil beim Suchen. Die Platte soll mehr als 600000 Park- und Startvorgänge der Lese- und Schreibköpfe überstehen, nicht korrigierbare Lesefehler sollen maximal die Rate 1 pro 1014 erreichen. Die Betriebstemperatur reicht von 0 bis 60 Grad Celsius, ausgeschaltet übersteht die Festplatte -40 bis +70 Grad Celsius.

Attraktiver Preis

Als besonders attraktiv bezeichnet Seagate den Preis, der in Relation zur erzielbaren Leistungssteigerung des Gesamtsystems gezahlt werden müsse. Dazu macht der Hersteller folgende Rechnung auf: Üblicherweise erweitern Laptop-Nutzer den Arbeitsspeicher und wechseln zu schnelleren Festplatten, wenn sie mehr Leistung wollen. Allerdings wird die Erweiterung des Arbeitsspeichers überproportional teuer, sobald mehr als 4 GB erwünscht sind. Dies deshalb, weil man dann wegen der gängigen zwei Speicherbänke nicht mehr die günstigen 2-GB-Module verwenden kann, sondern auf die weit teuren 4- oder gar 6-GB-Module wechseln muss. So sind laut Seagate für 8 statt 2 GB RAM 456 Dollar zu berappen, dadurch steigt die Leistung um 8,2 Prozent. Wer dagegen eine weitaus billigere Ausstattung mit 4 GB RAM mit einer 250-GB-XT-Festplatte kombiniere, komme insgesamt mit 153 Dollar Mehrkosten davon, erhalte dafür aber 17,1 Prozent mehr Leistung.

In Deutschland veranschlagt Seagate diese Preise: Eine Momentus XT mit 250 GB kostet 95 Euro, mit 320 GB 110 Euro. Für das Topmodell mit 500 GB verlangt der Hersteller 130 Euro.

Asus verbaut Seagate Momentus XT

Derzeit hat als erster Hersteller Asus angekündigt, das Laufwerk zu integrieren, und zwar als Upgrade-Option in sein Gamer-Notebook ROG G73Jh. Das Gerät arbeitet mit einem Intel i720 Qm Quadcore-Prozessor, hat 8 GB DDR-3-Arbeitsspeicher und eine DX11-fähige ATI Radeon Mobility 5870 als Grafikkarte. Das erste Business-Notebook mit der Platte fehlt noch, dürfte aber wohl kaum lange auf sich warten lassen. (wh)