Chinas Telekomriese

Huawei will zehn Prozent pro Jahr wachsen

08.04.2013
Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei will in den nächsten fünf Jahren um zehn Prozent jährlich wachsen.

Im vergangenen Jahr stieg der Gesamtumsatz um acht Prozent auf 220 Milliarden Yuan (umgerechnet 27,3 Milliarden Euro), wie schon Ende Januar anhand vorläufiger Zahlen berichtet worden war. Damit hat der dynamisch wachsende chinesische Netzwerkausrüster den bisherigen Marktführer Ericsson eingeholt, der 2012 weitgehend unverändert 227,8 Milliarden schwedischen Kronen Umsatz (27,09 Milliarden Euro) erzielt hat. Huawei steigerte seinen Gewinn im vergangenen Jahr um 32 Prozent auf 15,4 Milliarden Yuan (1,9 Milliarden Euro).

Der Anteil des Netzwerkgeschäfts soll bis 2017 von heute 73 auf 60 Prozent abnehmen, wie die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg den Huawei-Vizechef Guo Ping zitierte, der gegenwärtig das Unternehmen führt. Vor dem Hintergrund der Debatte über Cyberattacken aus China und Netzsicherheit stößt Huawei als chinesisches Unternehmen besonders auf dem amerikanischen Markt auf Sicherheitsbedenken, auch wenn es keine Beweise gibt, um die Verdächtigungen zu belegen.

Konzernzentrale in Shenzhen
Big is beautiful: Der Huawei-Campus erstreckt sich über zwei Quadratkilometer.
Konzernzentrale in Shenzhen
Das Hauptgebäude ist schon von weiten sichtbar.
Konzernzentrale in Shenzhen
Ausreichend Platz für die Forschung
Konzernzentrale in Shenzhen
Der Eingang zum Testcenter
Konzernzentrale in Shenzhen
Forschung wird bei Huawei ganz groß geschrieben.
Konzernzentrale in Shenzhen
Zusätzlich zur Forschung am Stammsitz unterhält das Unternehmen global verteilte R&D-Zentren.
Konzernzentrale in Shenzhen
Für die Mitarbeiter aus aller Welt hält Huawei ein reiches Freizeitangebot bereit.
Konzernzentrale in Shenzhen
Bild von der Moslem-Kantine...
Konzernzentrale in Shenzhen
...sowie von der Mensa für indische Mitarbeiter.

Mit dem Aufschwung bei den Smartphones soll der Anteil der Verbrauchergeräte am Gesamtgeschäft von heute 22 auf 25 Prozent steigen. "In Zukunft wird die Informations- und Telekommunikationstechnologie weiter wachsen", sagte Guo Ping bei der Vorlage des Jahresberichts. Er verwies auf die weiter notwendige Verbesserung der Netzwerke sowie die neuen Möglichkeiten im Cloud-Computing, der Integration privater Geräte in Firmen- und andere Organisationsstrukturen (BYOD - Bring Your Own Device), die Verwaltung großer Datenmengen (Big Data) sowie die schnellere Verbreitung von Smartphones.

Im vergangenen Jahr erzielte Huawei in all seinen drei Geschäftsbereichen "robustes Wachstum". Das Netzwerkgeschäft stieg 2012 um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 160 Milliarden Yuan. Die junge Unternehmenssparte legte um 25,8 Prozent auf 11,5 Milliarden Yuan zu, während das Verbrauchergeschäft um 8,4 Prozent auf 48 Milliarden Yuan anstieg. Regional betrachtet legte das China-Geschäft mit einem Plus von 12,2 Prozent auf 73 Milliarden Yuan am stärksten zu. Im amerikanischen Raum war das Wachstum mit einem Zuwachs von 4,3 Prozent auf 31 Milliarden Yuan am niedrigsten.

Die etablierten Netz-Business-Anbieter im Überblick
In den vergangenen Jahren ging es im deutschen Netz-Business eher beschaulich zu. Während Unternehmen wie Cisco, Hewlett-Packard oder Siemens Enterprise Communications (SEN) mehr oder weniger als Vollsortimenter auftraten, hatten sich andere spezialisiert und in einer Nische ihr Auskommen gefunden. Doch Gleich vier internationale Hersteller versuchen 2012, auf dem deutschen Netzmarkt Fuß zu fassen. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient nur zur ersten Orientierung.
Cisco
Die alles beherrschende Größe im Netz-Business ist Cisco mit einem Jahresumsatz von 40 Milliarden Dollar (2010). Aufgrund seiner Größe und Markstellung gilt der Konzern als Agendasetter. Der Vollsortimenter deckt sowohl die horizontalen wie die vertikalen Märkte ab und ist im Business- und im Consumer-Umfeld tätig. Im Endkundengeschäft hatte die Company bislang allerdings nur bedingt ein glückliches Händchen. Auf der Business-Seite deckt das Portfolio vom Carrier-grade Switch bis hin zum Rechenzentrums-Equipment alle Aspekte des Networkings ab.
SEN
Siemens Enterprise Communications (SEN) nahm 2008 seine Arbeit offiziell auf. Das Unternehmen, das keine Geschäftsberichte veröffentlicht, entstand aus dem Bereich Siemens Communications und gehört heute mehrheitlich den Investoren der Gores Group. Branchenkenner schätzen den Umsatz auf drei Milliarden Dollar. SEN sieht sich als Erfinder von Unified Communications. Im Netzbereich liegt der Schwerpunkt auf TK-Lösungen, die für IP-Netze wie für traditionelle TDM-Infrastrukturen erhältlich sind.
Avaya
Das Unternehmen mit einem Umsatz von etwa 4,8 Milliarden Dollar (2010) wurde im Jahr 2000 gegründet. Hierzulande wird Avaya seit der Übernahme von Tenovis im Jahr 2004 stark wahrgenommen. Der Schwerpunkt des Geschäfts liegt auf IP-basierenden Kommunikationslösungen wie VoIP oder Unified Communications.
Juniper Networks
Das 1996 gegründete Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund vier Milliarden Dollar (2010) machte sich in den Anfangsjahren vor allem einen Namen als Cisco-Konkurrent. Mit Highend-Routern jagte Juniper dem Platzhirsch Marktanteile ab. Heute liegen die Schwerpunkte auf den Bereichen Routing, Switching, Wireless und Security.
Extreme Networks
Mit Jahreseinnahmen von rund 300 Millionen Dollar (2010) zählt das 1996 gegründete Unternehmen zu den kleineren Marktteilnehmern. Der Schwerpunkt des Produktportfolios liegt auf schnellen Ethernet-Switches mit 10, 40 und 100 Gigabit.
D-Link
Der Stammsitz von D-Link befindet sich in Taiwan, wo das Unternehmen 1986 gegründet wurde. Mit einem Umsatz von rund 1,1 Milliarden Dollar (2011) wendet sich die Company sowohl an Privatanwender als auch an Unternehmenskunden. Der Fokus liegt dabei auf Netzinfrastruktur-Produkten wie Switches, Routern oder WLAN sowie Storage-Lösungen.
Netgear
Mit einem Jahresumsatz um die 700 Millionen Dollar zählt Netgear zu den kleineren Playern im Netzgeschäft. Das 1996 gegründete Unternehmen wendet sich mit seiner Produktpalette an Endkunden sowie kleine und mittelständische Anwender. Die Company versteht sich nicht als "first mover" in Sachen Innovation. Dafür konnte sich Netgear mit seinen Business-Produkten einen Ruf als Lieferant von zuverlässigen Geräten für Switching, Routing, WLAN und NAS erarbeiten.
Lancom
Der deutsche Hersteller Lancom Systems ging 2002 aus dem ehemaligen Geschäftsbereich "Communications Systems" der Elsa AG hervor. Der Jahresumsatz 2010 betrug 25,5 Millionen Euro. Mit seinen Produkten adressiert Lancom kleine, mittelständische und größere Unternehmen. Schwerpunkte bilden der Remote Access sowie die Standortvernetzung. Dabei steht das Unternehmen aus Würselen bei Aachen für pfiffige Lösungen wie etwa einen Router mit GPS-Diebstahlschutz, der die Sicherheit in Filialen erhöhen soll.
Die Herausforderer
Diese vier internationale Hersteller versuchen 2012, auf dem deutschen Netzmarkt Fuß zu fassen.
IBM
Quasi als IBM Reloaded versucht der Konzern zum zweiten Mal, im NetzwerkBusiness Fuß zu fassen. Stand beim ersten Versuch der UC-Gedanke im Vordergrund, dreht sich die Strategie nun um die Vernetzung im konvergenten Data Center. Hier will das Unternehmen Speicher- und Datennetze im Gigabit-Ethernet-Bereich versorgen.
Huawei
Der Netzausrüster mit einem Jahresumsatz von über 28 Milliarden Dollar (2010) gehört weltweit zu den Großen der Netzbranche. Der privat gehaltene Konzern mit Modellen zur Mitarbeiterbeteiligung, Incentive-Programmen etc. ist das chinesische Vorzeigeunternehmen schlechthin. Als TK-Ausrüster gestartet, expandiert das Unternehmen nun im Mobile-(Smartphones, Tablets) und Enterprise-Bereich. Im Enter-prise-Segment agiert Huawei als Vollsortimenter, dessen Portfolio vom Router und Switch über VoIP sowie Telepresence bis hin zu Rechenzentrums- (inklusive Server) sowie Cloud-Lösungen reicht.
ZTE
Die Nummer zwei unter den chinesischen Netzgrößen ist ZTE mit einem Jahresumsatz von knapp elf Milliarden Dollar (2010). Der Staatskonzern ist hierzulande primär als Telco-Partner bekannt. Im Zuge der Expansion will sich das Unternehmen nun einen Markennamen als Hersteller von Smartphones und anderem mobilen Equipment (Mobile 3G Access Points etc.) erarbeiten. Ins Enterprise-Network-Business will der Konzern langsam vorstoßen und zuerst lediglich Access-Lösungen vermarkten.
Maipu
Angesichts der beiden Schwergewichte ZTE und Huawei ist die Maipu Communications Technologies Co. Limited mit einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro eher ein Zwerg. Die Europa-Expansion startet das Unternehmen von der Schweiz aus. Mit Switching-, Routing-, Wireless- und VoIP-Produkten adressiert Maipu primär mittelständische Anwender.

Huawei investierte 2012 mit 30 Milliarden Yuan einen Anteil von 13,7 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das größte private chinesische Unternehmen mit Sitz in der Metropole Shenzhen hat weltweit 150 000 Mitarbeiter. Rund die Hälfte von ihnen besitzt Anteile am Unternehmen. Es arbeitet mit 500 Telekombetreibern in 140 Ländern zusammen. Jeder dritte Erdbewohner benutzt heute schon Technik von Huawei in irgendeiner Form. (dpa/tc)