HP-Deutschland-Chef Smid zur Firmenstrategie

HP und EDS - gemeinsam stärker

17.12.2009 von Jan-Bernd Meyer
Durch die Akquisition von EDS und die geplante Übernahme von 3Com wird sich Hewlett-Packard (HP) neu aufstellen und verändern müssen.

Sieht man sich die Geschäftszahlen von Hewlett-Packard für das abgelaufene Geschäftsjahr an (Ende: 31. Oktober 2009), dann könnte man sagen, dass die Akquisition von EDS dem Unternehmen die Bilanz gerettet hat. Sämtliche Hardware-Segmente - also die Sparten Enterprise-Server, Standard-Server, Imaging & Printing sowie die PC- und Notebooksparte, haben alle teils massive, zweistellige Umsatzrückgänge verbuchen müssen. Es stellt sich da die Frage, ob HP seine Geschäftsausrichtung nach der Integration von EDS und einer geplanten Übernahme von 3Com ändern wird.

HPs Deutschland-Chef Volker Smid sieht HP durch die Akquisition von EDS deutlich gestärkt.

Volker Smid, Vorstand der Geschäftsführung von Hewlett-Packard Deutschland, betont hierzu, dass sich durch die Übernahme von EDS vor allem die Kompetenzen im Unternehmen erweitert haben: "Wenn man sich das weltweite Portfolio an Kompetenzen ansieht, das wir unter dem Dach der HP Enterprise Services jetzt gemeinsam unseren Kunden anbieten können, dann sind hier insbesondere auch die durch EDS hinzugekommenen Kompetenzen für Geschäftsprozesse von Kernindustrien zu nennen." Egal, ob Airline-Industrie, Automobilfertigung, Maschinenbau oder öffentliche Hand - dieses neu gewonnene Know-how würde sich "ideal mit dem Wissen von HP darüber verbinden, wie Infrastrukturen gestaltet, entwickelt und weiter entwickelt werden" Davon würden HPs Kunden profitieren. Und dies sei erst einmal völlig unabhängig vom Umsatz und vom Ergebnis in den zurückliegenden Monaten zu sehen. Diese, so erklärt Smid die heftigen Umsatzrückgänge bei HP, seien "durch eine Investitionszurückhaltung im Hardwarebereich - bedingt durch die Wirtschaftskrise - gekennzeichnet" gewesen.

Durch den EDS-Zukauf hat HP dabei insbesondere bei Themen wie Infrastructure Technology Outsourcing, BPO, Application Services - um nur einige zu nennen - hinzugewonnen. Hier ist die Veränderung zu sehen und hierhin dürfte sich HP bewegen. Mit anderen Worten: HPs Schwerpunkt verändert sich in Richtung Services.

Smid bejaht das: "Ja eindeutig. Und natürlich wird sich das auch bei den Geschäftsergebnissen im kommenden Jahr bemerkbar machen." Der Deutschland-Chef betont allerdings auch, dass dies nur der vordergründige Effekt sei. Wichtiger sei etwas anderes: "Wenn wir beispielsweise mit der öffentlichen Hand und Industriekunden in Deutschland sprechen, können wir wegen des Integration von EDS heute in diesen Bereichen auf weltweite Referenzen verweisen."

Es gibt Warner

Es gibt aber auch Warner. Die Übernahme stärke HPs Standbein im Infrastrukturgeschäft zwar erheblich. Beide Anbieter haben eine sehr gute Reputation im Outsourcing- und Managed-Services-Geschäft. "Die Defizite von HP im Consulting, im Application-Management sowie im Projektgeschäft sowie im wichtigen SAP-Markt kann EDS nicht beheben", warnt Tobias Ortwein, Geschäftsführer des Marktforschungshauses PAC in München.

Natürlich muss sich aber eine HP fragen lassen, was es für das Unternehmen bedeutet, dass im Geschäftsjahr 2008/09 die Umsätze mit Hardware in sämtlichen Segmenten teils drastisch zurückgingen. Smid antwortet darauf, er habe sehr genau zugehört, wenn die verschiedenen Hardwarehersteller berichtet haben, und sich dann mit Hewlett-Packard verglichen hätten: "Ja natürlich haben wir Umsatz verloren. Aber: Bis auf eine einzige Ausnahme haben wir in den einzelnen Segmenten bei den Marktanteilen einen Zuwachs zu verzeichnen. Das würde ich dann sehr wohl als Erfolg bezeichnen." Zu Anfang des Geschäftsjahres habe man sich gesagt, das Unternehmen müsse schnell und entschlossen handeln, damit das Unternehmen am Ende des Jahres als Marktführer, "der wir am Jahresbeginn ja waren, gestärkt herausgehen und unsere Position verbessern. Das ist uns gelungen."

HPs Ziele für das kommende Jahr

Angesprochen auf wesentliche Ziele für das kommende Jahr, resümierte Smid, mit Stand 1. November 2009 seien die Kompetenzen von HP und EDS unter einem Dach zusammengeführt: "Die müssen nun auch gelebt werden." Ziel müsse es für die vereinigten Unternehmen sein, HPs Kunden dabei zu begleiten, deren IT-Infrastrukturen flexibler und intelligenter zu gestalten, um Budgets für Innovationen zu haben. "Wir müssen unsere Kunden auch dabei begleiten, schwierige Entscheidungen zu treffen, sich von Infrastrukturen zu trennen, sich ihre Applikationslandschaft anzuschauen und zu modernisieren," fuhr Smid fort.

HPs Vorhaben, sich jetzt auch noch 3Com einzuverleiben, wird in der Branche als Angriff gegen Cisco verstanden. Smid will davon nichts wissen. Er sagt, solche Akquisitionen ließen sich in verschiedenen Dimensionen betrachten. Für ihn zähle vor allem die Sicht auf die Kunden. Der HP-Manager argumentiert weiter, wenn ein wesentlicher Beitrag zur Flexibilisierung der IT die Konvergenz der Infrastruktur darstelle, also die Zusammenführung von Netzwerk, Servern, Storage und der damit verbundenen Softwarestacks, dann sei der Bestandteil Netze eben einer dieser vier Faktoren. Smid: "Mit der Ankündigung der Akquisition von 3Com schließen wir Lücken und vervollständigen unser Angebot im Netzwerkbereich." Jetzt könne HP das Versprechen einlösen, eine Konvergenz der IT-Infrastruktur über alle Ebenen realisieren zu können. Genau das sei der Kundennutzen. (jm)