HP legt in Deutschland wieder zu

10.03.2004 von Alexander Freimark
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Geschäfte von Hewlett-Packard (HP) in Deutschland haben sich 2003 planmäßig entwickelt, der Aufschwung ist laut Firmenchef Jörg Menno Harms spürbar. Nach der Übernahme des IT-Dienstleisters Triaton stellt der Manager weitere Zukäufe im Servicesektor in Aussicht.

Die Krise der IT-Branche und auch der Umbruch zur "neuen HP" sind Schatten der Vergangenheit: Compaq wurde absorbiert, und die Kunden investieren wieder in Rechner, Programme sowie Dienste. Euphorie wollte der deutsche HP-Statthalter Harms vor Journalisten in Stuttgart dennoch nicht aufkommen lassen, denn zu fragil sind die Anzeichen für eine Gesundung der Branche: "Wie spüren eine Brise in allen Märkten", sagte Harms, "auch wenn der Wind streckenweise noch schwach weht." Besser als eine Flaute ist die Situation allemal.

Der Umsatz der Hewlett-Packard GmbH belief sich im vergangenen Geschäftsjahr auf 5,3 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern (ohne Compaq) hierzulande noch 4,1 Milliarden Euro umgesetzt. Ein Vergleich der Einnahmen sei laut Harms daher auch nicht aussagekräftig. Von den 5,3 Milliarden Euro entfielen 3,6 Milliarden Euro auf den deutschen Markt, der Rest waren internationale Umsätze. Den Gewinn wollte der Manager nicht konkretisieren, allerdings grenzte er ihn auf einen "zweistelligen Millionenbetrag" ein. Insgesamt seien eine deutliche Steigerung zum Vorjahr verzeichnet und die Erwartungen erfüllt worden, auch weil man die Kosten gut im Griff habe: "Wir sind von Quartal zu Quartal stärker geworden."

Für das laufende Fiskaljahr strebt HP "ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich" an - ohne den Beitrag der übernommenen Triaton einzubeziehen. "Das erste Quartal hat uns in unseren Zielen ermutigt", sagte der Deutschland-Chef. HPs Geschäftsjahr läuft traditionell bis Ende Oktober. Harms hat sich vorgenommen, im kommenden Jahr Deutschland zum zweitwichtigsten IT-Standort für den Konzern in Europa auszubauen und sich um einen Platz hinter Großbritannien zu verbessern - neudeutsch nennt sich der Plan "Vision 2006". Das spezifische Problem für HP hierzulande nennt sich Fujitsu-Siemens Computers, der deutsche PC-Marktführer.

Der Umsatz mit Services soll bis 2006 verdoppelt werden

Die größten Hoffnungen für den Aufschwung ruhen bei HP denn auch nicht auf der Hardware, sondern auf dem Bereich der IT-Dienstleistungen. Der Konzern will laut Harms im Servicesektor von rund einer Milliarde Euro im Jahr 2002 auf einen Umsatz von etwa zwei Milliarden Euro im Jahr 2006 wachsen. Gleichzeitig peilt HP den dritten Platz der Dienstleister in Deutschland an. Dort lag im Jahr 2002 SBS mit Einnahmen zwischen 2,1 Milliarden Euro (laut Meta Group) und 2,5 Milliarden Euro (laut PAC). Mit deutlichem Abstand an der Spitze rangieren unverändert T-Systems sowie IBM Global Services.

Durch die Übernahme von Triaton vergangene Woche für 340 Millionen Euro hat HP nun einen Teil der Strecke zurückgelegt, denn die Thyssen-Krupp-Tochter nahm zuletzt 370 Millionen Euro ein, so dass die Firmen gemeinsam auf knapp 1,5 Milliarden Euro Umsatz im Dienstleistungsbereich kommen. Organisch ließe sich das Ziel der Einnahmenverdoppelung bis 2006 folglich nicht erreichen, so Harms. Weitere Übernahmen stellte er in Aussicht, auch wenn keine konkreten Pläne bekannt gegeben wurden. Womöglich könne man das Ziel erreichen, in der Rangliste der Dienstleister auf den dritten Platz vorzurücken, wenn es zu "Veränderungen" im Markt komme, äußerte sich Harms bewusst nebulös - sprich: wenn T-Systems, IBM GS oder SBS durch eine Übernahme aus dem Rennen fallen.

Die Analysten der Meta Group begrüßten derweil den Deal mit Triaton: Kleinere, regionale Transaktionen seien eine probate Wachstumsstrategie, da sie weniger risikobehaftet seien als etwa die Integration eines großen Wettbewerbers. Zudem bringe Triaton profundes Branchenwissen aus der Fertigungindustrie, dem Chemie- und dem Pharmasektor mit. Dies sei eine "interessante Ausgangsbasis" für die Kernmärkte der deutschen Industrielandschaft, urteilt die Meta Group. Nicht zu unterschätzen ist zudem der attraktive Kundenstamm von Triaton, auch wenn sich erfahrungsgemäß nicht alle Geschäftsbeziehungen aufrechterhalten lassen. Bis sich das volle Potenzial der Übernahme entfalte, werden allerdings noch zwölf bis 18 Monate vergehen, schätzen die Analysten.

2200 Triaton-Mitarbeiter kommen weltweit hinzu

Erste Teams für die Integration seien gebildet worden, gab Harms zu Protokoll. In der Thematik dürfte HP zuletzt einige Erfahrung gesammelt haben: Gemeinsam mit Compaq war der Konzern hierzulande mit 8200 Mitarbeitern gestartet, 1050 verließen das Unternehmen im Zuge der Fusion, allerdings schuf HP 350 neue Stellen. Gegenwärtig arbeiten 7500 Menschen für die Company, von Triaton kommen (weltweit) noch einmal 2200 hinzu. Auf Spekulationen zu deren Zukunft wollte sich Harms zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einlassen.