Hotspots nutzen

20.02.2004 von Eric Tierling
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Glaubt man den Marketing-Aussagen der Hersteller, dann ist nichts einfacher als das Surfen via Hotspot. Ähnlich wie es der bekannte Tennisspieler in der Fernsehwerbung erlebt, genüge ein Mausklick, um "drin" zu sein. Damit dies nicht graue Theorie bleibt, sondern auch in der Praxis funktioniert, sind einige Grundregeln beim Surfen via WLAN im Hotspot zu beachten.

Mitterweile bieten über 600 Hotspots in Deutschland den mobilen Zugriff auf das Internet - zum Beispiel in Hotels.

Relativ einfach ist dabei die Wahl der passenden Hardware. Zum Surfen via Hotspot genügt in der Regel ein WLAN-Adapter, der dem IEEE-Standard 802.11b entspricht. Ebenfalls nutzbar sind Geräte nach dem g-Standard, wobei allerdings die 54 Mbit/s meist nicht ausgereizt werden, da die Hotspots in der Regel mit 802.11b Access Points ausgestattet sind. Schlechte Karten hat dagegen der User, wenn sein Gerät nur die Spezifikation 802.11a unterstützt.

Diese WLAN-Variante ist in einem Hotspot kaum anzutreffen. Ist ein WLAN-Adapter noch nicht im Notebook integriert, so ist beim Kauf zu überlegen, ob nicht eine Karte im Formfaktor Compact Flash die bessere Wahl gegenüber einem PCMCIA-Modell ist. Erstere lässt sich nämlich sowohl im PDA als auch mit Hilfe eines Adapters im Notebook verwenden. Anwender, die wirklich überall online sein müssen, um etwa E-Mails abzurufen, sollten eine Kombikarte in ihre Überlegungen einbeziehen. Karten wie etwa die "GPRS/Wireless LAN PC Card GC79" von Sony Ericsson unterstützen sowohl WLANs als auch den Datentransfer via GPRS über die Handy-Netze der Mobilfunkbetreiber.

Um unterwegs auch schnell einen Hotspot zu finden, empfiehlt es sich, vor Reiseantritt im Internet nach den entsprechenden Lokationen zu suchen. Suchmaschinen hierfür betreiben beispielsweise T-Mobile, BT Openzone, WLAN International oder die Swisscom mit Eurospot. Provider-unabhängige Hotspot-Verzeichnisse offerieren im Internet Seiten wie wlan.lycos.de, www.hotspot-locations.com, www.mobileaccess.com oder www.wi-fizone.org.

Das Wissen über die Lage eines Hotspots ist jedoch nur die halbe Miete auf dem Weg zum drahtlosen Online-Vergnügen. Damit sich PDA oder Notebook mit dem Access Point eines Hotspots verbinden können, sind noch einige WLAN-Parameter einzustellen. Während etwa im Unternehmensnetz oder zu Hause bei den WLANs meist die WEP-Verschlüsselung eingeschaltet ist, verwenden die Hotspots sie überwiegend nicht.

Ein "Preshared Key" würde hier auch wenig Sinn geben, wenn er quasi zum öffentlichen Schlüssel mutiert, weil ihn alle Benutzer kennen. Umzustellen ist auch der Service Set Identifier (SSID), der den Namen des Funknetzes bezeichnet. Erfolg verspricht dabei eventuell die Eingabe des Namens "Any", der quasi einen Default-Wert darstellt. Die WLAN-Software sollte dann alle vorhandenen SSIDs anzeigen.

Klappt dies nicht, ist der Funknetzname beim Betreiber zu erfragen oder einer der häufig ausliegenden Hotspot-Broschüren zu entnehmen. Zur Sicherheit sollte noch überprüft werden, auf welchen Betriebsmodus die Funkkarte eingestellt ist. Wie im Unternehmensnetz erfordert der Einsatz im Hotspot den "Infrastruktur-"Modus und nicht die "Ad-hoc"-Variante.

Unterstützt sowohl WLANs als auch den Datentransfer via GPRS: die GPRS/Wireless LAN PC Card GC79" von Sony Ericsson.

Ein letzter Blick sollte den IP-Einstellungen gelten. Hier ist es wichtig, dass die Adresszuweisung auf DHCP (Dynamic Host Configuration Protocol) steht, damit der Hotspot dem Client die IP-Werte zuteilen kann. Auf diese Weise werden auch Gateway und Nameserver automatisch zugewiesen. Gibt es trotzdem Probleme mit den IP-Einstellungen, hilft unter Windows 2000 und XP der Befehl "ipconfig /renew", der eine Rekonfiguration erzwingt.

Anwender, denen dies alles zu mühsam ist, greifen zu WLAN-Scannern. Diese Tools suchen die Access Points sowie die entsprechenden Einstellungen selbständig. Per Mausklick stellt der Benutzer dann die Verbindung her. Zu den bekannteren Vertretern dieser Gattung zählen im PC-Bereich der "Netstumbler" oder "WiNc" sowie bei den Pocket PCs "Pocket Warrior", "Ministumbler" sowie "Pocket WiNc".

Steht die Verbindung zum Access Point, ist die nächste Hürde zu meistern: die Bezahlung der Online-Session. Die wenigsten kommerziellen Hotspots sind kostenlos - sieht man einmal von der Ausnahme T-Mobile ab. Hier ist während der Pilotphase bis zum 14. März noch ein unentgeltlicher Zugang möglich. Ansonsten sind derzeit drei Abrechnungsverfahren weit verbereitet: der Kauf eines Zeitkontingents in Form eines Vouchers, die Eingabe der Kreditkartennummer zur direkten Online-Abrechnung sowie Postpaid-Verfahren, bei denen die Nutzung hinterher mit der Handy-Rechnung oder einer separaten Rechnung vom Service Provider beglichen wird.

Eine Suchmaschine, über die sich weltweit installierte Hotspots auffinden lassen, steht zum Beispiel auf der Website Wi-fizone.org zur Verfügung.

Gerade in den Controlling-Abteilungen der Unternehmen dürfte die Verbuchung unterschiedlicher Vouchers wegen des Verwaltungsaufwands auf wenig Begeisterung stoßen. Für professionelle Nutzer ist deshalb der Abschluss eines Rahmenvertrags mit einem Service-Provider die bessere Wahl. Zumal Dienstleister wie Ipass nicht nur den Vorteil einer einheitlichen Abrechnung offerieren, sondern zudem mit zusätzlichen Sicherheits-Features locken. So übernehmen die Dienstleister etwa die Einrichtung eines VPN zur sicheren Kommunikation und stellen gleichzeitig entsprechende Gateways und die erforderliche Client-Software bereit.

Nimmt ein Unternehmen die VPN-Einrichtung selbst in die Hand, so ist unbedingt darauf zu achten, dass die Client-Software den Umgang mit den im Hotspot verwendeten dynamischen IP-Adressen beherrscht. Ein Feature, das für aktuelle VPN-Clients in der Regel kein Problem ist, ältere Versionen erfordern meist ein Update. Zudem sollten die VPN-Tunnels über die Ports, die IPsec oder PPTP verwenden, aufbaut werden, da diese an den meisten Hotspots freigeschaltet sind.

Wer in einem Hotspot arbeitet, sollte grundsätzlich bedenken, dass sein Endgerät nun ein Teil des öffentlichen Internets ist. Wie ein Unternehmensnetz sollten die Devices mit Firewall und Virenscanner gesichert und sensible Daten möglichst nur verschlüsselt auf der Platte gespeichert werden. Weiteren Schutz bieten zudem Speziallösungen, wie sie etwa Comma Soft mit dem "Interface Manager" oder dem "Connection Manager" vertreibt. Hier kann beispielsweise definiert werden, welchen IP-Bereich der Anwender nutzen darf, auf welchen Server er zugreifen muss oder über welche Geräte (Modem, WLAN-Karte etc.) er kommunizieren kann. Die umfassenden Sicherheitskonzepte erfreuen sich gerade im Bankenbereich und bei Versicherungen einer immer größeren Beliebtheit, wenn Außendienstmitarbeiter Zugriff aufs Unternehmensnetz erhalten.