Gute Kommunikation

Hör' mir doch mal zu!

28.07.2020 von Stephanie Borgert
Alle sind sich einig: Gute Kommunikation ist wichtig. Der Fokus liegt allerdings immer auf der richtigen Wortwahl. Gute Kommunikation beginnt jedoch beim Zuhören.

Die Magazine und Fachzeitschriften sind voll von Artikeln über die enorme Bedeutung guter Kommunikation. Und auch die Menschen in den Unternehmen nicken zur Bestätigung dieser Aussage kräftig mit dem Kopf. Gerade für Führungskräfte ist das Angebot an Seminaren sehr groß: vom Vier-Ohren-Modell über die Rhetorik für Gehaltsverhandlungen bis zu "Wer fragt, der führt". Und so wird im Unternehmensalltag viel Energie in die richtige Wortwahl für die Leitlinien investiert, das passende Story-Telling für den kommenden Veränderungsprozess gesucht und persönlichkeitstypengerechtes Marketing betrieben.

Nicht immer sind Probleme in der Kommunikation so offensichtlich sichtbar.
Foto: lassedesignen - shutterstock.com

Das Kommunikationsmanagement nicht zu vergessen: Wer schickt welches Protokoll mit wie vielen Topics an welchen Verteilerkreis? Dabei wird auch schon mal vergessen, dass Kommunikation mitnichten zu den Dingen gehört, die sich managen lassen. Bei all den Anstrengungen, die täglich in den Büros, Produktionshallen und Meetingräumen unternommen werden, geht es doch nur um eines: ums Mitteilen.

Gute Kommunikation löst Probleme

Die Idee von guter Kommunikation verkommt zur Frage nach dem richtigen Senden, am liebsten mit Erfolgsgarantie. Die Idee dahinter: "Wenn ich nur gut genug formuliere, dann denken hinterher alle das, was ich gerne hätte, dass sie denken." Und weil das meistens viele Menschen in einem Unternehmen denken, wird getextet, was das Zeug hält.

Normal? Ja.

Zielführend? Nein.

Lesetipp: Chefs sollten einfach mal zuhören

Gute Kommunikation, die zu Erkenntnissen führt und mit der sich Probleme lösen lassen, beginnt mit Zuhören. Eine Kunst, die in den Standardseminaren nicht mal vorkommt und in den meisten Organisationen nicht praktiziert wird.
Aber natürlich hören Sie Ihrem Gegenüber zu, denken Sie gerade? Gut, machen wir die Probe aufs Exempel und schauen mal, welcher Zuhörer-Typ Sie sind:

Mal ganz ehrlich, die meisten Menschen sind während der Redebeiträge der anderen damit beschäftigt, ihre nächste Erwiderung beziehungsweise das passende Argument im Kopf durchzugehen. Wir sind beim Zuhören hauptsächlich mit uns selbst beschäftigt und eben nicht mit dem Gegenüber.

Zudem gibt es immer auch vermeintlich gute Gründe, warum genau jetzt oder genau bei dem Thema oder dem Sprechenden die eigene Aufmerksamkeit woanders hingeht. Die Luft im Besprechungsraum ist schlecht, es ist Freitag nach 17 Uhr, es ist Herr Schmidt oder Frau Meier und die sprechen immer so ausschweifend, oder, oder, oder. Wenn es für Sie Verhinderer gibt, dann gehen Sie ihnen auf den Grund. Möglicherweise sind sie nur der willkommene Anlass, um nicht wirklich zuhören zu müssen. Es ist Ihre Entscheidung, so oder so.

Kognitive Diversität zulassen

Wollen wir in der Zusammenarbeit Aufgaben erfüllen, Probleme lösen, mit Krisen umgehen, Innovationen erdenken, dann brauchen wir das, was man kognitive Diversität nennt. Wir brauchen genau all die verschiedenen Meinungen, Ideen, Sichtweisen und müssen sie verstehen wollen und uns eindenken. Das bedingt, das wir zuhören.

Auch die Haltung im akuten Gespräch ist eine erforschende, verstehen wollende und keine Mein-Standpunkt-ist-die-einzig-Wahre-Haltung. Die Gesprächsbeteiligten sitzen zusammen, um gemeinsam einen Sachverhalt betrachten, beleuchten und ebenso gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Das beginnt mit Neugier auf die Sichtweisen der anderen, Offenheit für verschiedene Meinungen, Lust, die eigene Wahrheit infrage zu stellen und es beginnt mit Zuhören.

8 Fehler in der Kommunikation
Diese Kommunikationsfehler sollten Sie vermeiden
Was Sie in Gesprächen und Debatten tunlichst unterlassen sollten, um Fehlinformationen, Konflikte und Imageschäden zu vermeiden.
Fachchinesisch benutzen
Mit technischem Fachjargon um sich zu werfen, ist der größte Fehler, den IT-Verantwortliche in Gesprächen mit Nicht-IT'lern machen können. Viele Experten können nicht richtig einschätzen, wie tief das eigene Fachwissen geht und wo im Gegenzug das Fachwissen des Gegenübers endet. Hier kann es schnell zu Missverständnissen und Kommunikationsstörungen kommen.
Technische Probleme beklagen
Wer in der Team- oder Vorstandssitzung über technische Probleme im Rechenzentrum oder anderen Unternehmensstellen klagt, darf sich nicht wundern, wenn diese Beschwerden Irritation und Unsicherheit auslösen. Kollegen, die nicht mit den beschriebenen Interna vertraut sind, verstehen in einem solchen Fall oft nur "Der hat massive Probleme, die er nicht in den Griff bekommt." Natürlich müssen IT-Probleme auch im großen Kreis thematisiert werden dürfen, das jedoch besser in einer sachlichen Art und Weise, die jeder verstehen und nachvollziehen kann.
Wie ein Verkäufer reden
Manager, die bislang mit einem Business-Hintergrund tätig waren, und IT-Führungspositionen übernehmen, sprechen ihre neuen Untergebenen in einem aufgeblasenen Ton an und wirken dabei häufig wie Verkäufer, die die neueste Kollektion heiße Luft präsentieren.
Keine Fragen stellen
Gute CIOs stellen sinnvolle Fragen und hören auf die Antworten. So gelangen oft neue Aspekte in die Diskussion. Dazu werden die Kollegen eingebunden und die Beziehung zwischen Manager und Team gestärkt. Warum viele IT-Verantwortliche anders vorgehen? Sie haben (meist unbegründet) Angst, als unwissend und inkompetent dazustehen.
Niemanden einbinden
Gut ausgebildete CIOs sind überzeugt von ihren eigenen Ideen, welche Techniken sich wie am besten implementieren lassen. Viele vergessen darüber jedoch, dass auch die gesamte IT-Abteilung und der Vorstand womöglich noch eigene Ideen haben. Wenn CIOs ihre eigenen Vorstellungen ohne Rückfrage durchdrücken, verärgern sie deshalb viele Kollegen - selbst, wenn es die beste und richtige Wahl war.
Ängste schüren
Wenn der Vorstand überzeugt werden muss, das IT-Budget aufzustocken, diese oder jene Anschaffung oder Migration vorzunehmen, neigen manche CIOs dazu, in ihrer Argumentation zu übertreiben oder zu simplifizieren. Wenn neue Server angeschafft werden sollen, hört sich das dann so an: "Wenn wir bis kommende Woche nicht zehn neue Server im Schrank stehen haben, bricht der ganze Laden zusammen!"
Den Wertbeitrag nicht herausstellen
Viele CIOs betonen, wie wichtig die Unternehmens-IT ist. Die Vorstände verstehen aber häufig nicht, was die IT konkret zum unternehmerischen Erfolg beiträgt. Deshalb sollten IT-Verantwortliche in Präsentationen und Diskussionen immer noch einen Schritt weitergehen, als nur in den eigenen Grenzen zu argumentieren.
Mit PowerPoint einschläfern
Zu viele Folien, zu viele Nichtigkeiten. Effiziente Präsentationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auf die wichtigsten Infos konzentrieren, die das zuhörende Publikum direkt betreffen. Im besten Fall kann gänzlich auf PowerPoint verzichtet werden - gute Präsentationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie von selbst im Gedächtnis haften bleiben und nicht durch eine Armada von Aufzählungspunkten.

Das Zuhören trainieren

Leichter gesagt, als getan? Nein, es bedarf lediglich ein wenig Training und dem Willen dazu, wirklich zuzuhören.

Sie werden feststellen, dass Gespräche stressfreier und konstruktiver werden, wenn Zuhören und nicht das Senden eigener Überzeugungen die Kommunikationsbasis ist. Denn dann ist es möglich, sich gegenseitig zu verstehen und gemeinsam etwas Neues zu erarbeiten. Das nennt sich Zusammenarbeit und kann viel Spaß machen. Probieren Sie es aus.