Situation auf dem Homecomputer-Markt spitzt sich zu:

Herstellern steht Preiskrieg ins Haus

16.03.1984

NEW YORK/MÜNCHEN (kul) - Die Anzeichen dafür, daß in diesem Jahr bei den anspruchsvolleren Homecomputern und preisgünstigen Personal Computern ein Preiskrieg bevorsteht, verstärken sich. Mußten viele Anbieter 1983 Rückschläge einstecken, so stehen die Zeichen jetzt auf Sturm, meldet die Nachrichtenagentur UPI.

Ungeachtet solch düsterer Prognosen engagieren sich immer mehr Anbieter auf diesem heißumkämpften Markt. Folglich wird auch die Angebotspalette zunehmend breiter. So wartet beispielsweise Coleco neuerdings mit dem mit viel Vorschußlorbeeren bedachten "Adam" auf (Preis: 600 Dollar), bekam aber wegen Herstellungsmängeln sofort Probleme. Big Blue baut auf die Reputation des Namens IBM, um den "PCjr" zum Marktrenner zu machen.

Am unteren Ende der Skala rangiert mit einem Preis von 200 bis 250 Dollar der "Commodore 64", der im letzten Jahr mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Informationen der deutschen Commodore GmbH zufolge geht es inzwischen jedoch wieder aufwärts. Sogar nach dem großen Weihnachtsgeschäft, einer Zeit, in der immer mit Rückgängen zu rechnen sei, mußte der Hersteller eigenen Angaben zufolge keine Einbußen hinnehmen. Optimistisch steht man hier auch dem für 1984 zu erwartenden Geschäftsverlauf gegenüber.

Nach Ansicht der Vereinigten Wirtschaftsdienste GmbH (VWD) konnte der "Commodore 64" schon deshalb zu einem Kassenschlager werden, weil er durch ein erweitertes Angebot an Zubehör fast soviel kann wie der Adam . Dieser Konkurrenzsituation versuchen natürlich auch andere Hersteller Rechnung zu tragen, indem sie ihr Produktspektrum ausweiten und aktualisieren.

Ein solches Kopf-an-Kopf-Rennen der Wettbewerber könnte einen neuen Preiskrieg in diesem Bereich zu einem Zeitpunkt signalisieren, an dem laut Bill Meserve, Elektronikanalytiker bei Arthur D. Little, am unteren Ende der Preisskala ,"der Wunsch zum Überleben erwacht ist". Seiner Ansicht nach wird es "eine Schlacht" geben, zu der sich die Armeen bereits formieren.

"Vor zwölf Monaten", so Meserve, "lebten die Hersteller von Home- und Personal Computern in absoluter Phantasie." 1982 sei gut verlaufen, und niemand habe mit einem Ende dieses Trends gerechnet. Meserve weiter: "Zwischen damals und heute haben sie Phantasie mit Verzweiflung und hohen Verlusten vertauscht".

Der Absatz nahm zwar weiter zu, aber die Gewinne sanken, sagt Meserve. Damit vertritt er eine Meinung, die zumindest die Vertreter der deutschen Commodore-Niederlassung nicht teilen. Ihren Angaben zufolge wird der Aufwärtstrend zumindest bei Commodore anhalten. Mit einem Abflauen der Home- und Personal-Computer-Euphorie sei nicht zu rechnen. VWD prognostiziert demgegenüber, auch wenn Computer immer noch auf der Zukunftswelle schwämmen, sei die Zeit der "leichten Gewinne", vorüber.