IBM und Hewlett-Packard

Hersteller hoffen auf Nehalem-Server

31.03.2009 von Martin Bayer
Mit Intels neuer Xeon-Plattform wollen Server-Hersteller wie Hewlett-Packard und IBM ihre Geschäfte wieder ankurbeln. Die Leistungsdaten der Nehalem-Prozessoren klingen jedenfalls viel versprechend.

Intel hat bei seiner neuen Xeon-5500-Generation, die unter dem Codenamen Nehalem entwickelt wurde, die Systemarchitektur komplett umgebaut. Lief bei den bisherigen Xeon-Prozessoren die Kommunikation zwischen CPU und Speicher über den Chipsatz, integrieren die Nehalem-Prozessoren eigene Speicher-Controller, über die sich drei DDR-3-Kanäle ansteuern lassen. Außerdem gibt es separate "Quick-Path"-Schnittstellen, über die die CPUs untereinander und mit dem Chipsatz Daten austauschen.

Mit dieser Technik hat Intel Probleme wie lange Antwortzeiten und beschränkte Bandbreiten aus der Welt geschafft. Erste Tests der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation Tecchannel bescheinigen dem Nehalem gegenüber der vorherigen Xeon-Generation und der konkurrierenden Opteron-Architektur von AMD eine teilweise doppelt so hohe Leistung. Auch in Sachen Energieeffizienz schlagen die neue Xeon-CPUs die Konkurrenz deutlich: In der Kategorie Performance pro Watt beträgt der Vorsprung zwischen 50 und 100 Prozent.

Hersteller starten mit Nehalem-Servern durch

Intels neue Technik hat die Server-Hersteller offenbar überzeugt. Bereits zum Start der überarbeiteten Xeon-Generation kommt eine regelrechte Flut neuer Rechner auf den Markt. Beispielsweise bietet Hewlett-Packard mit der "ProLiant-G6"-Baureihe eine neue Server-Generation auf Nehalem-Basis. Mit elf neuen Servern sei der Launch der neuen ProLiant-Generation HPs bislang größte Produkteinführung im Server-Bereich, hieß es. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen verfügen die neuen Systeme HP zufolge über die doppelte Rechenleistung, verbrauchen aber nur halb so viel Energie.

Hewlett-Packard bringt zum Nehalem-Start elf neue Server auf den Markt - nach eigenen Angaben der umfangreichste Launch der eigenen Server-Historie.

HPs Generation 6 der ProLiant Server arbeitet mit Intel-Xeon-5500-Prozessoren. Dazu zählen die Rack-Modelle "DL380", "DL370", "DL360", "DL180" und "DL160" sowie die Bladesysteme "BL 490c", "BL 460c" und "BL 280c". Darüber hinaus bietet der Hersteller seinen Kunden die neuen Proliant-Tower-Rechner "ML370", "ML350" und "ML150". Die meisten der neuen ProLiant-Server sind HP zufolge ab sofort weltweit verfügbar. Die Modelle BL490c und BL280c werden in den kommenden Wochen auf den Markt kommen. Je nach Ausstattung müssen die Kunden zwischen 880 und 2790 Euro für die Rechner auf den Tisch legen.

Neben Intels überarbeiteten Xeon-Prozessoren integriert HP einer Reihe neuer eigener Techniken in die Systeme. Mit der Funktion "Sea of Sensors" baut der Hersteller 32 intelligente Sensoren in die Server ein. Diese sollen die Wärmeentwicklung in den Systemen überwachen. Außerdem lässt sich damit die Kühlung optimieren, indem Systemkomponenten wie Lüfter, Arbeitsspeicher und Input/Output-Verarbeitung reguliert werden. Mit Hilfe von "Common Power Slot-Design" sollen Anwender Energieverschwendung verhindern können. Dafür stehen vier Netzteile zur Verfügung, um den Stromverbrauch an die jeweilige Auslastung der Server anpassen zu können. Darüber hinaus erlaubt "Dynamic Power Capping", die Energie- und Kühlungsressourcen für jeden Server zu bestimmen und zu begrenzen. Die Rechner erhalten damit nur so viel Strom, wie sie tatsächlich benötigen.

Kunden sollen Energie und Kosten sparen

Auch IBM verspricht seinen Kunden mit den neuen Nehalem-Systemen eine verbesserte Energieeffizienz, umfangreichere Management-Optionen und damit Kosteneinsparungen. Beispielsweise bieten die Zwei-Sockel-Enterprise-Rack-Server "System x3550 M2" und "x3650 M2" laut Hersteller ein thermal optimiertes Design, neue Spannungsregler und eine höhere Integration auf dem Board. Damit lasse sich die Energieverteilung vereinfachen und Energieverluste reduzieren. Die IBM-Verantwortlichen stellen eine Energieeffizienz von über 92 Prozent und eine Verringerung des Stromverbrauchs um bis zu 60 Prozent in Aussicht, wenn das System nicht benötigt wird, und bis zu 25 Prozent bei voller Auslastung. Bis zu 100 Dollar pro Server und Jahr könnten die Anwender so einsparen.

IBM verspricht mit dem BladeCenter HS22 Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent.

Als Nachfolger des "HS21" und "HS21 XM" hat IBM das "BladeCenter HS22" vorgestellt. Das Zwei-Sockel-System bietet eine Hauptspeicherkapazität von bis zu 96 GB. Das Potenzial, Energie einzusparen, beziffert IBM bei diesem System auf zehn bis 30 Prozent. Darüber hinaus ist der Blade-Rechner Herstellerangaben zufolge rückwärtskompatibel mit dem IBM-Standard-BladeCenter-Chassis. Für Rechenzentren, die mit ihrem Platz haushalten müssen, offeriert IBM das "System x iDataPlex dx360 M2" an. Der Rechner soll laut Hersteller eine um bis zu 50 Prozent höhere Leistungsdichte als Standard-1U-Server bieten. Der Rechner eigne sich auch für das High-Performance-Computing-Umfeld (HPC).

Wie HP integriert auch IBM Zusatzfunktionen für ein effizienteres Management der Systeme. Beispielsweise erlaube das "Integrated Management Module" (IMM) verschiedene Diagnosefunktionen und biete darüber hinaus den Anwendern die Möglichkeit, die Systeme fernzusteuern. Damit ließen sich die Server von überall aus managen und überwachen. Probleme könnten im Vorfeld erkannt beziehungsweise behoben werden. Mit Version 6.1 von "IBM Systems Director" erhielten die Kunden darüber hinaus Energiemonitore, eine Web-basierte Bedienerschnittstelle sowie integrierte Tutorials und Wizards. Damit könnten die Anwender physische und virtuelle Ressourcen im Rechenzentrum effizienter steuern. Mit dem Tool lassen sich IBM zufolge auch andere Plattformen sowie Systeme von Fremdherstellern verwalten.

Die HS22-Modelle sind bereits verfügbar, die Modelle x3550 M2 und x3650 M2 kommen ab 30. April auf den Markt. Die Listenpreise ohne Mehrwertsteuer hängen vom jeweiligen Modell ab und beginnen bei den HS22-Modellen ab 2010 Euro, bei der x3550-M2-Reihe ab 2230 Euro und bei den x3650-M2-Systemen ab 2260 Euro.

Hersteller müssen Server-Geschäfte ankurbeln

Die Anwender kaufen weniger Server. Alle führenden Hersteller beklagen rückläufige Umsätze.
Foto: Gartner

Neben HP und IBM haben eine Reihe weiterer Hersteller Nehalem-basierte Server-Modelle angekündigt beziehungsweise bereits auf den Markt gebracht. Dazu zählen beispielsweise Dell und Fujitsu. Alle Anbieter betonen durch die Bank die höhere Leistung sowie die verbesserte Energieeffizienz der neuen Intel-Plattform. Zurzeit brauchen die Hersteller allerdings auch handfeste Argumente wie zum Beispiel die Möglichkeit, Kosten einzusparen, um die Kunden in Krisenzeiten vom Kauf neuer Server zu überzeugen. Die Kunden achteten heutzutage besonders darauf, wie sich Investitionen in neue Server amortisierten, sagte Christine Reischl, Senior Vice President für den Bereich Industry Standard Server bei HP, anlässlich der Präsentation der neuen Systeme. Zuletzt waren Absatz- und Umsatzzahlen aller Top-Hersteller im weltweiten Server-Markt deutlich eingebrochen.