Größer, langsamer, leistungsfähiger: Nokia Nseries PC Suite 2.0

17.09.2007
Man mag über die Bezeichnung denken wie man will: Multimedia Computer ist für manchen eine bessere Bezeichnung für ein Nseries-Handy aus Finnland als das simple Wort "Smartphone". Wer die Leistungsmerkmale seines mobilen Endgeräts ernsthaft ausschöpfen möchte, greift dafür auf geeignete PC-Software zurück. Die erste Betaversion der hauseigenen Lösung PC Suite for Nseries 2.0 stellt Nokia jetzt als schwergewichtigen Download ins Netz.

Wer ein Nseries-Handy von Nokia hat, weiß, dass man als ernsthafter Nutzer aller Multimedia-Funktionen auch einen PC mit installierter PC Suite benötigt. Bei nahezu jedem neuen Modell der Nseries feilt der Hersteller auch an der Software für den heimischen Desktop, die gegenüber der "normalen" PC Suite noch etwas mehr Komfort und Leistungsumfang verspricht. Am Wochenende gaben die finnischen Entwickler ihre erste Beta-Version der Nseries PC Suite 2.0 frei, die aber bei keinem bislang befragten Tester Begeisterungsstürme hervorrief.

Grund dafür: alleine der Download der Software, die in erster Linie als Schnittstelle zu Medieninhalten zwischen Telefon und PC vermitteln soll, wiegt stattliche 350 Megabyte! Nokia geht offensichtlich davon aus, dass man als Käufer eines Highend-Geräts auch über eine Highspeed-Verbindung verfügt. Entpackt benötigt die Software 450MB auf der Festplatte. Zweites Manko: auf einem gängigen Rechner am Rande seiner Halbwertszeit genehmigt sich die Nseries PC Suite 2.0 einen unzumutbaren Teil der Systemressourcen - und bremst damit insbesondere Einzelkern-PCs aus. Über alledem sollte man allerdings nicht vergessen, dass eine Beta-Version sich längst nicht so verhalten muss wie ein finales Produkt und dass ein so großer Build möglicherweise auch noch Debug-Informationen beinhalten könnte.

Insbesondere amerikanische Kollegen sparen nicht mit Kritik: so bemängelt Symbian Guru die fehlende Stabilität - die bislang eigentlich nie ein Sorgenkind von Nokias Software gewesen war. Steve Litchfield von AllAboutSymbian.com sucht das Übel (nicht zu Unrecht) an der Wurzel: "Wer auch immer entschieden hat, die neue PC Suite auf Microsofts .NET-Plattform zu schreiben, sollte im nächstgelegenen See versenkt werden!". Grund genug für uns, die Probe aufs Exempel zu machen.

Tatsächlich war es in unserem Fall unter Windows Vista nicht möglich, die aktuelle Download-Version der Beta auszuführen. Auf einige Unterprogramme der Suite kann man aber zugreifen, indem man sie direkt in ihrem Programmordner startet. Komplett überarbeitet hat Nokia augenscheinlich die Bildverwaltung "Nokia Photo", die jetzt im aufgeräumten Timeline-Look das halbherzige Lifeblog-Projekt ersetzen darf. Nokia Photo ist in der Lage, RSS-Feeds anderer Foto-Blogger zu importieren und eigene Fotos übers ATOM-Protokoll an unterstützte Blog-Systeme zu versenden. Ein Klick auf ein vom Handy oder PC importiertes Bild-Thumbnail genügt, um ihm Meta-Informationen und Tags hinzufügen zu können - stets mit animierten Oberflächeneffekten und hinreichend intuitiv. Dass alleine die Bildverwaltung 65 Megabyte Hauptspeicher belegt, dürfte tatsächlich der selbstgemachten .NET-Nutzeroberfläche zu schulden sein, denn einzigartige Funktionen gegenüber anderen Asset-Managementsystemen, die den Speicherhunger rechtfertigen könnten, sucht man in Nokia Photo vergeblich.

Einem Ziel der Web-Initiative Ovi kommt Nokia mit der Nseries-Anwendung Download! näher, die sich in der Beta-Version in einem großzügigen, dynamischeren und bunteren Gewand präsentiert. Hier findet man Applikationen und Updates, mit denen man sein Endgerät mit neuen Funktionen bereichern kann. Der im Rahmen des Ovi-Events GoPlay angekündigte Music Manager mit angeschlossenem Shopsystem ist dagegen noch nicht Bestandteil der Suite. Die vielen kleinen Helfer, die Nokia-Handys bei PC-Nutzern so beliebt machen, sind aber nach wie vor dabei: ein Application Installer hilft bei der (De-)Installation von Symbian- und Java-Anwendungen, der Content Copier steht für die Sicherung bzw. Übertragung von persönlichen Daten zwischen mehreren Telefonen als Backup and Restore-Lösung zur Verfügung. Über One Touch Access soll man ein Notebook intuitiver als je zuvor unterwegs mit einem Handy zur Modemnutzung koppeln können.

Wer noch ein wenig tiefer in den Ordnern wühlt, findet weitere Funktionen in den Bibliotheksnamen: die Nseries PC Suite 2.0 wird allem Anschein nach vollständig zur in Vista verdrahteten PIM-Funktionalität und zu Outlook bzw. Lotus Notes kompatibel sein. Mehrere Connection Wizards sorgen dafür, dass man sich keine Sorgen mehr darum machen muss, wie man sein Smartphone mit dem PC koppelt. Mit Hilfe des Nokia Map Loaders lässt sich die Nseries-Anwendung Nokia Maps um Kartenmaterial erweitern, für die Integration des neuen Music Shops findet man bereits Logos im Installationsordner. Zum Online-Austausch von Dateien wird man in der Nseries PC Suite direkt auf die von Nokia akquirierte Anwendung Twango zugreifen können.

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