Google überarbeitet sein Mittelstandspaket

31.10.2006
Die "Google Apps for Your Domain" sind nun auch auf Deutsch verfügbar, und vielleicht nicht mehr lange kostenlos erhältlich.

Mit den Google Apps for Your Domain bietet der Suchmaschinenprimus seit kurzem einen kostenlosen, selbstgehosteten Dienst, der Unternehmen und Organisationen Tools für E-Mail, Kalender und Chat bereitstellt. Das Unternehmen wirbt damit, dass Anwender diese Tools nach eigenen Wünschen anpassen können und zugleich die Kosten für Installation und Wartung von Hard- und Software entfallen. Manche Marktbeobachter wollen in diesem Dienst eine Konkurrenz zu Microsofts in Kürze in den USA an den Start gehenden, aber funktional umfassenderen Web-Dienst "Office Live" sehen. So bietet dieser kleinen Firmen neben der E-Mail-Verwaltung beispielsweise Tools für die Verwaltung von Kundendaten sowei eine Integration in die klassischen Office-Anwendungen wie Outlook, Excel oder Word. (siehe auch "Google attackiert Microsoft frontal").

Beim Google-Angebot fehlen bisher beispielsweise eine Textverarbeitung, ein Excel-Pendant sowie lokalisierte Versionen. Während eine Integration des zugekauften Dienstes Writely und der "Google Spreadsheets" ,die mittlerweile zum Service "Docs & Spreadsheets" vereint wurden, auch mit dem aktuellen Release auf sich warten lässt, ist Google nun das Sprachenproblem angegangen. Künftig ist Google Apps for Your Domain auch in Deutsch verfügbar, und zwar sowohl für Endbenutzer als auch für Administratoren, erklärte Dave Girouard, VP and General Manager, Google Enterprise, in einer Telefonkonferenz. Zudem will das Unternehmen im Laufe der Zeit weitere Versionen anbieten, die auf die Anforderungen verschiedener Unternehmens- und Organisationsformen abgestimmt sein sollen- von Familien-Websites und Communities bis hin zu Arbeitsgruppen und kleinen Unternehmen bis zu Universitäten, Großunternehmen und Internetdienstanbietern.

Google Apps for Your Domain umfasst derzeit die Dienste Gmail, Google Talk, Google Calendar und das Desing-Tool "Google Page Creator". Domain-Administratoren können eine Web-basierende Steuerungskonsole verwenden, um die Liste ihrer Benutzerkonten zu verwalten, Pseudonyme und Verteilerlisten einzurichten und um die Dienste zu aktivieren, die sie für ihre Domain benötigen. Endbenutzer mit Konten, die von einem Administrator eingerichtet worden sind, greifen über eine kundenspezifisch angepasste Anmeldeseite auf die Dienste zu. Die Dienste lassen sich laut Google bei wachsende Benutzerzahlen und Speicherbedarf anpassen.

Die Betaversion von Google Apps for Your Domain steht derzeit als "Standard Edition" zur Verfügung. Sie ist kostenlos für Domain-Administratoren oder Endbenutzer und bietet unter anderen zwei Gigabyte E-Mail-Speicher für jeden Benutzer, Tools für eine kundenspezifische Anpassung sowie Hilfe für Administratoren per E-Mail oder über ein Online-Hilfecenter. Laut Girouard verwalte man schon zwei Monate nach dem Start zehntausende Domänen, über 100 000 aktive User und konnte über 100 Universitäten gewinnen. Zugleich antwortete der Manager ausweichend auf die Frage, ob man das Angebot mit "Live Office" vergleichen könne. Er sehe eher eine Koexistenz der Angebote als eine direkte Konkurrenz. Die Mehrheit der Benutzer werde auch weiterhin Microsoft Office einsetzen. Es mache aber Sinn, Alternativen für bestimmte Anwendungsszenarien anzubieten.

Unternehmen, die sich zum Betatest anmelden, müssen laut Google weder jetzt noch später für die Benutzer bezahlen, die in diesem Zeitraum aufgenommen werden - "vorausgesetzt, dass Google den Dienst weiterhin anbietet", hieß es sybillinisch in einer Pressemeldung. Tatsächlich plant Google zum Jahresende eine kostenpflichtige "Enterprise Edition" für größere Unternehmen, die sich "an Organisationen mit weitergehenden Anforderungen" orientiert. Laut Manager Girouard soll dann beispielsweise der Dienst Google Docs & Spreadsheets hinzukommen sowie eine umfassendere Administration für größere Nutzergruppen möglich sein. Anwendungen für CRM hingegen seien nicht angedacht. Anders als die künftig Werbefinanzierte Standard Edition (etwa in Gmail) soll die Enterprise Edition sich allein über Mietgebühren finanzieren. Weitere Informationen, einschließlich Preisangaben, sollen bald verfügbar sein. Damit verfolgt das Unternehmen eine zu Microsoft Office Live vergleichbare Taktik. Auch das Angebot der Redmonder ist während der Betaphase frei nutzbar. Danach sollen zumindest für die umfangreicheren Versionen "Office Live Collaboration" und "Office Live Essentials" monatliche Gebühren anfallen. (as)