Google Drive - die Reaktionen der Konkurrenz

Google Drive versetzt den Markt in Aufruhr

26.04.2012 von Matthias Sternkopf
Google hat seinen Online-Speicher- und Kollaborationsdienst Drive gelauncht. Zwar gibt sich die Konkurrenz demonstrativ unbeeindruckt, doch ihre teilweise überhastet wirkenden Reaktionen sprechen eine andere Sprache: Google Drive wird von der Branche ernst genommen.

Den Anfang machte der um seine Dominanz fürchtende Speicherdienst Dropbox. Seit Monaten von den Nutzern gefordert ist es laut einem Blogeintrag nun möglich, für dort abgelegte Dateien einen öffentlichen http-Link zu erstellen. Über diesen Link kann anschließend die Datei von beliebigen Nutzern herunter geladen werden – vorher ging dies nur, wenn der andere Nutzer auch ein Dropbox-Konto hat. Auch nett: Dateien können nun endlich im Browser betrachtet werden ohne vorher umständlich herunter geladen werden zu müssen.

Foto: Google

Dies sind zwei absolute Kern-Features, die von der Dropbox-Community bereits seit langer Zeit gefordert wurden. Der Speicherdienst passte den Moment der Pressemitteilung perfekt mit dem Launch von Google Drive ab – denn die angeblich so neuen Features funktionierten bereits seit Monaten als Beta tatellos.

Auch der in den letzten Monaten von Microsoft etwas stiefmütterlich behandelte Mitkonkurrent SkyDrive berichtet pünktlich von Neuerungen. So gibt es jetzt Clients für Windows- und Mac-Rechner. Auch wurden die entsprechenden Apps aktualisiert und ein neues Abo-Modell vorgestellt.

Box: Drag and Drop
Der Komfort der Browseranwendung kann es mit den Desktop-Clients der Konkurrenz aufnehmen. Der Upload von Dateien funktioniert per Drag and Drop.
Box: Suche
Die Suchfunktion von Box ist eine Stärke. Inhalte von Dokumenten durchforstet sie aber leider nur nach einem Upgrade.
Box: Vergleich
Vorbildlich: Box zeigt in einer Vergleichstabelle ausführlich die Features der verschiedenen Preismodelle.
DriveOnWeb: Firmenkunden
Auf der Homepage verstärken Referenzkunden wie Telekom, Bertelsmann und Philips den vertrauenswürdigen und professionellen Eindruck.
DriveOnWeb: Oberfläche
Die Oberfläche und Ordnerbenennung bei DriveOnWeb ähneln stark Windows.
DriveOnWeb: Storage Bucks
Die Gebühren bei DriveOnWeb sind nur schwer bis gar nicht zu durchblicken.
Dropbox
Mit den vorbenannten Standardordnern und dem sowohl optisch wie auch bedientechnisch dem Betriebssystem angepassten Konzept wird das Herumschieben von Daten auf der Online-Platte so normal wie auf der lokalen HDD.
Dropbox: Tour
Hübsche Zeichentrickfiguren machen bei der Dropbox-Tour Technik für jeden anschaulich und begreifbar.
Dropbox: Browser
Standardordner machen die Bedienung bei Dropbox leicht verständlich.
HiDrive: Android
Auf iPhone, iPad, WindowsPhone und Android-Smartphone bietet die kostenlose HiDrive-App Zugriff auf die gespeicherten Dateien.
HiDrive: Gratisversion
Für den unverbindlichen Test - oder dauerhaftes Gratis-Nutzen - gibt es alternativ noch die Free-Version (free-hidrive.com), die fünf Gigabyte kostenlosen Online-Speicher samt unkomplizierter Anmeldung bietet.
HiDrive: Browser
Im Webbrowser erinnert die Oberfläche von HiDrive an eine NAS-Netzwerkfestplatte.
iCloud: Interface
iCloud packt die wichtigste Mac-Software wie iCal für Terminverwaltung komplett und so gut wie auf dem Desktop.
iCloud: Systemsteuerung Windows
Nicht nur etwas für Macs: Windows-User können sich mit der Gratis-Systemsteuerung die wichtigsten iCloud-Funktionen auch auf den PC holen.
Mozy: Browser
Im Browser sind nur die angemeldeten Rechner zu sehen. Die Datenwiederherstellung lässt sich leicht starten.
Mozy: System
Mozy kümmert sich fast vollautomatisch um die Datensicherung und läuft unauffällig, aber immer, im Hintergrund.
Mozyhome: Optionen
Mit Mozyhome stellt Mozy noch einen dezidierteren Online-Speicher für die private Foto- und Videosammlung bereit.
Mozyhome: Sicherung
Hier lassen sich private Erinnerungen schnell aufbewahren.
OpenDrive: Browser
Die Browseroberfläche bei OpenDrive ist passabel, teils jedoch unnötig unkomfortabel.
OpenDrive: Desktop
Der Desktop-Zugriff ist zwar bequem per Gratis-Software möglich, doch der gedrosselte Betrieb im Basic-Account wird spürbar.
SkyDrive: Interface
Die Oberfläche im Browser erinnert – klar - an Windows.
SkyDrive: Profil
Das SkyDrive-Profil lässt sich mit Social-Media-Diensten verbinden.
SkyDrive: Web Apps
Mit den Office Web Apps lassen sich neue Dokumente online erstellen und bearbeiten.
Wuala: Erweitern
Mehr Speicher einkaufen läuft bei Wuala transparent und schnell.
Wuala: Sync
Die Wuala-Software wirkt (wie die Titelleiste auch zugibt) wie eine Beta-Version, die noch Feinschliff braucht. Der Bedienkomfort ist aber in Ordnung.

Das Start-Up Doctape aus Hannover verkünden stolz: "Wir haben Google Drive erfunden!" Damit spielen sie auf ihre Prognose aus dem Jahr 2010 an. Damals haben sie angeblich die Grundlage ihres Online-Speicherkonzepts entworfen welche jetzt von Google kopiert wurd. Aber auch Doctape blieben von Google Drive nicht völlig unbeeindruckt. Statt der vorerst geplanten 2,5 GB kostenlosen Onlinespeicher sollen es nun sieben GB gratis sein - das sind zwei GB mehr als bei Google Drive.

Auch Nutzer der Konkurrenzprodukte profitieren von Google Drive

Jeder Konkurrent versucht seine Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Internetgiganten Google heraus zu stellen. Wuala trifft hier den Nagel auf den Kopf. Sie werben damit, alle Nutzerdaten clientseitig zu verschlüsseln. Damit hat ausschließlich der Nutzer selbst Zugang zu den in der Cloud abgelegten Daten. Ein Feature, welches Google niemals kopieren wird. Schließlich verdient Google mit der Auswertung von Nutzerdaten und der daraufhin personalisiert ausgelieferten Werbung sein Geld.

Wer also zum Beispiel unternehmenskritische Daten bei Google Drive speichern will, sollte sich lieber mit einem kostenlosen Programm eine sichere Verschlüsselung nachrüsten - zum Beispiel mit Truecrypt. Trotz dem Verschlüsselungsvorteil gegenüber Google Drive reagiert auch Wuala auf den neuen Player und erhöht seinen kostenlosen Speicher von drei auf fünf GB.

Ob Google Drive ein ähnlicher Erfolg bevor steht wie Dropbox, ist im Moment schwer zu sagen. Doch auch wenn Drive floppt, haben Nutzer anderer Speicherdienste schon jetzt Vorteile: Die Drive-Konkurrenten bohren fleißig Funktionen auf und erweitern ihren Gratis-Speicher.

Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Ähnliches bewirkte Google schon einmal mit Google+. Das soziale Netzwerk hat zwar seine treuen Anhänger, doch nicht annähernd so viele Mitglieder wie Facebook. Dennoch profitierten gerade Facebook-Nutzer von der Veröffentlichung von Google+. Denn die nutzerfreundlichen Privatsphäreeinstellungen in Google+ nötigen Facebook ihre eigenen zu überarbeiten und sogar neue Features wie Facebook-Video-Chat einzuführen.

Neben den oben genannten hat Google Drive jedoch noch einige weitere interessante Konkurrenten. Lesen Sie in unserem Online-Festplattentest, welcher der Beste ist.