Enterprise Mobility Management

Good Technology will an die Börse

15.05.2014 von Manfred Bremmer
Mit Good Technology schmiedet nun einer der letzten unabhängigen großen Spezialisten für Enterprise Mobility Management (EMM) Börsenpläne. Die Company beabsichtigt, an der Technologiebörse Nasdaq 100 Millionen Dollar einzusammeln.
Good Technology
Foto: Good Technology

Es ist kein Geheimnis, dass der Markt für Mobile Device Management - oder in Anbetracht der verschiedenen Spielarten davon (MAM, MIM, MCM...) besser Enterprise Mobility Management (EMM) - zunehmend reift: Mit Zenprise (Citrix), Fiberlink (IBM) und AirWatch (VMware) sind in jüngster Zeit bereits drei wichtige Anbieter von größeren IT-Firmen übernommen wurden. Die verbleibenden unabhängigen Player der ersten Reihe suchen nach einem Käufer oder wollen - wie nun die Venture-Capital-finanzierte Firma Good Technology - an die Börse gehen. Wie die Company aus Sunnyvale, Kalifornien, erklärte, will sie sich durch den Verkauf von Aktien (mindestens) 100 Millionen Dollar beschaffen, das Geld soll dabei als Betriebskapital und für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet werden.

Mit dem bei der Nasdaq eingereichten Börsenprospekt bekommt man nun deutlich mehr Einblicke in die Geschäfte des EMM-Spezialisten. So steigerte Good im vergangenen Jahr die Einnahmen um 38 Prozent auf rund 160 Millionen Dollar. Parallel dazu kletterte allerdings auch der Nettoverlust von 90 Millionen in 2012 auf 118 Millionen Dollar. Gleichzeitig erfährt man aus dem Börsenprospekt der von Christy Wyatt geführten Company auch mehr über die finanziellen Details der im Frühjahr erfolgten Boxtone-Übernahme - der Kauf des auf Mobile Service Management spezialisierten Anbieters wird mit 77 Millionen Dollar in Aktien bewertet.

Good hat nach eigenen Angaben zwischen April 2013 und März 2014 eine weitere Finanzierungsrunde über 66 Millionen Dollar abgeschlossen. Gemessen an den Beteiligungen der Investoren wird die Company dabei mit rund 800 Millionen Dollar bewertet - es ist denkbar, dass Good mit dem IPO einen Gesamtwert von rund einer Milliarde Dollar anstrebt. Zum Vergleich: VMware zahlte für den Good-Rivalen Airwatch insgesamt rund 1,54 Milliarden Dollar.

MDM Gartner
Gartners Magic Quadrant
18 Lösungen für Mobile Device Management (MDM) hat Gartner in seine diesjährige Magic Quadrant-Studie aufgenommen. Unsere Bilderstrecke zeigt, wo die Analysten die Anbieter einstufen und wie sie ihre Stärken und Schwächen eingeschätzen.
Marktführer: Citrix
<b>Stärken: </b>Gartner streicht das starke und breite Angebot in allen wichtigen MDM-Gebieten und die integrierten Produkt-Lösungen heraus. Zudem sei Citrix einer der wenigen Anbieter, die sichere Container für Smartphones, Tablets, Macs und PCs anbieten. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Cloud kommt zuerst, On-Premise hinkt hinterher. Kleine und mittlere Firmen stehen nicht im Fokus, der Support für von Mitarbeitern mitgebrachte Consumer-IT ist ausbaufähig. Zudem gibt es XenMobile nur als alleinstehende MDM-Lösung oder als Teil einer ganzen Suite unter anderem im Paket mit MAM. Eine Zusammenstellung nach Wahl ist nicht möglich.
Marktführer: SAP
<b>Stärken: </b>Die Walldorfer Stärken sind vielfältig. Sie reichen laut Gartner von der langfristigen Mobility-Roadmap über die umfassende app-neutrale mobile Container-Strategie bis hin zum umfangreichen Netzwerk an Partnern weltweit. Afaria ist zudem über lange Zeit gereift. Synergien durch Integration mit SAP BusinessObjects oder SAP Hana erscheinen vielversprechend. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Das Kernproblem ist, dass Afaria bisher vorwiegend als ein Element eines SAP-Systems zu haben ist. Gartner erwartet, dass SAP das Tool künftig stärker als Stand-Alone-Lösung vermarkten wird - auf Cloud-Basis und mit niedrigen Per-Device-Tarifen, um Zugangsschranken abzubauen.
Visionär: Symantec
<b>Stärken: </b>Gartner konzediert ein breites integriertes MDM-Angebot, das alle kritischen Komponenten von MDM unterstützt. Hinzu kommen ein großes App-Angebot und integrierte Security-Features wie mobiler Schutz vor Datenverlust sowie Identity & Access Management. Weil Symantec im Consumer-Markt gut aufgestellt ist, ist der Anbieter laut Gartner ein besonders geeigneter Partner für BYOD-Initiativen. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>In der breiten Angebotspalette gibt es nach Gartner-Einschätzung Überschneidungen, die manchmal verwirrend sind. Die Preise liegen über dem Durchschnitt. Im MDM-Segment hat Symantec seine Expertise noch nicht so umfassend nachweisen können wie für PCs und Laptops.
Nischenspieler: Sophos
<b>Stärken: </b>Sophos kommt bekanntlich von der klassischen Endpoint-Security-Seite. Gartner betont, dass sich mit ähnlichem Hintergrund nur insgesamt fünf Anbieter im Magic Quadrant positionieren konnten. Auch als MDM-Neuling genieße man da einen Vertrauensvorschuss bei den Kunden. Bereits entwickelt hat Sophos eine ganzheitliche File Sharing Utility mit transparenter Verschlüsselung von Dokumenten auf PCs und mobilen Endgeräten. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Im Vergleich zur Konkurrenz fehlt es an MAM-Funktionen. Im Bereich Zertifikate unterstützt Sophos bisher nur die Microsoft Certificate Services.
Nischenspieler: Trend Micro
<b>Stärken: </b>Das administrative User Interface ist herausragend und extrem übersichtlich aufbereitet. Berichte und Analysen sind pro User erhältlich. Der Enterprise App Store biete eine gemeinsame Sicht inklusive Status-Berichten über iOS und Android-Apps. <br/><br/> <b>Schwächen: </b>Laut Gartner bietet Trend Micro keine Container-Lösungen an. Es hapert an der Kooperation mit externen Zertifizierungsstellen. Überdies werde Datensicherheit als reine Data Loss Prevention-Baustelle begriffen. Deshalb muss man sich eigens für SafeSync anmelden, um File Sharing zu nutzen. Zudem fehlen laut Gartner geeignete Suchfilter zum Beispiel für kritische Emails.

Auch MobileIron will an die Börse

Interessant sind auch die Informationen, wenn man sie mit den Zahlen vom Wettbewerber MobileIron vergleicht. Das Unternehmen aus MountainView, Kalifornien, hatte bereits am 7. April einen IPO-Prospekt vorgelegt und will ähnlich wie Good 100 Millionen Dollar Kapital an der Nasdaq einsammeln. Das Geld soll laut Filing dazu dienen, sich gegenüber den größeren Wettbewerbern im Markt wie VMware, Citrix, IBM und SAP behaupten und auf den Aufbau einer EMM-Plattform konzentrieren zu können. Außerdem beabsichtigt MobileIron, das Softwareportfolio durch die Entwicklung und den Kauf von komplimentären Produkten zu erweitern.

Verglichen mit dem Wettbewerber steht MobileIron dabei etwas besser als Good da: So wuchs der Umsatz in den Jahren 2011, 2012 und 2013 sequenziell von 13,9 auf 40,9 und schließlich 105,6 Millionen Dollar. Parallel dazu kletterte der Nettoverlust von 2011 auf 2012 von 25,7 auf 46,5 Millionen Dollar und ging dann im vergangenen Jahr auf 32,5 Millionen Dollar zurück.