Wärmereduktion bis zu 40 Prozent

Gleichstrom im Rechenzentrum spart Kosten

07.08.2008
Im Zuge der Bemühungen, die Energiekosten für die IT in Unternehmen zu senken, wird unter anderem ein Aspekt in die Waagschale geworfen, der nicht so bekannt ist: Die Nutzung von Gleichstrom statt Wechselstrom.

Experten wie Heinz Schramm gehen davon aus, dass sich viel an Energiekosten sparen lässt, wenn Anwender dem Thema Gleichstrom/Wechselstrom mehr Aufmerksamkeit widmen. Der Geschäftsführer der Alliance Trading Emea GmbH bemerkt, User könnten sich die Tatsache zunutze machen, dass in Rechnern alle Komponenten auf Gleichstrombasis arbeiten. So müsse beispielsweise nicht jeder Server in einem Rechenzentrum über ein eigenes Netzteil verfügen, das den Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt. Dies umso mehr, da Netzteile zusätzliche Wärmequellen darstellen.

Tipps zur Kostenreduktion

Sinnvoller sei es, innerhalb eines Racks den Stromumwandler zentral im oberen Bereich anzubringen. Bei größeren Rechenzentren können diese auch gebündelt in einem eigenen Rack untergebracht werden. Diese ließen sich dann in der Nähe der Klimaanlage positionieren, um von dort aus die Server mit Strom zu versorgen. Schramm sagt: "Wenn dies konsequent umgesetzt wird, reduzieren sich die Stromkosten und die entsprechende Kühlleistung um zirka 40 Prozent."

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Solch eine Strategie komme insbesondere Unternehmen wie beispielsweise Finanzdienstleistern, Serviceprovidern oder auch der Telekommunikationsindustrie besonders zugute. In Rechenzentren dieser Größenordnung ergeben sich so signifikante Einsparungen. "Gleichstromlösungen", so Schramm, "verringern die Wärmeabgabe und den Energieverbrauch". Der Geschäftsführer rechnet vor, dass ein Rechenzentrum mit 256 auf Gleichstrom betriebenen Servern 60.000 Euro pro Jahr an Energiekosten einsparen kann, wenn es nur die Zahl der Lüfter in den Servern reduziert.

Wärmereduzierung um bis zu 40 Prozent

Auch seien Abluftsysteme echte "Energiefresser". Allerdings gebe es auch hier umweltfreundliche Alternativen. Schramm plädiert beispielsweise dafür, Server Rücken an Rücken in die Schränke einzubauen. So entstünde ein so genannter Kamineffekt innerhalb des Racks, der den Luftstrom zielgerichtet steuert, da warme Luft bekanntlich automatisch nach oben steigt. Zusätzliche Energie zum Entlüften wird nicht aufgewendet, da spezielle Kühlsysteme wie Wasserkühlung oder Warm- und Kaltluftgänge nicht installiert werden müssen.

Schramm erwähnt weitere Optionen, durch eine intelligente Anordnung der Komponenten ökologische Effekte zu erzielen. Werde nämlich die Stromversorgung als Hauptwärmequelle oben im Rack angebracht, könne die dort ankommende Warmluft direkt abgesaugt werden. So lasse sich eine weitere Wärmereduzierung von bis zu 40 Prozent erzielen.

Eine halbe Million Euro gespart

Heinz Schramm, Geschäftsführer der Alliance Trading Emea GmbH, macht an einem Rechenbeispiel klar, wie viel man bei Nutzung der Gleichstromtechnik an Energiekostensparen kann.

Schramm macht an einem Beispiel deutlich, dass sich die Green-IT-Debatte keineswegs in grauer Theorie erschöpft und die Einsparungspotenziale alles andere als Peanuts sind. Er verweist auf ein Investmentbanking-Unternehmen in Frankfurt am Main. Hier wurde ein Rechenzentrum mit 150 Servern und Infiniband-Technik für High-Performance-Computing-(HPC-)Aufgaben ausgestattet. Mit der Umstellung von x86-Standardlösungen auf Wechselstrombasis, die durch eine Gleichstromvariante ersetzt wurde, spart das Unternehmen mittlerweile jeden Monat 260 Euro pro Server ein. Der Return on Investment (ROI) beträgt laut Schramm 120 Prozent.

Schramm macht hierzu folgende Rechnung auf: Die Leasingkosten pro Server und Monat betragen für beide Lösungen 217 Euro. Für Strom, Kühlung und unterbrechungsfreie Stromversorgung fallen bei der Wechselstromlösung Energiekosten in Höhe von 200 Euro an, bei der Gleichstromlösung hingegen lediglich 70 Euro pro Monat. Für Installation und Service betragen die Kosten unter Wechselstrom 63 Euro, im Gleichstrombetrieb nur 37 Euro. Die IT-Infrastruktur schlägt beim Wechselstrombetrieb mit 162 Euro zu Buche, bei der Gleichstromlösung hingegen nur mit 58 Euro. Die gesamten Einsparungen belaufen sich demnach für jeden einzelnen Server auf 260 Euro pro Monat.

Der größte Vorteil für das Unternehmen ist aber, dass es mit seinem Rechenzentrum nicht umziehen muss, da die 150 Server der Gleichstromlösung innerhalb der Racks weniger Platz in Anspruch nehmen als die gleiche Anzahl einer Wechselstromlösung. (jm)