Geldmaschine Eclipse

19.09.2006
Für Mike Milinkovich, Executive Director der Eclipse Software Foundation, sind die betreuten Open-Source-Projekte vor allem Vertriebsplattformen. Dabei wird künftig neben Java auch PHP bei der Tool- und Framework-Entwicklung an Bedeutung gewinnen, erklärte der Manager in einem Gespräch mit der CW-Schwesterpublikation "Infoworld". Ein Zaungast bleibt Java- Erschaffer Sun Microsystems.

Frage: Wieviel Geld wird heute mit auf Eclipse-Werkzeugen und Frameworks basierender Software gemacht? Oder ist das zweitrangig für Sie, weil die Schaffung kostenloser Tools viel wichtiger ist?

Milinkovich: Wir können leider keine genauen Angaben über das Umsatzvolumen des Eclipse-Ökosystems machen. Ich bin aber ziemlich sicher, dass es mehr als eine Milliarde Dollar sind. Das Ziel von Eclipse ist nicht kostenlose Software, sondern unseren Mitglieder geht es in erster Linie darum, rund um die freie Plattform ein profitables Ökosystem an kommerziellen Produkten zu schaffen. Natürlich soll Eclipse quelloffene und kostenlose Tools und Frameworks bereitstellen. Doch es geht ganz klar darum, dass seine Unterstützer damit Geld verdienen können.

Frage: Sehen Sie die Entwicklung, dass Anbieter von Open-Source-Produkten auf eigene Vetriebsmannschaften verzichten, weil diese nicht mehr nötig sind?

Milinkovich: Open-Source-Software wird immer mehr direkt verkauft. Dies zeigt sich heute schon bei Produkten wie "Sugar CRM" oder "Compiere", die nur noch sehr geringe Vertriebskosten verursachen. In dem Maße, wie sich die Kunden an dieses Modell gewöhnen, werden Anbieter ihre Vertriebsmannschaften sukzessive abbauen.

Frage: Bisher ist Sun Microsystems nicht der Eclipse Foundation beigetreten. Zeichnet sich ein Umdenken ab?

Milinkovich: Absolut nicht. Sun hat ziemlich deutlich gemacht, dass es strategisch weiter auf sein Open-Source-Projekt "Netbeans" setzen will.

Frage: Ist es gut für die Community, wenn sich mit Eclipse und Netbeans zwei rivalisierende Lager gegenüberstehen?

Milinkovich: Wir haben keine Angst vor der Konkurrenz, außerdem gewinnen wir.

Frage: Das sieht Sun aber anders.

Milinkovich: Schön für Sun. Doch wir haben Belege dafür, sie nicht.

Frage: Wer ist für Eclipse der größere Rivale: Netbeans oder Windows .Net?

Milinkovich: Für uns war immer klar, dass es mit Eclipse darum ging, sich mit Microsoft messen zu können.

Frage: Und ist es ihnen gelungen?

Milinkovich: Wir mussten vor fünf Jahren praktisch bei Null beginnen. Mittlerweile haben wir einen riesigen Erfolg mit Eclipse.

Frage: Werden künftig Skriptsprachen oder .NET die derzeitige Bedeutung von Java für Eclipse relativieren?

Milinkovich: Relativieren ist nicht das richtige Wort. In dem Maß wie neue Projekte für Eclipse entstehen, wächst auch das Interesse, weitere Sprachen und Plattformen zu berücksichtigen. Zwar basieren bisher praktisch alle Projekte auf Java, doch unsere Vision für Eclipse war nie ausschließlich auf diese Sprache ausgelegt. Vielmehr wollten wir immer schon so viele Sprachen und Plattformen wie möglich unterstützen, vorausgesetzt es lassen sich die passenden Leute finden.

Frage: Wohin entwickelt sich Eclipse und welche neuen Techniken sind in der Planung?

Milinkovich: Es gibt eine ganze Reihe von Aktivitäten. So wollen wir die Rich Client Platform (RCP) weiter ausbauen und verbreiten sowie die Sprachunterstützung verbessern. Im nächsten Quartal planen wir zudem die Freigabe einer ersten Version des "PHP IDE Project". PHP spielt mittlerweile nicht nur für die Entwicklung von Web-Anwendungen, sondern auch von Geschäftsanwendungen eine große Rolle. Das wir hierfür Tools anbieten können, wird immer wichtiger. (as)