SAP-Welt 2010

Gedanken zum neuen Jahr

20.01.2010 von RAAD Research
Das Jahr 2009 war kein einfaches Jahr für SAP, SAP-Partner und nicht zuletzt für SAP-Kunden. Für SAP war es geprägt durch Umsatzeinbruch, Stellenabbau, Sparprogramm und Diskussionen um Enterprise Support und Business ByDesign, um nur ein paar Baustellen zu nennen. Was kann 2010 aus Anwendersicht von SAP erwartet werden und wie wird RAAD das Jahr 2010 durch seine Marktforschung begleiten?
SAP 2010 - Was kommt nach dem Silvester-Feuerwerk?
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Was wird die SAP-Welt in 2010 bestimmen? Preiserhöhungen, Ausnutzen der Monopolstellung, ein unintegrierter Haufen Software und die tausendste Marketingfolie? Oder eher gute Software, endlich Business ByDesign und mehr OnDemand-Optionen sowie eine klare neue Unternehmenswelt? Welche Bewertung man den Aktivitäten der SAP angedeihen lässt, kommt ein wenig auf die Brille an, die man als Anwender gerade auf hat. So sind beispielsweise einige Kunden aufgrund der Einführung des Enterprise Supports tief verbittert, andere finden diesen wiederum gut und vielen ist er schlicht weg egal gewesen, wie RAAD in der Studie zum Enterprise Support im letzten Jahr festgestellt hat. Trotzdem hatte die ganze emotionale Debatte viel Positives für Kunden und SAP. SAP wird in 2010 noch viel mehr als in der Vergangenheit versuchen, den Wünschen der Kunden besser nachzukommen. Ein Grundstein wurde hierfür in 2009 schon mit der engeren Verzahnung zwischen Kunden und SAP-Entwicklung gelegt, ein weiterer mit der Umstellung des Preismodells für Enterprise Support. Ein lebhafterer Dialog ist sicherlich positiv für beide Seiten. RAAD wird auch in Zukunft diese, für beide Seiten wichtige Entwicklung weiter kritisch verfolgen.

Abseits der emotionalen Piste wird SAP auch in 2010 neue Produkte präsentieren und durch Stärkung ihres OnDemand-Angebotes auch beim Thema Cloud Computing nachholen. Nicht nur hinsichtlich SAP Business ByDesign, sondern vor allem auch hinsichtlich Teilen der Business Suite, um so allen Kunden zukünftig Wahlmöglichkeiten zwischen OnPremise und OnDemand sowie Mischsystemen anbieten zu können. Zu Mietsoftware im Personalbereich hat RAAD in 2009 bei SAP-Kunden zumindest schon Interesse festgestellt. Das Thema Cloud Computing wird im ERP-Umfeld sicherlich in 2010 an Wichtigkeit gewinnen. Diese Marktentwicklung wird von RAAD deshalb auch weiter verfolgt werden, insbesondere hinsichtlich der Fragen, wie sich SAP dem Thema Cloud Computing in 2010 annehmen wird und wie dies von Kundenseite aufgenommen werden wird.

SAP 2010 - Was getan werden muss

Was sollten Kunden von SAP in 2010 noch erwarten können? Zumindest, dass sie eine komplizierter werdende Welt durch ihre Software und Services nicht noch komplizierter macht. Der Weg, der mit Business Suite 7 eingeschlagen wurde, sollte deshalb konsequent weiterverfolgt werden. Flexibilität und Modularität sollten vorangetrieben und mehr branchenspezifische Geschäftsprozess-Best-Practices entwickelt werden, so dass es den Anwendern leichter gemacht wird, neue Funktionen zu implementieren. Bisher halten sich die Anwender mit der Einspielung von Enhancement Packages noch spürbar zurück, wie RAAD schon in 2009 beobachtet hat. Das notwendige Enhancement Pack 4 haben bisher in Deutschland nur wenige Unternehmen eingespielt. Um hier eine Trendwende einzuleiten, ist sicherlich mehr Transparenz für die Anwender notwendig. Fragen wie: "Was passiert auf Lizenzseite, wenn ich ein Enhancement Package installiere?" sind für die Anwender nicht immer einfach zu beantworten. Insgesamt ist auch die Intransparenz der SAP-Preisgestaltung sicherlich ein kritischer Punkt für Anwender. Neue Ergebnisse über die Entwicklung der Enhancement Packages in 2010 werden schon in den kommenden Wochen von RAAD veröffentlicht werden.

Daneben sollte vor allem die Kostenexplosion eindämmt werden, die sich gerade im Betrieb der Software über die letzten Jahre eingestellt hat. SAP hat hierfür zwei wesentliche Wege eingeschlagen. Zunächst den vielfach kritisierten, jetzt aber flexibilisierte Enterprise Support, mit dem SAP durch umfangreicheren Support Mehrwerte generieren will, und den von ihnen vorgezeichneten Weg der Timeless Software. Hier muss es der SAP aus Anwendersicht gelingen, den Softwarekern solange wie möglich ohne neues großes Upgrade zu erweitern und gleichzeitig die Integration der verschiedenen Produktlinien voranzutreiben, um dem Schnittstellenchaos innerhalb von SAP-Systemen zu begegnen. Vielleicht ist dies die Quadratur des Kreises oder aber eine der zentralen Herausforderungen an die SAP-Ingenieure. RAAD wird auch in 2010 das Thema SAP-Betriebskosten wieder intensiv beleuchten. Die Anwender sollten sich konsequent mit den Themen Prozessharmonisierung und –restandardisierung auseinander setzen, um sich auf die Prozesse fokussieren zu können, die ihnen Wettbewerbsvorteile liefern.

SAP 2010 - Ausblick und Fazit

Neue Funktionalität wird von SAP ständig hinzuentwickelt und ist in der theoretischen Breite schon heute von keinem SAP-Anwender auf der Welt in Gänze nutzbar. Einen Fokus in Entwicklung und Vertrieb wird SAP sicherlich weiterhin auf das Thema Business Intelligence legen. Wie die Entwicklung der Pioneer-Plattform zeigt, ist dabei die Integration von SAP und Business Objects ein zentraler Punkt. Hierin schlummern noch große Potenziale für SAP und Partner in der SAP-Bestandskundschaft, wie RAAD bspw. hinsichtlich SAP Business Warehouse Accelerator festgestellt hat. Für RAAD ist der Business Intelligence-Markt auch in 2010 einer der wichtigsten Märkte, der durch spezielle Studien zu diesem Thema näher betrachtet werden wird.

Die angeführten Themen stellen sicherlich nur einen Bruchteil der möglichen Themen und Entwicklungen dar, die auf SAP, SAP-Partner und SAP-Anwender in 2010 zukommen werden. Manches wird sicherlich neu auftreten und manches wird wieder für Diskussionen zwischen den einzelnen Parteien sorgen. Oftmals wurde der ERP-Markt schon totgeschrieben, aber die Auflistung der wenigen Aspekte hier und die emotionalen Debatten in 2009 zeigen deutlich, dass ERP nicht tot ist und uns über 2010 hinaus begleiten wird. Heute geht es dabei nicht mehr nur um Finanzbuchhaltung, Personal- und Warenwirtschaft oder um PPS-Systeme. Heute heißen die Themen eher Governance, Sustainability, Business Intelligence, Geschäftsprozessmanagement. Vielfach wird jedoch die Frage gestellt, ob SAP noch zu großen Innovationen fähig ist. Sicherlich ist eine SAP mit ihren ERP-Angeboten kein iPhone. Nicht einmal vor zwanzig Jahren war SAP-Software vergleichbar sexy, cool, hip wie ein iPhone - was für ein abstruser Gedanke im Hinblick auf betriebswirtschaftliche Standardsoftware!? Ist SAP deshalb heute weniger innovativ als es beispielsweise Apple oder Google sind? Die Frage ist kaum zu beantworten, weil Innovativität schwer mess- und vergleichbar ist.

Aus RAAD-Sicht hat SAP auch in den letzten Jahren Innovationen hervorgebracht, steht mit diesen aber nicht mehr so im Fokus, wie vielleicht noch vor 20 oder 30 Jahren, als der ERP-Markt noch jung war. Zu beachten ist aber, wie SAP selbst gerne zu bedenken gibt, dass SAP heute die Infrastruktur zur Verfügung stellt, damit beispielsweise Apple Erfolg mit iTunes-Store haben kann. Entscheidend für SAP wird deshalb sicherlich sein, ob sich SAP mit ihrer Geschäftsprozessplattform, also mit ihrer Integrationsplattform SAP NetWeaver und im Speziellen mit der Process Integration-Komponente am Markt durchsetzen wird. Ein Feld, das RAAD schon seit Jahren intensiv betrachtet, und das auch für 2010 viel Spannung garantiert. (RAAD/pah)

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.