Analystenschelte

"Galaxy S3 fehlen die bahnbrechenden Features"

05.05.2012
Trotz des Apple-artigen Hypes um das neue Flaggschiff-Smartphone von Samsung reagierten Anleger und einige Analysten nach der Vorstellung des Galaxy S III jedoch nicht nur mit Begeisterung.

"Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass das Samsung Galaxy S3 gleich nach dem Launch großen Erfolg auf dem Massenmarkt haben wird", erwartet der Analyst Malik Saadi von Informa Telecoms & Media. Das neue Smartphone werde die Begierde von High-Tech-Enthusiasten wecken, der Hersteller werde aber beim Galaxy S3 Schwierigkeiten haben, den "normalen" Smartphone-Nutzer zu überzeugen und ihm die neuartigen eingebauten Features wie die Sprach- und die Gestensteuerung näherzubringen. Samsung ist nach Ansicht des Analysten zudem gezwungen, das Galaxy S3 auch preislich im Premium-Segment zu halten, um nicht den Absatz der erfolgreichen laufenden Geräte wie Galaxy Note, Galaxy S2 und Galaxy Nexus nicht zu kannibalisieren.

"Samsung hat sich den Ruf erarbeitet, das Must-Have-Gerät im Android-Bereich zu bauen", verdeutlicht Adam Leach von Ovum die Bedeutung des neuen Flaggschiff-Smartphones von Samsung. "Das Galaxy S3 muss nicht nur aus einer Unmenge an anderen Android-Smartphones herausstechen, sondern ist auch direkter Konkurrent der nächsten Version von Apples iPhone." Samsung habe allerdings gegenüber dem für den Herbst 2012 erwarteten iPhone 5 einen zeitlichen Vorsprung und mit den im Sommer stattfindenden Olympischen Spielen in London die perfekte Werbe-Plattform.

Carolina Milanesi von Gartner empfiehlt den Südkoreanern, neue Wege zu gehen, um ihren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz aus dem Android-Lager und Apple zu behalten. "Interessant wird sein, wie viele der neuen Features des S3 offen für Entwickler sein werden, so dass diese mit ihren Apps davon profitieren können", sagte sie dem Guardian. Andererseits bestehe dadurch auch die Gefahr, dass die Android-Plattform weiter geteilt werde und Samsungs Kontrolle über Android wachse - schon jetzt sei Samsung für rund die Hälfte des weltweiten Absatzes von Android-Smartphones verantwortlich und der profitabelste Hersteller.

"Samsung hat Android umarmt und erweitert es", meint auch Francisco Jeronimo von IDC. Das müsse jedoch nicht immer so sein, denn Samsung verfolge einen opportunistischen Ansatz: "Wenn Android am besten zu ihrem Erfolg beiträgt, werden sie darin investieren und es füttern. Wenn sich die Trends ändern, werden sie in der Zukunft auch die Plattform wechseln." Zurzeit gebe es aber neben Android keine anderen Erfolg versprechenden Optionen für Samsung.

Samsung leidet unter "Nachahmer-Syndrom"

Jeronimo glaubt, Samsung leide immer noch unter dem "Nachahmer-Syndrom", auch wenn das Unternehmen bemüht sei, das Innovations-Tempo zu bestimmen, statt nur Erfindungen anderer zu verbessern. Dem Galaxy S3 fehlen in seinen Augen die einzigartigen und bahnbrechenden Features, das Smartphone hebe sich vielmehr durch Feinheiten von den Features anderer Geräte ab. Zudem sei es kein ins Auge fallendes Gerät, sondern eher ein Facelift des Galaxy Nexus. Konkurrenten aus dem Android-Lager wie HTC, LG und Motorola werde dies in Verbindung mit den Marketing-Ausgaben und der Markenbekanntheit von Samsung dennoch Probleme bereiten, meint Ian Fogg von IHS Suppli. Aber reicht das auch gegen Apple? Samsung habe im Vergleich zu Apple das weniger überzeugende Gesamtpaket und die schwächere Marke, urteilt Milanesi.

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Das Galaxy S3 ist wie das HTC One X und das für später in diesem Jahr erwartete Apple iPhone 5 in die Kategorie der Superphones einzuordnen. Informa Telecoms & Media geht davon aus, dass in diesem Jahr weltweit rund 50 Millionen dieser Superphones ausgeliefert werden.

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