Infrastructure as a Service

Fujitsu mutiert zum Cloud-Provider

18.11.2009 von Wolfgang Herrmann
Mit einer Reihe neuer Serviceangebote will Fujitsu Technology Solutions (FTS) das Image der Hardware-Company abstreifen.

Schon seit längerem arbeitet Fujitsu daran, sein umfangreiches Portfolio an Server- und Storage-Produkten für neue Dienstleistungen zu nutzen (siehe auch: Interview mit Fujitsu-CTO Joseph Reger). Zwar meiden die Unternehmensstrategen dabei das arg strapazierte Buzzword Cloud Computing und sprechen stattdessen lieber von Infrastructure-as-a-Service (I-a-a-S). Doch die heute auf der Kundenmesse VISIT09 in München vorgestellten Angebote fallen exakt in die Kategorie von Cloud-Services, wie sie Pioniere wie Amazon schon seit geraumer Zeit offerieren. Kai Flore, CEO und President von FTS, will darunter "die oberste Schicht des Dynamic-Infrastructures-Portfolios von Fujitsu" verstanden wissen.

Das erste konkrete Angebot in diesem Kontext trägt den sperrigen Namen "Infrastructure-as-a-Service for Server". Fujitsu stellt damit Server-Rechenleistung auf Abruf zur Verfügung, die je nach Verbrauch monatlich abgerechnet wird. Schon für weniger als 200 Euro je Server im Monat könnten Unternehmen das Angebot nutzen. Im Gegensatz zu den so genannten Public-Cloud-Services der Internet Service Provider arbeite Fujitsu mit einer sicheren VPN-Verbindung, die Kunden den bestmöglichen Schutz bieten soll. Über ein Web-basierendes Portal offeriert Fujitsu die Services in mehreren Varianten. IT-Verantwortliche können beispielsweise einen virtuellen Server je nach Bedarf mit oder ohne Betriebssystem nutzen. Im Angebot sind auch speziell zugewiesene Server (Dedicated Server), die einzelnen Kunden zur Verfügung stehen.

"Mit I-a-a-S for Server von Fujitsu haben Unternehmen die Wahl, entweder ihre gesamte vorhandene Hardware oder einen Teil über eine einfache, sichere Plug-in-Verbindung zu physikalischen Servern abzulösen", wirbt Flore für das Angebot. Die Rechner befänden sich in eigens zu diesem Zweck erbauten Rechenzentren. Für Kunden bedeute das Konzept einen Paradigmenwechsel, da sie ihre IT-Strategie weitgehend unabhängig von der Hardware planen könnten. Profitieren könnten davon insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die nur wenige oder gar keine eigenen IT-Mitarbeiter beschäftigen. Großunternehmen würden in die Lage versetzt Lastspitzen abzufedern und flexibler zu agieren.

Die neuen Services offeriert Fujitsu ab sofort in Kontinentaleuropa, dem Nahen Osten, Afrika und Indien. Doch die Pläne gehen noch weiter. Anders als bislang kommuniziert will Flore auch in den Markt für Application Services einsteigen. Dazu habe man eine Kooperation mit SAP für den Bereich BI (Business Intelligence) geschlossen. Fujitsu denke in diesem Kontext auch über branchenspezifische Angebote nach.

Partnerschaft mit NetApp erweitert

Um Services geht es auch bei der Partnerschaft mit dem Speicheranbieter NetApp, die Fujitsu weltweit ausbaut. Daraus sollen gemeinsam entwickelte und integrierte Produkte und Dienstleistungen entstehen. So soll beispielsweise NetApps Speichermanagement-Software in Fujitsus Resource-Management-Infrastruktur integriert werden. Mehr Umsatz verspricht sich der Anbieter auc durch diverse Managed-Storage-Angebote.

Zu den Neuvorstellungen auf der VISIT09 zählte darüber hinaus der "Managed Workplace for Windows 7". Fujitsu bietet dabei Services für den Betrieb von Client-Infrastrukturen an. Dazu gehören etwa Planung, Implementierung und Rollout der Rechner, aber auch die Verwaltung der Hard- und Software.

Trotz der breitgefächerten Pläne im Dienstleistungsgeschäft setzt Fujitsu nach wie vor auch auf klassische Hardwareprodukte. Auf der Kundenmesse stellte der Konzern unter anderem zwei neue Speichersubsysteme aus der Eternus-Familie vor. Das Modell Eternus DX400 ist für mittelgroße Data Center konzipiert und bietet eine maximale Plattenspeicherkapazität von 428 TB. Die Highend-Variante DX8000 lässt sich bis auf mindestens 2,7 Petabyte skalieren. Neu im Portfolio ist auch der "Zero Client", ein einfach zu bedienender Bildschirm, der ohne Betriebssystem oder Prozessor auskommt. Im Rahmen von virtualisierten Clients sieht Fujitsu darin eine Art Frontend für künftige Cloud-Computing-Szenarien.

Last, but not least hält FTS auch am angestammten Mainframe-Geschäft fest. "BS2000 is still alive", versprach Flores in München. Die Investitionen der Kunden seien sicher. Der Manager untermauerte seine Aussage mit der Ankündigung von zwei neuen Highend-Servern aus der BS2000/OSD-Familie.

Augsburg bleibt wichtiger Standort

Ebenso sicher sind nach seinen Worten die deutschen Standorte in Augsburg und München. Fujitsu werde weiter investieren und plane beispielsweise in München ein "European Innovation Center" für bestimmte technische Disziplinen. Der Produktionsstandort Augsburg zähle zu den "Key Assets". Hier solle zudem das größte europäische Data Center für Fujitsu-Kunden entstehen.