Freundschaft, sagt Microsoft

15.11.2006
Microsoft will künftig besser mit anderen zusammenspielen und hat dazu eine Abteilung gegründet, die Software-Interoperabilität promoten soll. 25 Hersteller, darunter Sun Microsystems, Bea Systems, XenSource und Novell, haben sich der Interop Vendor Alliance angeschlossen.

Microsoft kündigte seine Initiative auf seiner Hausmesse IT Forum in Barcelona an. Der Redmonder Konzern will sich dabei auf Bereiche wie Systems Management, Virtualisierung, Identity Management, Datenzugriff, Portalzugriffe über Web-Service-basierenden Single-Sign-on sowie Entwicklerwerkzeuge fokussieren, wie Jason Matusow erklärte, Director for Interoperability.

„Wir wollen ein Forum schaffen, das eine Umgebung schafft, in der Dinge erledigt werden“, proklamierte der Microsoft-Mann. Natürlich stehe es teilnehmenden Firmen immer noch frei, ihre Produkte gegenüber anderen abzuschotten, wenn sie glaubten, dies sei im Sinne ihres Geschäfts. „Nur weil der eine die Hand hinhält, heißt das ja nicht, dass der andere sie auch ergreifen muss“, so Matusow.

Scott Williamson, Strategic Alliance Manager bei CA, das ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern der neuen Gruppe gehört, erklärte, es sein häufig „tricky“, technische Allianzen mit anderen Anbietern festzuklopfen – speziell wenn diese in weiten Bereichen mit seiner Firma konkurrierten. Williamson hofft, dass der neue Zusammenschluss den Prozess des Aufsetzens politisch sensibler Kooperationen vereinfacht.

Weitere Mitglieder der Interop Vendor Alliance sind Advanced Micro Devices (AMD), Business Objects, Citrix Systems, NEC of America, Network Appliance, Quest Software und die Software AG – größtenteils also Firmen, mit denen Microsoft eh schon konnte. Dafür fehlen auf der Liste Erzrivalen wie Oracle, Red Hat und Google, aber auch VMware, die IBM oder Hewlett-Packard (HP). Microsoft ließ über eine Sprecherin verlauten, es stehe mit einigen der genannten Unternehmen noch in Verhandlungen und diese „prüften derzeit noch die Möglichkeit“ eines Beitritts.

Matusow jedenfalls gibt an, Microsoft folge dem Wunsch seiner Kundschaft, für die Interoperabilität genauso wichtig sei wie Sicherheit oder Zuverlässigkeit. „Standards sind wichtig, aber Standards allein machen Dinge nicht interoperabel“, sagt der Microsoftler. „Und nachgereichte Plug-ins sind nicht zufrieden stellend. Wir wollen Szenario-basierendes Testing von echten Produkten.“

Rob Helm, Analyst bei Directions on Microsoft, hält die Intentionen des Konzerns für aufrichtig, selbst wen sie teilweise aus dem Druck des Marktes geboren sein mögen, „als guter Mitbürger im Rechenzentrum angesehen zu werden“. „Microsoft hat in einige Bereichen wie Identity und Systems Management aufgeholt, wo es in einer Multivendor-Welt steckt und aus dem Data Center gedrängt werden könnte“, sagt der Experte. (tc)