Was IT-Freiberufler wissen sollten

Freelancer - ohne Netzwerke geht nicht

09.10.2013 von Renate Oettinger
Wie kleine Firmen und Selbständige gemeinsam gegen die Großen der Branchen antreten können, sagt Helmut König.
Foto: Sergej Khakimullin/Shutterstock

Begriffe wie Cluster, Kooperationen und Netzwerke sind heute in aller Munde, denn sie sind eine wirkungsvolle Antwort des Mittelstandes auf die Angebote der Großindustrie. Leider zeigen Untersuchungen, dass viele dieser Organisationen nach ein oder zwei Jahren wieder auseinandergehen. Thomas Herzog, Begründer von Raumfaktum, einem Kooperationskonzept mit Kooperationen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, kümmert sich seit vielen Jahren um den Aufbau von Kooperationen. Der Autor Helmut König hat Thomas Herzog zu seinen diesbezüglichen Erfahrungen befragt.

Herr Herzog, warum spricht heute die ganze Welt über Kooperationen, Netzwerke und Cluster?

Thomas Herzog: Ganz einfach: Weil es ohne nicht mehr geht! Unser Kunde verlangt nach Komplettlösungen. Ohne Probleme und mit funktionierenden Schnittstellen. Und ganz wichtig: mit einem kompetenten Ansprechpartner für all seine Wünsche und Fragen. Überregionale Netzwerke und regionale Cluster stellen eher lockere Zusammenschlüsse dar. Sie dienen dem Kennenlernen und dem Austausch von Informationen. Da ist es gut, dass man diese Beziehungen hat und eventuell bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. Kooperationen dagegen arbeiten ständig und eng zusammen und verlangen dadurch auch eine professionelle Aufstellung in Organisation, Strukturen, Personalführung, Vertrieb und Marketing.

Netzwerke und Cluster sind also zumeist ein loser Zusammenschluss, Kooperationen dagegen eng zusammen arbeitende Unternehmen. Wie entsteht so eine Kooperation? Auf welche Meilensteine muss man achten?

Herzog: Langfristig betrachtet werden Kooperationen das Rennen machen, da hier durch die strafferen Strukturen ein großer Vorteil für den Kunden und für die Partner entsteht. Erster und meiner Meinung nach auch wichtigster Punkt sind die Partnerunternehmen in einer Kooperation. Die Chemie untereinander muss stimmen sonst wird die Kooperation keinen langfristigen und dauerhaften Erfolg erzielen. Dazu kommen gleichlautende Ziele, Qualitätsstandards und der absolute Wille zur Dienstleistung.

85 Prozent der Kooperationen scheitern nach zwei Jahren

Nach einer Untersuchung gehen 85 Prozent der Kooperationen in den ersten zwei Jahren wieder auseinander, was sind die Hauptgründe dafür?

Herzog: Viele Kooperationen, nämlich die von Ihnen angesprochenen 85 Prozent, starten mit einer guten Idee und viel Idealismus. Jedoch wird die Kooperation immer noch als notwendiges Übel betrachtet und nicht als Alleinstellungsmerkmal unserem Kunden gegenüber oder als Möglichkeit, das laufende Geschäft zu verbessern. So professionell wie viele Unternehmen geführt werden, so unprofessionell gehen die Unternehmer mit ihrer "zweiten Firma", der Kooperation um. Dabei ergeben sich bei richtiger Führung für alle Beteiligten, nämlich Kunde und Kooperationspartner, nur Vorteile.

Die meisten Gründe, warum Kooperationen nach relativ kurzer Zeit wieder auseinander gehen, sind nach wie vor, dass die Partner untereinander kein Vertrauen aufgebaut haben und dass viele Partner den Verlust ihrer Eigenständigkeit fürchten (was natürlich überhaupt nicht stimmt). Es gibt keine festen Regeln, nur unzureichendes Marketing und eine unprofessionelle Koordinierung. Ebenso fehlen feste Ansprechpartner für Kunden, Partnerunternehmen und deren Mitarbeiter.

So wird Ihr Unternehmen effizienter
Zehn Tipps für Mittelständler
Unternehmen, die Netzwerk-Technologie richtig einsetzen, arbeiten effizienter, senken ihre Kosten, steigern die Kundenzufriedenheit und heben sich von der Konkurrenz ab. Lesen Sie dazu diese zehn Tipps:
Tipp 2: Zugang gewähren
Geben Sie Ihren Mitarbeitern einen sicheren und konsistenten Zugang zu Informationen. Ihr Vorteil gegenüber größeren Konkurrenten: Sie können schneller auf veränderte Geschäftsbedingungen reagieren.
Tipp 2: Zugriff erleichtern
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter zu jeder Zeit und von jedem beliebigen Ort aus auf das Netzwerk zugreifen. Um auch auf Reisen produktiv sein zu können, müssen Ihre Mitarbeiter zu jeder Zeit und von jedem Ort aus an benötigte Ansprechpartner, Daten und Informationen herankommen können.
Tipp 3: Prozesse aufbauen
Bauen Sie effiziente Geschäftsprozesse mit Ihren Partnern auf. Manche große Unternehmen setzen für eine Geschäftsbeziehung sichere und effiziente Prozesse voraus. Um die Geschäftsanforderungen Ihrer Partner zu erfüllen, brauchen Sie ein sicheres und stabiles Netzwerk.
Tipp 4: Zusammenarbeit verbessern
So wird die Zusammenarbeit ein Leichtes. Eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern, Partnern, Lieferanten und Kunden steigert die Effizienz und senkt dabei gleichzeitig die Kosten. Ein intelligentes Netzwerk eröffnet Ihrem Unternehmen viele Vorteile - in Form von interaktiven Kalender- und Videokonferenzfunktionen, Unified Communications und anderen Technologien, die eine reibungslose Zusammenarbeit unterstützen.
Tipp 5: Erreichbarkeit sicherstellen
Entgangene Anrufe bedeuten Verzögerungen im Projekt, verpasste Chancen und Umsatzeinbußen. Mit einer netzwerkbasierten Sprach- und Datenlösung haben Ihre Mitarbeiter eine Rufnummer, die gleichzeitig auf mehreren Geräten klingelt. So erreichen die Kunden gleich beim ersten Anruf den richtigen Ansprechpartner.
Tipp 6: Kundenkommunikation optimieren
Verbessern Sie die Kommunikation mit Ihren Kunden. Ein schneller und kompetenter Service ist der beste Weg, um Ihre Kunden zufriedenzustellen. Die Verknüpfung des Netzwerk-Telefonsystems mit einer Customer Relationship Management (CRM)-Lösung verbessert die Kundenkommunikation enorm.
Tipp 7: Reisezeiten minimieren
Minimieren Sie unproduktive Reisezeiten. Ein Großteil des Zeitaufwands für Geschäftsreisen bleibt ungenutzt und geht damit für Ihr Unternehmen verloren. Eine Netzwerk-basierte Telefonlösung mit Video- und Webkonferenz-Anwendungen nutzt diese Zeit und spart jene Kosten ein, die Sie bisher für Reisen zu Meetings und Trainings aufgewendet haben.
Tipp 8: Provider einschalten
Manchmal ist es besser, die Netzwerkadministration einem Managed-Service-Provider zu überlassen. Ein Managed-Service-Provider entlastet Ihre IT-Mitarbeiter, die sich so auf andere IT-Projekte konzentrieren und ihre Zeit effizienter nutzen können.
Tipp 9: Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen
Verbessern Sie die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter. Alte Telefonsysteme und langsame Netzwerke frustrieren Ihre Mitarbeiter und ärgern Ihre Kunden. Solche Umstände können sogar zum Auftreten von Burn-out-Symptomen beitragen - und sie wirken sich negativ auf die Fluktuation ihrer Mitarbeiter aus.
Tipp 10: Technologieplan entwickeln
Entwickeln Sie einen langfristig ausgelegten Technologieplan. Der Austausch veralteter Hardware stört den Arbeitsfluss und kann die Geschäftsaktivitäten sogar zum Stillstand bringen. Sie können solche Ausfälle vermeiden, indem Sie kurz- und langfristige Geschäftsziele festlegen und eng mit einem Netzwerkhersteller zusammenarbeiten, um die passenden Technologien zu installieren.

Lösungsansätze für eine langfristige Kooperationen

Welche Lösungsansätze bestehen, um Kooperationen langfristiges Überleben zu sichern?

Herzog: Die von mir begleiteten Kooperationen sind seit langen Jahren erfolgreich am Markt und haben sich in ihrer Region fest etabliert. In allen erfolgreichen Kooperationen gibt es einen "Macher". Aber auch hier merke ich, dass dieser an seine zeitlichen und betriebswirtschaftlichen Grenzen stößt. Maßnahmen dauern dann in der Umsetzung zu lange.

Daher haben wir, VerbundWerk Deutschland, die Ausbildung zum Kooperations-Manager/in mit der GOAB in Offenbach entwickelt. Seit Januar 2011 bieten wir diesen Fernlehrgang und eine Reihe diesbezüglicher Seminare an. Aufgrund der Erfahrung der ersten Lehrgänge überarbeiten wir im Moment die Inhalte noch stärker auf die kooperationsspezifischen Inhalte des Lehrgangs.

In diesen Weiterbildungsmaßnahmen, die übrigens in manchen Bundesländern gefördert werden, wird die Kooperationserfahrung von kompetenten Referenten weitergegeben.

Nach der Teilnahme an diesen Lehrgängen und Seminaren fällt es vielen Führungskräften, den "Machern", leichter, die alltäglichen Probleme einer Kooperation dauerhaft zu lösen und Verbesserungen im Sinne der Kunden und der Partnerbetriebe umzusetzen. Das führt letztlich dazu, dass die Kooperation erfolgreicher wird und mehr Anerkennung am Markt erfährt. Nichts ist motivierender als der Erfolg.

Nicht ist motivierender als der Erfolg

Welche Möglichkeiten gibt es, das Thema Kooperationsmanagement näher kennenzulernen?

Herzog: Am einfachsten über die Internetseite www.verbundwer-deutschland.de. Dort kann man sich umfassend informieren über die Inhalte, Termine, Kosten und Fördermöglichkeiten. Es besteht darüber hinaus natürlich auch die Möglichkeit, mit VerbundWerk oder deren Referenten direkt Kontakt aufzunehmen.

Fazit

Man sieht also, dass sich um das Thema Kooperation neue Geschäftsfelder auftun. Auch im universitären Bereich zieht diese Thema ein, wie die Aktivitäten der Technischen Universität Darmstadt zeigen. Wo früher Kooperationen durch Zufall oder aufgrund einer Franchise-Idee entstanden sind, entsteht heute gezielt strukturiertes Management mit dem Ziel, eine Kooperation langfristig zum Erfolg zu führen. Hier liegt auch der Schlüssel, den Herr Herzog in seinen Ausführungen dargelegt hat: Eigentlich ist es ganz einfach: Eine Kooperation muss wie ein modernes Unternehmen geführt werden, dann hat sie auch Erfolg und kann ihre wettbewerbsspezifischen Vorteile im Vergleich zu anderen Unternehmen ausspielen.

Wie IT das Leben von morgen bestimmt
Wie IT das Leben von morgen bestimmt
IT-Tools in Autos verhindern Unfälle, Virtualisierung rettet die Natur und Netzwerke ersetzen Unternehmen. Die Analysten von McKinsey stellen zehn Technik-Trends vor und erklären, wie sie die Welt verändern.
1. Unternehmen schaffen gemeinsam mit ihren Kunden Wert:
Angefangen hat Cocreation in der IT-Branche mit der Open Source-Bewegung, bald wird es Mainstream sein, so McKinsey. Der neue Fachbegriff umschreibt das Phänomen, wonach Kunden sich gegenseitig beraten und unterstützen. Unternehmen machen sich das zu Nutze.
2. Das Netzwerk entwickelt sich zum Unternehmen:
Multinationale Konzerne müssen die Skills ihrer Mitarbeiter über interne und externe Grenzen hinweg nutzen. Andernfalls verschenken sie Potenzial.
3. Skalierbare Collaboration:
In einer Informations- und Wissensgesellschaft wächst die Zahl der "Kopfarbeiter" stärker als die der Fließband-Arbeiter. Unternehmen kommen nicht mehr ohne Instrumente wie Blogs und Wikis aus. Sie müssen aber auch fähig sein, diese zu managen.
4. Das Internet erobert die physische Welt:
Beispiel dafür, wie das Internet virtuelle Grenzen überschreitet, ist die Automobilbranche mit ihrer Embedded Software. Wie die Analysten schreiben, sollen beispielsweise vernetzte Sensoren künftig helfen, Unfälle zu vermeiden.
5. Die Datenmenge wächst und wächst und wächst…:
Derzeit verdoppelt sich die kursierende Datenmenge etwa alle 18 Monate, so McKinsey. Der "Big Data"-Trend werde sich auch nicht abschwächen. Unternehmen müssen Daten so organisieren, dass sie konkreten Nutzen davon haben.
6. Technik für Nachhaltigkeit:
Entscheider kommen am Umweltschutz nicht mehr vorbei. Virtualisierung und "grüne" Rechenzentren sollen helfen, Emissionen zu reduzieren.
7. Alles-as-a-Service:
Nicht nur Software, auch Infrastruktur, Plattformen und Inhalte jeder Art werden künftig "as a Service" verfügbar sein, so McKinsey. Auch dieser Trend geht über virtuelle Welten hinaus: Die Analysten beobachten steigendes Interesse an Angeboten wie Car-Sharing.
8. Mehr Umsatz von dritter Seite:
Unternehmen werden immer öfter Geld mit Zielgruppen umsetzen, an die sie jetzt noch gar nicht denken.
9. Innovationen in aufsteigenden Märkten testen:
Die IT ermöglicht etablierten Unternehmen das Testen innovativer Modelle. McKinsey nennt als Beispiel den Telekommunikations-Anbieter Safaricom, über den Einheimische Mobile Banking abwickeln können.
10. Veränderungen im öffentlichen Raum:
Derzeit lebt jeder zweite Mensch in einer Stadt - bis 2050 sollen es sieben von zehn Menschen sein. Ohne IT zur Steuerung der Verkehrssysteme, ohne Überwachung öffentlicher Plätze (inklusive Analyse der Daten, um Gefahrenzonen zu identifizieren) wird es nicht mehr gehen.

Kontakt:

Der Autor Helmut König ist Inhaber der Agentur Königskonzept in Münzenberg. Tel.: 06033 746634 und 0172 9201709, Fax 0721 151430-712, E-Mail: helmut-koenig@koenigskonzept.de, Internet: www.koenigskonzept.de