Kompatibilität, Funktionen, Outlook 2016

Exchange Server 2016 - die wichtigsten Neuerungen im Überblick

08.11.2015 von Thomas Joos
Exchange Server 2016 ist der Nachfolger von Exchange Server 2013 und soll noch 2015 erscheinen. Die neue Exchange-Version soll mehr Cloud-Funktionen beinhalten und enger mit Office 365 verbunden sein.

Die Preview-Version von Exchange Server 2016 soll noch im Sommer erscheinen, mit der finalen Version wird für den Winter 2015 gerechnet. Zusammen mit Exchange Server 2016, werden auch SharePoint 2016, Office Web Apps Server 2016 und Outlook 2016 erwartet.

Trotz des engeren Verbundes mit Office 365 lassen sich natürlich auch weiterhin ausschließlich lokale Installationen, ohne Office 365, nutzen.

Kompatibilität mit Windows und älteren Exchange-Versionen beachten

Laut ersten Informationen lassen sich Server mit Exchange Server 2016 problemlos in Organisationen mit Exchange Server 2010/2013 integrieren um Migrationen so einfach wie möglich zu gestalten. Wer auf ältere Versionen setzt, also Exchange Server 2003/2007 muss eine neue Exchange-Organisation aufbauen, die aber im gleichen Active Directory installiert werden kann.

Die Domänencontroller müssen mindestens auf Basis von Windows Server 2008 R2 laufen. Als Basisbetriebssystem unterstützt Exchange Server 2016 ausschließlich Windows Server 2012 R2 und Windows Server 2016. Die neue Version Windows Server 2016 soll erst im nächsten Jahr erscheinen und wird daher wohl noch nicht offiziell von Exchange Server 2016 unterstützt. Microsoft wird die Kompatibilität aber mit einem kumulativen Update (CU) oder einem Service Pack (SP) nachreichen, beziehungsweise schon mit der RTM zur Verfügung stellen. Ob diese aber mit der Technical Preview von Windows Server 2016 zusammenarbeitet, ist derzeit noch nicht klar. Sie können Exchange Server 2016 allerdings nicht auf Servern mit Windows Server 2008 R2 oder Windows Server 2012 installieren.

Damit Sie Exchange 2016 zusammen mit Exchange 2010/2013 betreiben können, müssen Sie in den Vorgängerversionen jeweils das RU11 installieren. Die beiden RUs stehen derzeit aber noch nicht zur Verfügung. Die Veröffentlichung wird zusammen mit Exchange 2016 erwartet.

Bildergalerie:
Microsoft Exchange Server
Edge-Transport ist in Exchange Server 2016 standardmäßig verfügbar.
Microsoft Exchange Server
Datenbankverfügbarkeitsgruppen sind auch in Exchange 2016 weiterhin verfügbar.
Microsoft Exchange Server
Microsoft empfiehlt das ReFS-System für Daten in Exchange Server 2016.

Weniger Serverrollen - Exchange 2016 kommt ohne CAS-Server

In Exchange Server 2016 gibt es keine Client Access Server (CAS) mehr. Deren Funktionen werden von den Mailbox-Servern übernommen, genauso wie Hub-Transport. Installieren Sie Exchange Server 2016 in bestehende Organisationen mit Exchange Server 2010/2013 können Sie deren Clientzugriffs-Server aber übergangsweise weiterhin nutzen. Anwender werden aber nicht direkt mit dem Backend der Postfach-Server verbunden, sondern erst mit dem neuen Clientzugriffs-Dienst auf den Postfachservern.

Im Gegensatz zu Exchange Server 2013, wird aber bereits bei der Veröffentlichung von Exchange Server 2016 die Edge-Transport-Rolle zur Verfügung stehen. Voraussichtlich können Sie Edge-Transport-Server auf Basis von Exchange Server 2010/2013 direkt zu Exchange Server 2016 aktualisieren und die Einstellungen der vorhandenen Server übernehmen. Betreiben Sie Zusatzsoftware wie Virenschutz oder Anti-Spam-Software, sollten Sie vor der Aktualisierung die Kompatibilität mit Exchange Server 2016 sicherstellen.

Unternehmen, die auf Loadbalancer setzen, können diese natürlich weiterhin nutzen. Die Loadbalancer leiten Anwender an einen der Postfach-Server im Standort. Dieser überprüft auf welchem Postfach sich das Postfach des Anwenders befindet und leitet den Benutzer an den korrekten Server weiter. Die Technik funktioniert im Grunde genommen noch genauso wie mit Clientzugriffs-Servern in Exchange 2010/2013.

Hochverfügbarkeit in Exchange Server 2016

Exchange Server 2016 setzt bei der Hochverfügbarkeit weiterhin auf die Datenbankverfügbarkeitsgruppen (Database Availability Groups, DAG). Diese lassen sich in der neuen Version leichter erstellen und verwalten. Es ist zum Beispiel nicht mehr notwendig einer DAG eine virtuelle IP-Adresse zuzuweisen. Microsoft verspricht eine deutlich höhere Geschwindigkeit der Replikation zwischen verschiedenen Servern einer DAG. Die Leistung bei einem Failover soll bis zu 33% steigen. Generell soll also die Geschwindigkeit steigen und die Zeitdauer der Replikationen und Failover verringert werden.

Exchange Server 2016 arbeitet sehr eng mit Exchange Server 2013 zusammen. In Loadbalancer-Umgebungen lassen sich Server mit Exchange Server 2013 parallel mit Exchange Server 2016 verwenden. Wann Sie den Namensraum umziehen, bleibt Ihnen überlassen. Hier verspricht Microsoft stabile Verbindungen.

Die Suchfunktion in Exchange 2016 arbeitet mit den verschiedenen Datenbankkopien zusammen und spart deutlich Bandbreite ein. Das soll auch Suchergebnisse bei langsamen Verbindungen, oder über das Internet per OWA deutlich verbessern. Microsoft hat dazu auch die Zeiträume der Suche im Index verringert, damit Clients nicht zu lange ausgebremst werden.

Unterstützung und Empfehlung für das ReFS-Dateisystem

Microsoft empfiehlt die Daten der Postfachserver und Datenbankverfügbarkeitsgruppen auf Datenträgern mit ReFS zu installieren. Das Resilent File System wurde von Microsoft mit Windows Server 2012 R2 eingeführt und steht derzeit nur für Datenträger zur Verfügung, von denen das Betriebssystem nicht bootet. Ob das mit Windows Server 2016 geändert wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Große Datenträger mit mehr als 3 TByte profitieren deutlich davon, wenn Sie als Datenträgerformat GPT nutzen und als Dateisystem ReFS. Nur die beiden neuen Systeme sind für Festplatten dieser Größe optimiert. In ReFS können Dateien sehr unwahrscheinlich beschädigt werden.

Microsoft empfiehlt das ReFS-System für Daten in Exchange Server 2016.
Foto: Thomas Joos

Außerdem kann ReFS mit mehr Dateien und größeren Datenträgern umgehen und sich selbst bei Ausfall schneller reparieren. ReFS arbeitet besser mit den neuen Storage Spaces zusammen und bietet vollständige Kompatibilität mit NTFS-Anwendungen und Dateifreigaben. Entdeckt ReFS einen Fehler in einem Speicherplatz, veranlasst das Dateisystem eine Reparatur. Dazu verwendet es gespeicherte Prüfsummen und Metadaten des Systems. Allerdings ist dazu bei der Erstellung eines Speicherplatzes eine Ausfallsicherheit notwendig. Sie können auf ReFS-Datenträgern allerdings weder die Komprimierung noch das verschlüsselte Dateisystem einsetzen. Auch Windows-Datenträgerkontingente funktionieren nicht. Außerdem können Sie Datenträger nicht verkleinern oder vergrößern wie mit NTFS. Diese Funktionen werden auf Exchange-Servern aber ohnehin nicht verwendet.

MAPI/HTTP-Protokoll und Outlook 2016

Mit Exchange Server 2013 SP1 hat Microsoft das neue MAPI/HTTP-Protokoll zur Anbindung von Outlook 2010/2013 veröffentlicht. Damit Sie diese Funktion nutzen können, müssen Sie für Outlook die neusten Servicepacks installieren. Außerdem ist das Protokoll standardmäßig deaktiviert und muss erst manuell aktiviert werden.

Ältere Outlook-Versionen, die MAPI/HTTP nicht unterstützen, werden aber weiterhin über RPC angebunden. In Exchange 2016 ist MAPI/HTTP aber standardmäßig bereits nach der Installation aktiv. Auch hier sollen ältere Clients weiterhin unterstützt werden. Der bevorzugte Client wird sicherlich Outlook 2016 sein. Outlook 2010/2013 werden weiterhin unterstützt. Ob auch Outlook 2007 zusammen mit Exchange 2016 funktioniert, ist zwar wahrscheinlich, derzeit aber noch nicht ganz sicher.

Online-Anzeige von Dokumenten - Neuer Office Web Apps Server

SharePoint und auch Office 365 nutzen Office Web Apps Server um online Dokumente in anzeigen zu können. Diese Technik wird jetzt auch in Outlook Web App (OWA) von Exchange Server 2016 verwendet. OWA bietet in diesem Zusammenhang keine eigene Anzeige mehr. Das heißt, Unternehmen die noch keinen Office Web Apps Server einsetzen, müssen diesen spätestens mit Exchange Server 2016 einplanen. Microsoft wird dazu Office Web Apps Server 2016 recht zeitnah mit Exchange Server 2016 veröffentlichen.

Die neue Exchange-Version arbeitet dazu optimal mit der ebenfalls neuen Version von Office Web Apps Server zusammen. OWA-Anwender können Office-Dokumente mit der neuen Funktion lesen und bearbeiten. Sie müssen allerdings für Exchange 2016 einen eigenen Office Web Apps-Server aufbauen und zwar für jeden Standort, an dem Sie einen eigenen Namensraum für Exchange Server 2016 betreiben.

Schnellere Suche mit Exchange 2016/Outlook 2016

Für Outlook 2016-Benutzer ist die wesentlich bessere Suche interessant, vor allem in Zusammenarbeit mit Exchange 2016. Außerdem können Sie den Zeitraum für heruntergeladene E-Mails in der neuen Version genauso eingrenzen und steuern, wie auf Smartphones/Tablets mit Exchange ActiveSync bereits üblich. Outlook 2016 soll außerdem sehr viel performanter und stabiler laufen, wenn die Netzwerkverbindung oder die Anbindung an das Internet zu langsam oder instabil ist. In diesem Zusammenhang arbeitet Outlook optimal mit den neuen Funktionen von Exchange 2016 zusammen. Outlook 2016 arbeitet ebenfalls mit dem MAPI-HTTP-Protokoll, diese ist sicherer und schneller.

Ebenfalls neu in Outlook 2016 ist der Verlauf beim Anhängen von Dateien. Outlook 2016 merkt sich die Dateien, die Sie an andere Anwender verschickt haben und kann diese bei neuen E-Mails aus dem Verlauf anzeigen. Das erhöht die Effizienz, da Sie beim erneuten Versenden eines Dateianhangs diese einfach aus dem Verlauf verwenden können und die Datei nicht erst neu suchen müssen.

Programme, Apps und Erweiterungen für Exchange

Die für Office 365 eingeführten REST-APIs für Mail, Kalender und Kontakte, werden auch in Exchange Server 2016 unterstützt. Die APIs sollen das Entwickeln von Erweiterungen für Exchange deutlich vereinfachen. Die APIs unterstützen dazu viele offene Standards wie JSON, OAUTH und ODATA. Entwickler können sich mit verschiedenen Endgeräten verbinden und Apps entwickeln, auch mit Smartphones, Tablets und herkömmlichen PCs.

Microsoft bietet SDKs für.NET, iOS, Android, NodeJS, Ruby, Python, Cordova, und CORS. Wer Programme auf Basis von Exchange Web Services (EWS) sollte seine Apps aktualisieren, muss das aber nicht. Microsoft verspricht, dass die veraltete EWS-Technologie weiterhin in Exchange 2016 funktionieren, und Apps weiterhin laufen werden. Allerdings ist hier die deutliche Empfehlung die Apps zu aktualisieren. Denn Microsoft wird EWS nicht mehr weiter entwickeln und fokussiert sich eindeutig auf die neuen REST-APIs.

Exchange Server 2016 unterstützt keine Verbindung mehr auf Basis von MAPI/CDO. Setzen Sie Programme dieser Art ein, müssen Sie diese zu REST oder EWS umändern.