Power-Chip-Experte Papermaster

Ex-Manager von IBM darf nicht bei Apple arbeiten - vorläufig

01.12.2008
Per einstweiliger Verfügung hat IBM erwirkt, dass ihr ehemaliger Manager Mark Papermaster, der wesentlich für die Entwicklung des Power-PC-Chips verwantwortlich zeichnete, nicht bei Apple arbeiten darf.

US-Distriktrichter Kenneth Karas sah es als erwiesen an, dass IBM ein "irreparabler Schaden" entstehen könnte, wenn dessen Ex-Manager Mark Papermaster seine Arbeit bei Apple fortsetzt. Papermaster hatte seinen Job bei der kalifornischen Kultfirma erst vor knapp zwei Wochen angetreten.

Richter Karas gab damit dem Antrag einer einstweiligen Verfügung von IBM statt. In dieser hatte das Unternehmen argumentiert, dass Papermaster im Jahr 2006 eine Vereinbarung unterschrieben habe, wonach er nach seinem Ausscheiden bei Big Blue ein Jahr lang keine Tätigkeit bei einem Konkurrenzunternehmen antreten dürfe. Papermaster sollte bei Apple die iPod- und iPhone-Hardware-Entwicklung anführen.

Karas sagte, die einstweilige Verfügung sei gerechtfertigt. Papermaster verfüge über Informationen, die sehr vertrauliche Handelsgeheimnisse der IBM betreffen. Wäre der ehemalige IBM-Manager berechtigt, für Apple zu arbeiten, würde dies Big Blue irreparablen Schaden zufügen. Papermaster, so Karas weitere Erklärung, sei in einige der "sensibelsten und meist geschützten technischen und strategischen Geheimnisse der IBM eingebunden" gewesen.

Sind IBM und Apple Konkurrenten?

Karas schmetterte Papermasters Einwendungen ab, wonach IBM und Apple überhaupt keine Konkurrenten seien. Auch werde er bei Apple keine Chips entwickeln - ein Vorwurf, den IBM in seinem Antrag zur einstweiligen Verfügung gemacht hatte. Allein die Tatsache, dass Papermaster über umfassendes Wissen bei der Chip-Entwicklung und dem Design solcher Prozessoren habe, sei wesentlich für seinen neuen Job bei Apple, entschied Richter Karas. In der Tat war Papermaster bei IBM federführend an der Entwicklung des Power-PC-Prozessors und der Power-Architektur beteiligt.

Wissen für Entwicklung von iPods und iPhones?

Auf dieses Expertenwissen stützte der Distriktrichter seine Entscheidung. Es sei "wahrscheinlich, dass Papermaster sich ganz zwangsläufig auf sein Wissen stützen wird, das er in vielen Jahren bei der IBM erworben hat". Apple habe dieses Know-how so beeindruckend gefunden, dass es sich dieses Expertentum für die Entwicklung einer kostengünstigen iPod- und iPhone-Technik sicher wollte, sagte Karas.

Papermaster hat den größten Teil seiner 23jährigen Tätigkeit bei IBM mit dem Design von Prozessoren verbracht. Am Ende seiner Karriere war er IBMs Vice President of Microprocessor Technology Development. Er arbeitete intensiv an der Entwicklung der Power-Architektur. Diese Prozessoren setzte Apple in seinen Rechner bis zum Frühjahr 2006 ein. Dann schwenkte die Steve-Jobs-Company auf Intel-Prozessoren.

Power-Prozessoren sind Kronjuwelen

Karas bezeichnete die Power-Prozessoren der IBM als deren "Kronjuwel". Er betonte, dass es keinen Beleg dafür geben würde, dass Papermaster irgendwelche Firmengeheimnisse IBMs enthüllt habe. Das gericht unterstelle dem Manager auch keine bösen Absichten. Allein die Wahrscheinlichkeit, dass Papermaster versehentlich Geheimnisse enthüllen könnte, sei ausreichend, um IBMs Antrag auf eine einstweilige Verfügung, mit der die Anstellung von Papermaster bei Apple verboten wird, stattzugeben.

Papermaster hat IBM im Gegenzug verklagt. Er argumentiert, die dem Verfahren zugrunde liegende Verpflichtungs- und Ausschlusserklärung sei nicht einklagbar und überhaupt viel zu allgemein formuliert. IBM wiederum musste bei Gericht eine Sicherheit über drei Millionen Dollar für den Fall hinterlegen, dass es im Hauptsacheverfahren gegen Papermaster unterliegen sollte. Auf diese Weise soll jedweder Schaden, der Papermaster durch das Verfahren entsteht, ausgeglichen werden können. (jm)