EU-Kennzeichnung teilt PCs in Energieklassen ein

13.03.2008
Jeder, der schon einmal eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank gekauft hat, kennt und schätzt sie: die Energieeffizienzklassen, die kennzeichnen, wie viel Strom ein Haushaltsgerät braucht. In Zeiten von Green IT wäre es schön, wenn es solche Angaben auch für PCs geben würde, fordern viele. Dabei gibt es sie bereits - von der Europäischen Union (EU).

Auf der CeBIT 2008 hatte der Branchenverband Bitkom zu Beginn der Messe eine Pressekonferenz abgehalten, bei der es um das CeBIT-Leitthema Green IT ging. Während der Diskussion im voll gepackten Raum kam die Forderung auf, Energieeffizienzklassen auch für Computer und insbesondere PCs zu etablieren. Niemand – bis auf einen, der sich aber nicht als Besserwisser offenbaren wollte - schien zu wissen, dass es eine Kennzeichnung nach Energieverbrauch für PCs bereits gibt.

Die Europäische Union (EU) nimmt nämlich an dem aus den USA stammenden Energy-Star-Programm teil. Hierbei handelt es sich um ein internationales und freiwilliges Kennzeichnungsprogramm für Strom sparende Bürogeräte. 1992 hatte es das US-amerikanische Umweltbundesamt (EPA) ins Leben gerufen. Ein Abkommen zwischen der US-Regierung und der Europäischen Union regelt mittlerweile die EU-Teilnahme an dem Programm.

Auf ihren Energy-Star-Webseiten rechnet die EU vor, wie sinnvoll es ist, sich auch als Privatnutzer des Themas energiesparender IT-Gerätschaft anzunehmen. Es lohnt sich nämlich, einmal genau nachzurechnen, was PCs, aber auch die weitere IT-Gerätschaft wie Drucker, Kopierer, Scanner und Faxgeräte (die EU fasst diese Systeme unter den Begriff "bildgebende Systeme" zusammen) an Strom verbrauchen. So lässt sich die Energiebilanz eines Privathaushalts aufstellen.

Drastische Stromkostenreduzierung

Eine zunächst nicht ganz ernst gemeinte Umfrage brachte es an den Tag: Keiner weiss, wieviel Strom ein PC benötigt.

Der jährliche Stromverbrauch neuer Geräte könne nämlich zwischen 350 und 400 Kilowattstunden (kWh) betragen – oder lediglich 40 kWh. Voraussetzung: Man entscheidet sich beim Kauf für energiesparende IT-Geräte. Ausgehend von einer durchschnittlichen Lebensdauer von fünf bis sechs Jahren (EU-Durchschnitt) und einem Strompreis von 0,15 Euro pro kWh könnten Privatanwender mit den sparsamsten Energy-Star-konformen Geräten zwischen 150 und 200 Euro an Stromkosten sparen, schreibt die EU. Und das gilt für den Fall, dass User lediglich einen PC und einen Drucker benutzen. In dieser Kalkulation sind Einsparungen durch die effiziente Verwendung von Druckpapier ("Papierenergie") noch nicht beinhaltet. Und auch das sei noch nicht das Ende der Energiekostendiskussion.

Besonders viel sparen lasse sich nämlich, wenn zur Heimbüroausstattung auch Scanner, Faxgerät, Kopierer, xDSL-Modem etc. gehören. Der gesamte jährliche Stromverbrauch für solche einen Gerätepark steige dann auf 600 kWh an. Möglich wäre bei der richtigen Wahl der Produkte aber eine Energiesumme von lediglich 60 kWh.

Wer darüber hinaus zuhause mehrere PCs in einem Netzwerk nutze und dabei neue und alte Rechner kombiniere, dessen Stromverbrauch könnte noch einmal um 30 Prozent steigen und so die 1000 kWh/Jahr-Grenze sprengen. Zumindest dann, wenn keine Energiesparmaßnahmen ergriffen werden.

Treibhausgase steigen ins Gigantische

Im Rahmen des Europäischen Programms für den Klimawandel (ECCP) prognostiziert die EU in Bezug auf Privathaushalte, dass die jährlichen Treibhausgasemissionen durch die Nutzung von Bürogeräten in den 15 ursprünglichen EU-Kernmitgliedstaaten allein von einer Million Tonnen im Jahre 1990 auf 29 Millionen Tonnen im Jahre 2010 ansteigen werden. Grund hierfür ist eine Zunahme des jährlichen EU-Stromverbrauchs von zwei Terawattstunden (TWh) im Jahr 1990 auf geschätzte 64 TWh im Jahre 2010. Eine Terawattstunde entspricht dabei einer Billion Wattstunden beziehungsweise einer Milliarde Kilowattstunden.

"Dieser Zuwachs ist so hoch, dass hierdurch fast alle erfolgreichen Anstrengungen, die seit 1990 zur Reduzierung des Stromverbrauchs von Kühlschränken, Waschmaschinen, Beleuchtungskörpern etc. unternommen wurden, zunichte gemacht werden", schreibt die EU.

Eine weitere Erkenntnis der EU lautet: Im Jahre 2010 werden die Gesamtausgaben aller Bürger aus den 15 Mitgliedstaaten für den Stromverbrauch von Heimbürogeräten fast sieben bis acht Milliarden Euro betragen. Bürogeräte zumindest in Privathaushalten weisen dabei einerseits den mit Abstand am schnellsten steigenden Stromverbrauch auf. Sie zählen andererseits zu den Produkten mit dem größten Energiesparpotenzial.

Mit entsprechenden Maßnahmen und Richtlinien liegt das Energiesparpotenzial von Bürogeräten, so die EU, bei über 50 Prozent. Laut ECCP könnte der Stromverbrauch auf 31 TWh pro Jahr gesenkt werden, was einem Kohlendioxidausstoß von 14 Millionen Tonnen pro Jahr entspräche. (jm)