ERP: Exact Software will mit Business-Intelligence und CRM punkten

21.09.2007 von Frank Niemann
Das in den Niederlanden beheimatete Softwarehaus Exact will auf der Grundlage von "E-Synergy" Business-Intelligence- und Corporate-Performance-Management-Module auf den Markt bringen. Nach den Worten des neuen Deutschlandchefs Brian Aiken will das Unternehmen ab nächstes Jahr auch im Markt für CRM-Software mitmischen. Den hiesigen ERP-Markt lässt das Unternehmen dagegen links liegen.

Hierzulande erwirtschaftet Exact Software ihre Umsätze in erster Linie mit Lohn-und Gehaltsabrechnungsprogrammen für kleine Unternehmen ("Lohn XL"). Die Programme stammen von dem deutschen Spezialisten Softresearch, den die Niederländer gekauft hatten. Laut Hersteller finden inzwischen aber auch Human-Resource-Lösungen (HR) für das Bewerber-Management, die digitale Personalakte, Reisekostenabrechnung sowie Seminar- und Anwesenheitsverwaltung Anklang bei Unternehmen. Anbieterangaben zufolge lassen sich diese Features mit Office-Applikationen koppeln, so dass die Korrespondenz mit Bewerbern beziehungsweise Kontaktinformationen zentral gespeichert werden können.

Die HR-Funktionen bildet der Hersteller auf der Softwareumgebung "E-Synergy" ab. Sie verfügt über ein integriertes Web-Portal und eine Workflow-Engine, die es Anwendern erlauben, eigene Geschäftsprozesse zu definieren und ablaufen zu lassen.

Übernahme des CPM-Anbieters Longview

Auf der Basis von E-Synergy sollen im nächsten Jahr eine Business-Intelligence- sowie eine Customer-Relationship-Management-Lösung erscheinen. "Business Analytics" umfasst Methoden, mit denen Anwender Berichte erstellen und Geschäftsdaten auswerten können. Die Entwicklung setzt auf Technik des vor zwei Jahren übernommenen amerikanischen Anbieters Vanguard Solution Group auf. Des Weiteren hat Exact vor, Software für Corporate Performance Management (CPM) auf den Markt zu bringen. Auch hierzu hatte das Unternehmen zugekauft, nämlich unlängst den kanadischen Spezialisten Longview Solutions.

CPM-Software soll Firmen dabei unterstützen, Prognosen über den künftigen Geschäftsverlauf anzustellen sowie zu planen. Demgegenüber eignen sich die in Business Analytics zusammengefassten Funktionen nur dazu, Geschäftsdaten auszuwerten und somit in die Vergangenheit beziehungsweise in die Gegenwart zu blicken. Im Markt gab es in letzter Zeit einige Aufkäufe: Hyperion wurde von Oracle geschluckt, Business Objects kaufte Cartesis und Cognos erwarb Applix. Auch Microsoft mischt nun mit. Der Konzern hatte vor kurzem eine unter anderem auf Technik der übernommenen Firma Pro Clarity basierende Performance-Management-Lösung vorgestellt.

CRM-Software aus Spanien

Für das nächste Jahr geplant ist ferner eine CRM-Software. Die entsprechende Lösung entsteht in der spanischen Niederlassung des Anbieters und soll für den deutschen Markt angepasst werden. Sowohl mit dem Business-Intelligence- als auch mit dem CRM-Angebot hoffen die Niederländer den gehobenen Mittelstand in Deutschland zu erreichen. Differenzieren will sich das niederländische Softwareunternehmen auch damit, dass es mit über 40 Landesorganisationen Kunden bei weltweiten Projekten betreuen kann, wenn es sein muss auch in Pakistan und Saudi-Arabien.

Neben "E-Synergy", das demnächst in einer neuen, in .NET implementierten Fassung erscheint, vertreibt das Softwarehaus mit "Exact Globe" eine ERP-Suite. Diese Lösung wird zwar weitergepflegt, die Innovationen finden jedoch vornehmlich auf der E-Synergy-Umgebung statt.

Brian Aiken, Chef von Exact Software in Deutschland, verantwortet seit Juni die Geschäfte der DACH-Region.
Foto: Exact Software

Kein Preiskampf im ERP-Geschäft

Obwohl Exact Software ERP-Lösungen im Programm hat, hält das Unternehmen diesen Produktbereich in Deutschland nicht so hoch wie anderswo. "Hierzulande herrscht ein heftiger Preiskampf bei Lizenzen und Consulting-Stunden, an dem wir nicht teilnehmen wollen", legt Brian Aiken die Marschrute fest. Der General Manager der deutschen Niederlassung in Dornach bei München setzt daher zumindest in Deutschland stärker auf Themen abseits von der Finanzbuchhaltung, Rechnungswesen und Produktionssteuerung, da beispielsweise CRM, HR und Business-Intelligence höhere Margen versprechen. Die deutsche Niederlassung agiert als weltweites Kompetenzzentrum für HR-Lösungen. Hier beschäftigt das Unternehmen 130 Mitarbeiter, darunter 15 Berater, die Projekte bei Kunden abwickeln – Exact wickelt fast alle Geschäfte direkt ab.

4000 Mieter von ERP On-Demand

Ob auch das On-Demand-Produkt "Exact Online" nach Deutschland kommt, vermag Aiken noch nicht zu sagen. In den Niederlanden gibt es bereits etwa 4000 Mieter´, die Finanzbuchhaltungs- und Lohnabrechnungsfunktionen über ein Web-Portal nutzen. Der Preis für die Lösung liegt dort bei 15 Euro pro Nutzer und Monat. Zunächst richtete sich das Mietprodukt an Exact-Kunden, die noch veraltete DOS-Software des Herstellers verwendeten. Nun würde das Produkt auch Neukunden ansprechen. Dieses Mietsystem ähnelt zumindest im Konzept dem unlängst von SAP vorgestellten "Business ByDesign".

Die von Aiken skizzierte Produktstrategie folgt einer Reorganisation, bei der eine neue Geschäftseinheit für die Region Europa, den mittleren Osten und Afrika entstand. Zuvor agierten die Landesgesellschaften weitgehend eigenständig. Im Zuge dieser Maßnahme übernahm der gebürtige Ire im Juni die Geschäfte in Deutschland. Insgesamt erwartet Exact Software einen weltweiten Umsatz von 300 Millionen Euro in diesem Jahr, wobei das organische Wachstum mit Softwarelizenzen zwischen sechs bis acht Prozent liegen soll. Für Deutschland hat sich Aiken höhere Ziele gesteckt: Den Lizenzumsatz will er zweistellig steigern. (fn)