EMC Documentum CenterStage und CMIS

Enterprise Content Management statt Social Software

12.11.2008 von Sascha Alexander
EMC kündigt viel versprechende Änderungen in seiner ECM-Strategie an. Ziel sind gefällige, einfach zu nutzende Clients für Collaboration und mehr Offenheit bei der Repository-Integration.

Als Technologieführer im ECM-Markt präsentiert sich EMC dieser Tage auf der internationalen Kundenveranstaltung "Momentum" in Prag. Vor rund 1500 Teilnehmern warb der Hersteller, der mit der ECM-Plattform Documentum sowie anderen Produktlinien wie "Captiva" weltweit zu den Marktführern zählt, für neue Anätze und mehr Offenheit in seiner Produktstrategie. Im Mittelpunkt standen dabei der angehende ECM-Standard "Content Management Interoperability Services" (CMIS), der vom Web 2.0 inspirierte Client "EMC Documentum CenterStage" und die Suite "Document Scienes xPression", die zu einem integrierten Output-Management führen soll.

So war sich Razmik Abnous, Chief Technology Officer Content Management and Archiving, sicher, dass mit CMIS erstmals eine Spezifikation im ECM-Markt im Entstehen sei, die zu mehr Interoperabilität zwischen ECM-Repositories und ECM-Clients führen werde. Dies hatten zwar auch andere Ansätze in der Vergangenheit wie das Open Document Management API (ODMA) versprochen, doch seien sie wesentlich komplexer gewesen.

Collaboration und ECM rücken zusammen

CMIS definiert ein gemeinsames Obejktmodell sowie eine Reihe von Bindings für eine Kommunikation über SOAP oder REST. Natürlich deckte die erste Version noch nicht alle Aspekte ab, doch dürfe man deswegen die seit 2006 zusammen mit IBM und Microsoft entwickelten Spezifikationen nicht als bloßes Arbeitspapier abwerten, sagte Abnous. So wachse die Zahl der Unterstützer, zu denen auch Oracle, SAP und Alfresco gehörten, und es habe mittlerweile bei der Oasis das Standardisierungsverfahren begonnen . Ferner bietet EMC jetzt eine erste frühe Version von CMIS zur Beurteilung, und teste kürzlich erfolgreich die CMIS-Integration von EMC Documentum mit dem Microsoft Office SharePoint Server 2007 und Standardsoftware von SAP.

Ergänzend sprachen sich die EMC-Partner TietoEnator und Atos Origin für CMIS aus. So erklärte Anitt Pudas, Director ECM Business bei TietoEnator, dass CMIS Anwendern helfen werde, einfacher Anwendungen für Knowledge Worker zu erstellen, die auf diversen Datenquellen zugreifen sollen. Kees Stam, Global Program Director ECM, bei Atos Origin, war etwas zurückhaltender und begrüßte grundsätzlich jede Standardisierung, da viele Kunden mehr Interoperabilität zwischen ihren ECM-Produkten verlangten. Eine mögliche Kombination von Collaboration-Software mit dem ECM-Backoffice, wie es CMIS verspreche, sei da ebenso willkommen wie eine gute SAP-Integration.

Vereintes Output-Management

Eine weiteren Themenschwerpunkt setzte EMC in Prag auf das Thema Output-Management. Hierfür hatte der Hersteller im März den Spezialisten Document Scienes übernommen. Dieser bietet mit seiner Produktsuite "xPression" eine Workflow-Umgebung, mit der sich Inhalte über diverse Kanäle an Kunden und Partner automatisiert übermitteln lassen (als XML-Datei, per SMS, via HTTP, E-Mail, Batch-Datei oder PDF). Laut EMC sei dieser Ansatz in der Lage, bei Kunden die bisher oft separaten Anwendungen für den Dokumentenversand zu vereinen.

Auf der Veranstaltung kündigte EMC nun die tiefere Integration von xPressions in die ECM-Plattform Documentum 6.5 (neues Repository, mehr Archivfunktionen unter anderem), sowie lokalisierte Versionen (auch in Deutsch) an. Eine Integration mit der Capture-Technik von EMC Captiva soll im nächsten Schritt mit der Version "xPression 7" erfolgen. Diese wird voraussichtlich Ende 2009 zusammen mit Version 7 von Documentum auf den Markt kommen.

Web 2.0 aus dem Haus EMC

Documentum CenterStage Expression vereint als Collaboration-Umgebung Dokumente mit Web-2.0-Features wie Wikis, Blogs und Empfehlungen in einer grafischen Umgebung.

Besonders begeistert zeigte sich der Hersteller zudem vom neuen Client "EMC Documentum CenterStage", der erstmals im Juli zusammen mit Documentum 6.5 vorgestellt wurde. Er soll im Lauf der Zeit die bisherige Collaboration-Software "eRoom" ersetzen und sei laut Hersteller ein Beispiel dafür, wie man die Entwicklungsprinzipien des Web 2.0 und Social Software auf den Unternehmenseinsatz abbilde. So sei die Entwicklung von CenterStage ganz darauf abgestellt, eine einfach vom Endanwender zu benutzende und modifizierbare Oberfläche für die Content-bezogene Zusammenarbeit zu schaffen.

Die Collaboration-Umgebung dient zum Aufbau von Communities auf Basis von Documentum 6.5, wobei sich in einer integrierten Umgebung Dokumente nutzen lassen, aber vor allem auch Web-2.0-Features wie ein Blog, Wiki und Social Network vorhanden sind. Hinzu kommen Funktionen wie Tagging von Informationen, die gefilterte Suche nach Inhalten und Personen, eine Inhaltevorschau sowie als Option der mobile Zugriff etwa über den Blackberry oder das iPhone.
"CenterStage ist Web 2.0 ohne Risiken", verkündete Whitney Tidmarsh, Vice President Worldwide Marketing Content Management and Archiving bei EMC. Mit dem neuen Produkt werde man der erste ECM-Hersteller sein, der die Arbeitsweise und leichte Bedienbarkeit von Social Software auf den Unternehmenslandschaft übertrage. Anders als Social Software könne man indes von Unternehmen gewünschten Anforderungen in punkto Sicherheit, Compliance, Urheberrechte und Pricacy über eine Plattform abdecken könne. Social Software sei hingegen zu offen und nicht sicher.

Kostenlose Testversion für Kunden

Rund 200 Kunden testen derzeit CenterStage. Zudem stehe mit "CenterStage Essentials" eine für Documentum-Kunden kostenlose Testversion zur Verfügung. Laut Adrian Bibby, Principal Solutions Architect beim ECM-Partner Fujitsu, habe man den Client, der anders sei als alle ihm bekannten Clients für das Dokumenten-Management, intern bereits erprobt. Dabei bestätigte sich, dass CenterStage leicht zu implementieren und zu nutzen sei. "Dadurch lassen sich die Kosten der Einführung und für Schulungen senken".

CenterStage soll anders als zunächst geplant erst im ersten Quartal 2009 allgemein verfügbar sein. Dann wird es die Software in einer gegenüber der Testversion um zusätzliche Funktionen erweiterten Version "CenterStage Pro" geben. Diese umfasst auch das Migrationswerkzeug "RedCarpet", das der ECM-Partner Crown Partners entwickelt hat. Es soll beim Umstieg von eRoom auf CenterStage helfen.