EMC und HP gegen IBM: Die Storage-Gemeinde spaltet sich

23.06.2006
Unter den Speicherherstellern besteht zwar Konsens darüber, dass für Storage-Management-Produkte eine gemeinsame Codebasis entwickelt werden soll. Doch der Markt spaltet sich nun in zwei verschiedene Gruppen.

Vorgestern erst hatte Sun Microsystems dem von IBM angeführten Open-Source-Projekt Aperi die Gefolgschaft aufgekündigt. Gestern dann fand sich das Unternehmen in einer Allianz mit EMC, HP, Hitachi Data Systems und Symantec wieder - Firmen, die sich dem Aperi-Projekt verweigert hatten. Damit haben sich im Markt für Speicher-Management-Software zwei Lager gebildet.

Im SNIA Technology Center löste die Spaltung im Storage-Lager Unbehagen aus.

Was den Markteinfluss angeht, so mutmaßt der britische Branchendienst "Computerwire", dürfte die neu gegründete "Gang of Five" ein klares Übergewicht haben. Doch das von IBM unterstützte Projekt habe einen Vorteil: Der entstehende Code soll unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung stehen. Eine enstprechende Ankündigung des Aperi-Projekts wird für nächste Woche erwartet. Ob das konkurrierende Lager ebenfalls diesen Weg geht, steht noch nicht fest. Man wolle diese Entscheidung von den Wünschen der Kunden und den Markterfordernissen abhängig machen, sagte ein HP-Sprecher.

Die Fünferbande hatte den "proprietären Ansatz" von IBM kritisiert, der ausschließlich den OEM-Lieferanten und Partnern von Big Blue entgegenkomme. Sun verließ die Gruppe aus eben diesem Grund vor zwei Tagen. Der einzige große Anbieter von Speichersoftware, der außer IBM noch in der Aperi-Initiative vertreten ist, ist die Network Appliance Inc.

Sun hatte vor allem kritisiert, dass die Aperi-Gruppe eine zu große Distanz zur Branchenorganisation SNIA (Storage Networking Industry Association) halte, die für die Entwicklung der Spezifikation SMI-S verantwortlich ist. Diese ist für die Zusammenführung heterogener Speicherumgebungen maßgeblich. Doch die Aperi-Verantwortlichen betonten stets, ihren Code auf der Basis des weithin akzeptierten SMI-S-Standards zu entwickeln. Die SNIA hatte erst gestern die Aperi-Bemühungen gutgeheißen und ihre grundsätzliche Unterstützung zugesagt.

"Aperi setzt sich aus SNIA-Mitgliedern zusammen. Wir hatten Diskussionen über mehrere Monate mit ihnen. Sie bekennen sich zum SMI-S-Standard - und wir haben angekündigt, sie zu unterstützen", sagt SNIA-Vorstand Wayne Adams.

Auch die fünf Aperi-Gegner stehen zu ihrer engen Zusammenarbeit mit der SNIA. Man wolle weiter "kooperieren um sicherzustellen, dass die SMI-S-Spezifikation zu einem Industriestandard wird". Allerdings gibt es bislang noch keine Arbeitsgruppen oder Initiativen gemeinsam mit der SNIA. Deren Vorstand sagte, es sei noch nicht klar, welche Aktivitäten die neu gegründete Speicher-Organisation plane. Fest stehe lediglich das, was die Mitglieder angekündigt hätten: nämlich Speicherherstellern und deren Kunden eine gemeinsame, auf Standards aufsetzende offene Plattform für Speicher-Management-Anwendungen zu bieten. Ein Anfang solle noch in diesem Jahr gemacht werden.

SNIA-Sprecher Adams konnte seine Verwirrung angesichts der Neugründung nicht ganz verbergen. Es handele sich sämtlich um SNIA-Mitglieder, die ihren Pflichten stets nachgekommen seien und ihre Beiträge pünktlich gezahlt hätten. "Wenn sie etwas angekündigt haben, haben sie auch geliefert." (hv)