EMC Forum 2010

EMC rüstet sich für die Private Cloud

09.09.2010 von Ariane Rüdiger
Rund 1400 Besucher kamen am 7./8. September zum EMC Forum 2010 nach Frankfurt. Zu hören bekamen sie von COO Pat Gelsinger vor allem die Private-Cloud-Vision des Unternehmens.

Gelsinger formulierte auf der Veranstaltung ehrgeizige Ziele: Als einziger Anbieter eines "virtualisierten Cloud-Konzepts" wolle EMC mit seinen VCE-Allianzpartnern (Virtual Computing Environment) Cisco und VMware zum Marktführer bei Private-Cloud-Umgebungen werden. Die Konkurrenz biete entweder wie Google oder Amazon "Über-Clouds" an, die dem Anwender nicht für einen sicheren Umgang mit seinen Daten und Informationen garantieren könnten, oder aber vertikalisierte Clouds, die Kunden an einen einzigen Hersteller bänden. Gelsinger nannte in diesem Kontext die Konkurrenten Hewlett-Packard und IBM.

Cloud-Provider auf dem Prüfstand
Cloud-Anbieter auf dem Prüfstand
Die Experton Group hat sich die relevanten und in Deutschland aktiven Anbieter genauer angesehen. Hier finden Sie die Ergebnisse im Schnelldurchlauf. <br /><br /> <a href=" http://www.experton-group.de/research/studien/cloud-vendor-benchmark-2010/ueberblick.html" target="_blank">Weitere Informationen zur Studie finden Sie auf der Web-Site der Experton Group</a>
Amazon
<b>Amazon </b>hat die Palette seiner Cloud-Dienste seit 2002 unter dem Namen Amazon Web Services (AWS) stark ausgeweitet. So kamen zum ursprünglichen Kernangebot (Vermietung von Rechenleistung "EC2", Storage "S3" und Datenbankkapazität "SimpleDB") unter anderem noch relationale Datenbanken, Content Delivery, Messaging und Monitoring, Virtual Private Clouds sowie weitere Add-ons (etwa in Zahlungen und Rechnungen) hinzu. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Google
Die "Google Apps" von <b>Google</b> sind für Anwender vorgesehen, die einfache, standardisierte Collaboration-Lösungen (SaaS) wollen. Die Infrastructure-as-a-Service-und Platform-as-a-Service-Angebote unter dem Namen "Google AppEngine" sind auf Entwickler und Start-ups ausgerichtet. Sie stehen ohne Zugangsbeschränkung in der Public Cloud zur Verfügung, es gibt sie allerdings nicht in Deutsch. Rechenleistung lässt sich neuerdings über die so genannten "free quotas" zu festen Konditionen per Kreditkarte beziehen. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Microsoft
<b>Microsoft</b> bietet mittlerweile nahezu alle Produkte und Technologien auch aus der Cloud an. Damit zählt der Konzern zu den wenigen Anbietern mit komplettem Cloud-Stack, der sowohl IaaS, PaaS und SaaS als auch Private-, Public- und Hybrid-Cloud-Services abdeckt. Das zentrale Element des Portfolios bildet die Plattform "Windows Azure". Auch das kommende Office-Release 2010 soll in die Wolke passen, lässt aber auch eine lokale Installation zu. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Salesforce
<b>Salesforce</b> hat sich vom reinen Anbieter von SaaS-Lösungen für das Customer-Relationship-Management (CRM) zu einem Plattformanbieter weiterentwickelt. Neben der etablierten SaaS-Lösung für das Kunden-Managment und die Vertriebs- und Marketing-Automatisierung bietet Salesforce mit Force.com eine Betriebs- und Entwicklungsumgebung im Public-Cloud-Modus an. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Deutsche Telekom
Die breite SaaS-Palette des <b>Geschäftskundenbereichs der Deutschen Telekom</b> umfasst unter anderem Lösungen für E-Mail, Collaboration, Conferencing, CRM und ERP. Zudem beinhaltet sie integrierte IT- und TK-Services (etwa das "Deutschland LAN"). Erwähnenswert sind die von T-Systems entwickelten "Dynamic Services", die etwa betriebswirtschaftliche Applikationen bedarfsgerecht bereitstellen und abrechnen. Hinzu kommen nun auch erste IaaS-Angebote (Infrastructure as a Service) für größere Mittelständler. Diese Offerten bieten eine flexible Buchung von Server-Instanzen, sind hinsichtlich ihrer Skalierbarkeit und nutzungsabhängigen Bezahlung aber noch ausbaufähig. <br/><br/>Quelle: Experton Group
IBM
Als technologischer Innovator verfügt <b>IBM</b> über ein breites, aber teilweise nur schwer überschaubares Angebot an Cloud- Services (IaaS, PaaS, SaaS) und Produkten. Neben den eigenen SaaS-Lösungen (zum Beispiel Lotus) stehen IBM-Kunden eine Vielzahl an Partnerlösungen auf der IBM-Plattform zur Verfügung. Für Softwaretests und -entwicklung, ein wichtiges Cloud-Anwendungsfeld, bietet IBM Unternehmen eine ausgereifte Plattform. <br/><br/>Quelle: Experton Group
HP
<b>Hewlett-Packard (HP)</b> vertreibt Hard- und Software für den Aufbau von Private-Cloud-Infrastrukturen. Zudem können Großkunden Rechenleistung und Storage-Kapazitäten in einem IaaS-Modell nutzen. Allerdings sind Zugang, Skalierbarkeit und Self-Service beschränkt. Dagegen sind die Utility-Services, die Enterprise-Applikationen etwa von SAP auf einer virtualisierten Plattform flexibel bereitstellen und abrechnen, weit entwickelt und voll ausgereift. Sie sind das Kernstück des derzeitigen Cloud-Angebots. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Fujitsu Technology Solutions
<b>Fujitsu Technology Solutions (FTS)</b> bietet unter dem Namen "Infrastructure-as-a-Service for Servers" zurzeit lediglich flexibel buchbare Server-Kapazitäten in einem "Private-Cloud-Modell" an. Die Abrechnung mit den Kunden erfolgt allerdings nach gebuchten und nicht nach wirklich verbrauchten IT-Ressourcen. Leider hat Fujitu hier den Cloud-Ansatz noch nicht hundertprozentig umgesetzt. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Pironet NDH
<b>Pironet NDH</b> fokussiert sich mit seinem Cloud-Angebot eindeutig auf den Mittelstand und positioniert sich dort als "Trusted Partner". Das Portfolio umfasst neben Infrastruktur-Services (etwa Storage on Demand) zahlreiche SaaS-Lösungen von Partnern. Dazu kommen verschiedene Managed-Services auf der Netzebene. <br/><br/>Quelle: Experton Group
T-Systems
Neben zahreichen, auf diese Zielgruppe zugeschnittenen Managed-Services bilden die "Dynamic Services" den Kern des Cloud-Angebots von <b>T-Systems</b>. Anwendern stellt die Telekom-Tochter Enterprise-Applikationen (etwa ERP und CRM) zur Verfügung, die auf skalierbaren und standardisierten Hardware-Infrastrukturen laufen. Die Abrechnung der genutzten SAP- oder Microsoft-Systeme erfolgt nutzungsabhängig. <br/><br/>Quelle: Experton Group
Nionex
Als einer der wenigen IT-Service-Provider in Deutschland bietet <b>Nionex</b> seit 2009 ein klar strukturiertes Public-Cloud-Angebot an. So werden mit den IaaS-Offerten mittelständische Unternehmen angesprochen, die Teile ihrer Infrastruktur flexibilisieren und erste Anwendungen in der Cloud betreiben wollen. Nionex stellt neben Rechnerleistung auch Storage und weitere Services bereit. <br/><br/>Quelle: Experton Group

Die nächsten Schritte auf EMCs Weg sind erstens eine Sicherheitslösung von der Applikation bis auf die Hardwareebene. Hierzu hat die Neuerwerbung RSA erst kürzlich eine Cloud-Security-Suite vorgestellt, die mit Intels "TXT"-Hardwareerweiterungen für den Prozessor gepaart wird.

Zweitens will EMC zusammen mit VMware die Bereitstellung kompletter Services, beispielsweise E-Mail, die heute Tage und Wochen dauert, erheblich beschleunigen und von der IT-Abteilung in die Hände des Anwenders legen. Dazu dienen der bereits auf der VMworld in San Francisco präsentierte "vCloud Director" auf Serviceebene und "UIM 2.0" (derzeit als Betaversion angekündigt) für die darunterliegende Hardware.

Provisioning per Mausklick

Beide werden so eng miteinander verzahnt, dass die Bestellung eines Dienstes in einer bestimmten Qualität durch den Anwender auch das Hardware-Provisioning in der gewünschten Menge und Qualität anstößt. Im Gegensatz zur ersten Version von UIM integriert Version 2.0 neben Netz und Servern auch die Primärspeicher. Backup-Systeme sollen später folgen, dann ist sogar ein Durchgriff auf automatische Bestellfunktionen denkbar.

EMCs Zusammenarbeit mit SAP intensiviert sich auch durch den Dienstleister Fluid Operations. Dessen eCloud Manager erlaubt SAP-Kunden, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene vBlock-Umgebungen der EMC-Allianz in Eigenregie und automatisiert am Bildschirm zu konfigurieren. Vor allem Mittelstandskunden mit engem IT-Beratungsbudget sollen so einen weiteren Anreiz erhalten, in vBlocks einzusteigen.

Trotz der Konzentration auf vBlocks zeigten sich auch andere EMC-Virtualisierungspartner in Frankfurt, zum Beispiel Microsoft. Anna Fetzer, Produkt-Manager Virtualisierung des Softwaregiganten, betont: "Der Vorteil standardisierter Cloud-Umgebungen ist ihre Offenheit. Man kann mit vielen Partnern kooperieren."

Cloud-Begriff ist Anwendern egal

Quelle: Fotolia, J. Thew
Foto: J. Thew/Fotolia

Den Anwendern sind Werbebotschaften, Marken und Definitionen zur Cloud inzwischen relativ egal. "Sie kommen mit einem Problem und wollen eine Lösung. Den Cloud-Begriff führen meist wir in die Debatte ein", berichtet beispielsweise Klaus Neuwaldt, Storage Resales Consultant bei Bull. Bei Computacenter registriert man immerhin reges Interesse an EMCs vBlock-Konzept.

Für Ralf Jahnke, Geschäftsführer der Accenture GmbH, ist die Private Cloud ohnehin nur "eine clevere Vermarktung von Überkapazitäten" und Durchgangsstation auf dem Weg zur Public Cloud. Schließlich befreie nur Letztere den Kunden von Investitionszwängen und mache ihn damit so flexibel, wie er gern sein möchte. Pat Gelsinger dagegen sieht den CIO als Profiteur des Private-Cloud-Zeitalters: "Cloud könnte ihm eine wichtigere und vor allem dankbarere Rolle als bisher verschaffen."