Virtualisierung und Cloud Computing

EMC macht mit Vplex das Data Center mobil

11.05.2010 von Uli Ries
Eine neue Storage-Appliance für private Clouds namens Vplex soll nicht nur virtuelle Maschinen schnell umziehen lassen, sondern auch die dazugehörigen Daten. Das Ganze soll laut EMC nicht nur innerhalb eines Rechenzentrums funktionieren, sondern demnächst auch weltweit.

EMC präsentierte die neue Storage-Hardware Vplex auf der Fachkonferenz EMC World in Boston. Das System soll bislang nicht gekannte Funktionen in die privaten Cloud-Infrastrukturen von Unternehmen bringen: Die Technik verspricht im Zusammenhang mit Storage-Arrays die gleichen Funktionen, wie sie Server-Virtualisierung im Zusammenhang mit Servern bringt. Virtuelle Maschinen (VM) sollen sich samt der zugehörigen Daten und Anwendungen unterbrechungsfrei bewegen lassen. Beispielsweise, um drohenden Naturkatastrophen auszuweichen, oder um besonders hardwarelastige Anwendungen in Data Center auszulagern, an deren Standort die Energiekosten niedrig sind.

EMC-Boss Joe Tucci: Es wird nicht wenige, gigantische Clouds geben, sondern stattdessen eine riesige Anzahl kleiner privater und öffentlicher Datenwolken.

Vplex funktioniert entweder im gleichen, lokalen Rechenzentrum (Vplex Local), oder auch zwischen zwei Rechenzentren (Vplex Metro). Um die VMs zu verschieben, arbeite Vplex sowohl mit VMwares Vmotion zusammen, als auch mit Live Migration von Microsofts Windows Server 2008 R2 Hyper-V. EMC-Boss Joe Tucci erklärt, dass eine Abstraktionsschicht den eigentlichen Speicherort der Daten loslöst vom Ort, an dem die auf die Daten zugreifende Anwendung genutzt und betrieben wird. EMCs Präsident für Information Infrastructure Products, der von Intel gekommene Pat Gelsinger, spricht in Verbindung mit Vplex von "Virtual Storage" und nicht von "Storage-Virtualisierung".

Außerdem will Vplex laut Gelsinger die bisher von Entwicklern und Kunden in Speichersysteme getätigten Investitionen nutzen und fördern, anstatt sie zu zerstören: Vplex arbeitet auch mit Storage-Arrays anderer Hersteller zusammen und soll sich ohne große Anpassung oder irgendeine Betriebsunterbrechung in vorhandene Infrastrukturen eingliedern lassen. Gelsinger spricht halb scherzhaft von den Produkten der "Bad Guys". Vorerst beherrscht Vplex allerdings nur Block-Level-Replizierung. File- und Objekt-Level sollen aber in Zukunft ebenfalls unterstützt werden.

EMC Vplex kommt in vier Varianten

EMC will Vplex in vier Varianten anbieten, von denen jetzt zwei verfügbar sind: Neben Vplex Local und Metro sollen noch Vplex Geo (erste Hälfte 2011) und Vplex Global (Marktstart noch nicht bekannt) folgen. Die ersten beiden Varianten funktionieren im Synchron-Betrieb, das heißt, dass die Daten an allen Speicherorten jeweils in Echtzeit auf dem gleichen Stand gehalten werden. So lassen sich Anwendungen für den Benutzer völlig transparent auf verschiedene Storage-Arrays verteilen. Dabei arbeitet Vplex zusammen mit Oracle VM 2.2, Oracle Enterprise Linux, Red Hat Linux und Windows sowie EMCs PowerPath. In einer Live-Demonstration zeigte EMC, dass sich eine unter hoher Last betriebene Oracle-Datenbank im Betrieb ohne Performance-Einbruch von einem Storage-Array zu einem - auf der Bühne nur wenige Meter - entfernten Array verschieben lässt. Außerdem ließ Gelsinger auch ein komplettes, aus über 500 virtuellen Maschinen samt zugehöriger Nutzdaten bestehendes Rechenzentrum im laufenden Betrieb von einem Array auf ein zweites bewegen.

EMC gibt für Vplex Metro eine Maximaldistanz von 100 Kilometern zwischen den Rechenzentren an. Auf Nachfrage der Computerwoche erklärte Pat Gelsinger, dass bei größeren Entfernungen die Latzenzzeiten den von vielen Anwendungen vorausgesetzten Wert von fünf Millisekunden überschreiten. Er räumt jedoch ein, dass je nach WAN-Provider und Applikation durchaus auch größere Strecken überbrückt werden können. Die Vplex-eigene, neuartige Cache-Technik (Distributed Cache Coherence) jedenfalls soll die Latenz-, Bandbreiten- und Konsistenzschwierigkeiten aus der Welt schaffen und das Verteilen von Daten so überhaupt erst möglich machen.

Vplex Geo soll Daten über weiter als 100 Kilometer entfernte Rechenzentren verteilen, beispielsweise um ein Follow-the-Sun-Konzept zu realisieren oder die Ausfallsicherzeit zu erhöhen. Die Zukunftsmusik Vplex Global wiederum soll aus mehreren kleinen, weltweit verstreuten Rechenzentren ein großes, virtuelles Rechenzentrum erschaffen.

Die Vplex-Appliance selbst bringt pro Controller-Board 64 Gigabyte Cache, 32 8-Gbit/s-Fiber-Channel-Ports und zwei Quad-Core-Prozessoren mit. Bis zu vier solcher Boards, die dann insgesamt 8000 virtualisierte Laufwerke kontrollieren, lassen sich in der Appliance unterbringen. Vplex Metro erfordert zwei dieser Appliances und eine zusätzliche Softwarelizenz. Verwaltet werden die Appliances entweder über ECC (EMC Control Center) oder per Kommandozeilenskript. Preise nannte EMC ebenfalls: Der Einstiegspreis für Vplex liegt bei 77.000 Dollar, wobei das Produkt auch im SaaS-Modell ab 26.000 Dollar erhältlich sein soll. (wh)