Softwarekonsolidierung auf den Clients

Einfach mal abschalten

20.05.2005 von Wolfgang Miedl
Die Softwarevielfalt auf dem Desktop kann eine Firmen-IT in die Knie zwingen. Konsolidierungsmöglichkeiten bieten sich hier in Form von Management-Tools, Web-Technik und Standardisierung an.
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Arbeitsplatz-PCs stellen traditionell einen enormen Kostenfaktor in der IT dar. Schuld daran ist vor allem die Komplexität von Soft- und Hardware: Zum einen gibt es für das Mainstream-Betriebssystem Windows eine nahezu unendliche Vielfalt an Branchen- und Büroanwendungen, die es zu verteilen und zu verwalten gilt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Computer in der Regel über Gebäude oder Standorte verteilen, was aufgrund weiter Wege die Versorgung und Betreuung erschwert. Ansätze gibt es viele, um im Desktop-Umfeld die Effizienz der IT zu steigern und die Infrastruktur zu konsolidieren. Das kann beispielsweise mit einer zahlenmäßigen Reduzierung der angebotenen Anwendungen beginnen und bei einer weitgehend automatisierten und ferngesteuerten Administration der Clients enden.

Obwohl mittlerweile die technischen Möglichkeiten einer effizienten PC-Verwaltung sehr weit reichend sind, hapert es in vielen Unternehmen noch an der Umsetzung. Dass diese Unternehmen damit auf eine der wichtigsten Maßnahmen zur Client-Konsolidierung verzichten, zeigt sich anhand der von Gartner regelmäßig durchgeführten Desktop-TCO-Studie. In der Untersuchung vom September 2003 beispielsweise stellen die Analysten fest, dass eine mit grundlegenden Client-Managementfunktionen ("Typically Managed") administrierte Windows-2000/XP-Umgebung eine Kostenreduktion von elf Prozent ermöglicht. Beim Einsatz umfassender Verwaltungs- und Verteilungs-Tools ("Well-Managed") sind sogar Einsparungen von 37 Prozent allein bei den Arbeitsplätzen möglich.

Die Besonderheit von Softwareverteilungs- und -verwaltungs-Tools besteht darin, dass sich damit jede Art von Installation auf den Clients sowie deren spätere Verwaltung von zentraler Stelle aus bewerkstelligen lassen. Während in den 90er-Jahren bei nahezu jeder Art von Defekt ein Techniker vor Ort Hand anlegen musste, bieten sich heute verschiedene ferngesteuerte Verfahren an. Angefangen bei der Installation des Betriebssystems über Anwendungen und Patches bis hin zu Updates kann der Administrator alles von seiner Konsole aus erledigen.

Ausfallzeiten sinken

Je nach Management-Plattform werden die zu verteilenden Programme als Pakete bereitgestellt, per Klick in der Admin-Konsole lassen sie sich auf alle Clients ausbringen. Die PC-Ausfallzeiten sinken beim Einsatz solcher Management-Werkzeuge deutlich, denn selbst eine völlig zerschossene Installation ist so oft in wenigen Minuten wiederhergestellt. IT-Organisationen sind in einem solchen Umfeld auch in der Lage, von restriktiven Richtlinien abzurücken und den Benutzern mehr individuelle Konfigurationsmöglichkeiten am Desktop einzuräumen. Denn der potenzielle Schaden hält sich in gut gemanagten Umgebungen auch bei fahrlässigem Benutzerverhalten in Grenzen. Zu den wichtigsten Management-Produkten zählen Novell Zenworks, Enteo Netinstall, Matrix 42 Empirum Pro, Microsoft SMS und Symantec On iCommand.

Seit einiger Zeit hat sich die Web-Technik als Alternative zu den aufwändigen Client-Server-Strukturen etabliert. Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt einer Vielzahl an Programmen, die auf jedem PC im Unternehmen zu installieren sind, wird hierbei lediglich ein Browser am Client benötigt. Dieser dient als universelle Oberfläche für die Anwendungen, die am zentralen Web-Server bereitgestellt werden. Eine solche Konsolidierungsstrategie praktiziert beispielsweise die Sparkasse Hanauerland in Kehl, wie der dortige Fachbereichsleiter EDV, Ralph Sester, schildert: "Traditionell existierte in unserem Bereich eine Vielzahl an individuellen Bankenanwendungen auf Client-Server-Basis. Um hier die Verwaltung zu vereinfachen und den Zugriff zu vereinheitlichen, wird bei uns eine konsequente Umstellung auf Web-Anwendungen vorangetrieben."

Zentralisieren mit Web-Technik

Neben der Vereinfachung der IT-Infrastruktur ist eine solche Migration auch ein guter Anlass für eine Inventur. Mit Hilfe einer Analyse von Abläufen und der Softwarenutzung können die tatsächlich benötigten Anwendungen ermittelt werden, kaum oder nicht genutzte Funktionen lassen sich so herausfiltern und eventuell abschalten. Die Schwierigkeit bei der Umstellung vom Client-Server- auf ein Web-Modell besteht in der Anpassung der Anwendungen. Laut Sester war die Portierung bei einem Großteil jener Bankensoftware relativ einfach, die in Delphi oder Visual-Basic geschrieben war und auf SQL-Datenbanken basierte. Das liegt vor allem an der Web-Server-Erweiterung ASP und ASP.NET von Microsoft. Diese erleichtert das Einbetten von Windows-Programmcode in ein HTML-Gerüst.

Desktop standardisieren

Doch nicht alle wichtigen Programme können in wirtschaftlich vertretbarem Rahmen auf eine Browser-Umgebung übertragen werden. Um auch nicht-Web-fähige Windows-Programme zu zentralisieren, entschieden sich die Sparkassen-Organisationen für Terminalserver. Der Vorteil für die Anwender ist, dass sich für sie am äußeren Erscheinungsbild dieser Software nichts ändert. Die IT jedoch kann sie auf einem zentralen Server im Rechenzentrum hosten und umgeht so eine lokale Installation. Weiterhin gibt es jedoch Softwarekategorien, die weder Web- noch Terminal-Server-geeignet sind. In diesen Fällen kommt die klassische Softwareverteilung zum Einsatz - hier in Form des Systems Management Server (SMS) von Microsoft.

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Neben der Problematik der Anwendungsverteilung und -bereitstellung nennt Sester noch ein weiteres, vielfach unterschätztes Konsolidierungsproblem: die in jeder Firma vorhandenen, frei zugänglichen Netzwerkordner. "Alle Benutzer laden ihre Dokumente auf solchen Datenhalden ab. Hinterher weiß keiner mehr, wem was gehört, es entstehen Unmengen unverwalteter, toter Daten", berichtet Sester. Bei der Sparkassen-IT in Kehl ist man dem Problem mit Microsofts Sharepoint Portal Server zuleibe gerückt. Mittelfristig sollen damit alle zur Verfügung gestellten Dokumente verwaltetet werden - ein Index und die integrierte Suchmaschine ermöglichen ein leichtes Auffinden. Da die Überführung der unstrukturierten Bestandsdaten viel Aufwand und Zeit erfordert, läuft die Einführung themenbezogen ab. So bot man den Benutzern zum Einstieg in diese Technik zunächst einmal an, Rundschreiben im neuen Portal abzulegen und zu lesen.

Weitere Konsolidierungsmöglichkeiten bietet die Desktop-Standardisierung. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Strategie, die unter Verwendung von bekannten Techniken wie Softwareverteilung auf einfachere Client-Managementstrukturen abzielt. Solche Projekte beginnen in der Regel mit der Ermittlung der Kern-Anwendungen eines Unternehmens. Danach werden Benutzertypen sowie ein darauf zugeschnittenes Desktop-Profil definiert. Typische Auswahlkriterien wären dabei Power-User, Wissensarbeiter, Büroarbeitsplatz oder einfache Dateneingabe. Auf Grundlage der Profile werden nun so genannte Standarddesktops generiert - es handelt sich dabei um Vorlagen für alle PCs im Unternehmen. Über die Verwaltungskonsole können die Administratoren dann per Mausklick die gewünschten Standard-Desktops auf alle Clients ausrollen - quasi als Klone dieser Originale. (uk)

Wolfgang Miedl, freier Journalist in Erding bei München.