Collaboration

Ein B-to-B-Verbund für Europa - und die Welt

05.01.2011 von Hadi Stiel
Das Irish Dairy Board eint Lieferanten und Abnehmer der Kerrygold-Produkte in einer Community, die alle notwendigen Funktionen einbindet. Das ergibt unter dem Strich weniger Kosten und mehr Durchschlagskraft.
Kerrygold ist die Marke des IDB.
Foto: Irish Dairy Board

Bekannt ist das Irish Dairy Board (IDB) durch die Marke "Kerrygold". Der Vermarkter von Molkereiprodukten mit Zentrale in Dublin wurde 1961 wurde gegründet. Mittlerweile beschäftigt er rund 3.800 Mitarbeiter, die im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erwirtschafteten.

Für die Datenverarbeitung im Verbund mit den Geschäftspartnern - Zulieferern, Transportfirmen und Lebensmittelketten - nutzte IDB bis März 2010 einen zentralen IBM-Mainframe mit CICS/Cobol. Darauf lief das ERP-System. Die Verarbeitung war durch wöchentliche Batch-Jobs geprägt. Auf diese Weise waren beispielsweise die Daten zur Bestands- und Lagerhaltung nur ansatzweise aktuell. Zudem hatte sich die Mainframe-Installation über die Jahre durch Programmier-, Service- und Wartungsaufwendungen zu einem extrem hohen Kostenblock aufgebaut.

Der Generationswechsel

Das sollte anders werden. Im März 2010 ging IDB daran, seine Anwendungslandschaft zu modernisieren. Ziel war ein SAP-Realtime-System auf VMWare-Basis mit Ende-zu-Ende-Transaktionen. Um das ERP-System herum wurde eine Integrations-Middleware angesiedelt. Sie sollte beispielsweise Oracle-Datenbanken, BI-Werkzeuge von SAS, eine CRM-Lösung von Streamserve, Bürokommunikation von Microsoft und die Business Integration Suite von Sterling Commerce anzubinden.

Letztere übernimmt die Anbindung von Kunden, Partnern und Lieferanten - im ersten Schritt europa-, später weltweit. Als Kommunikationsplattform soll sie unter anderem sicherstellen, dass geschäftliche Dokumente im B-to-B-Verbund übermittelt und verarbeitet werden können. Zu diesem Zweck stellt sie Integrationsschnittstellen, Transaktions- und Archivierungsfunktionen sowie eine digitale Signatur für dokumentenbasierende Services bereit. Die Inhalte für die Dokumente sollen automatisch aus den unterschiedlichen Datenquellen einfließen.

Laut John O´Moore, General Manager Information Technology bei IDB, hatte der Molkereiverbund eine flexible Verarbeitungs- und Transaktions-Plattform gesucht, die sich "räumlich nahezu beliebig ausdehnen" ließ. Zudem hatte O'Moore Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit, deutliche Kosteneinsparungen und die Möglichkeit zur schnellen Ein- und Ausgliederung von Geschäftspartnern im Visier. Last, but not least sollte die neue Plattform für einen schlagkräftigeren Geschäftsauftritt und lukrative Umsatzsteigerungen aller Beteiligten sorgen.

E-Invoicing aus der Cloud

John O'Moore, IT-Chef beim IDB
Foto: Irish Dairy Board

Für das E-Invoicing (mit digitaler Signatur) folgte IDB dem Vorschlag von Sterling Commerce, den schwedischen Anbieter Trust Weaver via Cloud in die Pflicht zu nehmen. In seine Verantwortung fallen neben der geschäftlichen Dokumentenabwicklung die Bereitstellung umfänglicher Compliance-Informationen via Web-Portal für die europaweit aufgestellten B2B-Partner sowie die ständige Aktualisierung des elektronischen Archivs, das im zentralisierten Data-Center der IDB in Dublin angesiedelt ist. Definierte Service-Flows werden von IDB oder seinen Geschäftspartnern an die Wolke übermittelt, dort formiert, geprüft, signiert und dann von Trust Weaver über die Business Integration Suite als transaktionsorientierte B2B-Services bereitgestellt.

Die Dokumente, Protokolle und Formate, die auf diese Weise bearbeitet werden, haben die vielfältigsten Formen. Dazu zählen:

Ein Zusatzmodul für die neue Lösung habe ausgereicht, um den B-to-B-Austausch über die Cloud zu ermöglichen, beteuert O´Moore. Das generelle Prototyping dafür sei in zehn Tagen abgeschlossen worden, da in den beteiligten ERP-Systemen keine Modifikationen angefallen seien. Von dem herstellerunabhängigen Systemzuschnitt werde das Unternehmen auch künftig profitieren, wenn neue Geschäftspartner in den Verbund einzugliedern seien.

Unterstützung im Projektverlauf bot die Toolbox der Business Integration Suite. Um die Servicebelieferung via Cloud vor Angriffen zu schützen, kommen SSL (Secure Socket Layer) und starke Authentifizierungsmethoden einschließlich PKS-Karten mit Zertifikaten zum Einsatz.

Globale Ausdehnung im Visier

Mehr Schagkraft, weniger Kosten - das war das Ziel.
Foto: Irish Dairy Board

Deutschland ist innerhalb Europas der wichtigste Markt für Kerrygold-Produkte. "Deshalb haben wir hier von Anfang an die Einbindung von Ketten wie Metro Gruppe, Schwarz Gruppe, Rewe und Edeka forciert", berichtet O’Moore. Zug um Zug wurden andere europaweite Retailer eingebunden: Carrefour, Auchan und Casino Guichard in Frankreich, Tesco in Großbritannien und Ahold in den Niederlanden.

Die Zahl der Geschäftspartner, die sich zu einer schlagkräftigen und kostensparenden E-Business-Community formiert haben, liegt mittlerweile bei knapp 90. Für das Geschäftsjahr 2010 peilte IDB mit der elektronischen Geschäftsplattform ein Umsatzziel von 400 Millionen Euro an. Auf dem mittel- bis langfristigen Plan steht die Eingliederung von 500 bis 600 Business-Partnern in etwa 90 Staaten rund um den Globus. Für die anstehende Expansion hofft O´Moore allerdings, dass sich Staaten wie China, Japan und die Türkei für mehr Compliance nicht länger notwendigen Regulierungen und Regeleinhaltungen verschließen.

Billiger und schneller

Das Zwischenresümee des IT-Verantwortlichen zum aktuellen Projektstand fällt positiv aus: "Vorher kostete uns eine Rechnung zwischen 13 bis 17 Euro. Heute zahlen wir dafür nur noch einen kleinen Teil davon, nämlich das, was der Cloud-Anbieter für seine Services rund um E-Invoicing von IDB erhält." Die Anzahl der elektronischen Rechnungen werde dieses Jahr bei mehr als 60.000 liegen. Da fällt jede Einsparung ins Gewicht.

Außerdem habe sich die Rechnungsstellung extrem vereinfacht und beschleunigt, versichert O'Moore: "Dadurch gehen bei uns die Zahlungen früher ein als vorher, was den Cashflow des Unternehmens steigert." Und mit Blick auf die elektronisch initiierten Lagerbewegungen ergänztder IT-Chef: "LKWs, die zur An- oder Auslieferung starten, gehen heute im Schnitt 20 Minuten schneller auf Tour." Als zusätzliche Einsparungsfaktoren nennt er geringere Frankierkosten, niedrigere Fehlerquoten, weniger Papier bis in die Archive hinein, gedämpfte Administrationskosten sowie eine höhere Transparenz der geschäftlichen Vorgänge.

Über Sicherheits- und Verfügbarkeitsprobleme durch das Cloud Computing sorgt sich O’Moore wenig. Darüber, inwieweit Trust Weaver die geforderten Servicequalitäten für den B-to-B-Verbund einhält, geben pro Jahr etwa 940.000 Quality-Assurance-Ergebnisse an den Schnittstellen der Integrationslösung Auskunft. Zudem bleiben dank der geschäftlichen Abwicklung auf höchster Transaktionsebene und des Service-Brokering alle tragenden Systeme und sensiblen Geschäftsdaten beim IDB beziehunsweise den Geschäftspartnern: "Damit haben wir es auch weiterhin in der Hand, für unsere Systeme und Daten die notwendigen Sicherheits- und Verfügbarkeitsvorkehrungen einzuziehen." (qua)